Trotz neuer Sanktionen der USA weitet der US-Ölfelddienstleister Weatherford International sein Geschäft in Russland weiter aus. Und das, obwohl die Vereinigten Staaten Putins Öleinnahmen eindämmen wollen, die für seine Kriegskasse von entscheidender Bedeutung sind. Das berichtet die britische Financial Times (FT) unter Berufung auf Analysen von Wertpapierunterlagen und Stellenanzeigen.

Demnach hat der in Houston ansässige Hersteller von Ausrüstungsgütern für die Erdöl- und Erdgasgewinnung in den ersten sechs Monaten des Jahres sieben Prozent seines Umsatzes von 2,4 Milliarden Dollar in Russland erwirtschaftet, gegenüber fünf Prozent im Vorjahr. Weatherford Internationals Geschäftstätigkeit in Russland umfasste 332 Millionen Dollar in bar und Vermögenswerten, verglichen mit 233 Millionen Dollar Ende 2024, heißt es im Bericht. Zudem habe die FT rund 100 Stellenanzeigen von Weatherford in Russland identifiziert.

FT: US-Ölunternehmen unterstützen Putins Krieg in der Ukraine

Die Sanktionen, die in den letzten Tagen der Biden-Regierung konzipiert und von Trump im Feburar verhängt wurden, untersagen US-Firmen, russischen Unternehmen Dienstleistungen im Bereich der Ölfeldentwicklung und Rohölproduktion anzubieten. Zudem hat Washington über 30 russische Ölfelddienstleister sanktioniert, um Russlands Öl- und Gassektor weiter zu schwächen.

Doch während mit Baker Hughes und Halliburton zwei der wichtigsten Konkurrenten ihre russischen Einheiten nach Russlands Invasion in die Ukraine an das lokale Management verkauften, bleibt Weatherford – das viertgrößte Ölfeld-Dienstleistungsunternehmen – weiter im Land aktiv.

Auch das in Texas beheimatete Unternehmen SLB bleibt weiterhin in Russland und beschäftigt dort Tausende Mitarbeiter, heißt es weiter. Laut FT verdeutlichen die Enthüllungen, dass russische Niederlassungen einiger US-Unternehmen den Öl- und Gassektor des Landes „auch mehr als drei Jahre nach Putins Befehl zur groß angelegten Invasion in die Ukraine noch immer mit wichtiger Ausrüstung und Dienstleistungen versorgen“.

US-Ölkonzerne verbieten russischem Personal offenbar Kontakt mit USA

Die US-Sanktionen folgten auf Druck eines überparteilichen Zusammenschlusses im Kongress – in einem Brief forderten mehr als 50 Mitglieder härtere Beschränkungen für Öldienstleister in Russland. Einer der Verfasser des Briefes, Lloyd Doggett, kritisierte die erneute Umgehung der US-Sanktionen gegenüber der FT scharf und forderte Trump auf, mit der „Beschwichtigungspolitik“ aufzuhören. „Während Putin jeden Tag mehr und mehr ukrainische Zivilisten tötet, haben diese in den USA ansässigen Ölkonzerne Blut an ihren Händen, indem sie dazu beitragen, anhaltenden Tod und Zerstörung zu finanzieren“, sagte Doggett.

Rechts- und Energieexperten sagten, dass US-Unternehmen Schlupflöcher ausnutzen könnten, um weiterhin in Russland tätig sein zu können. Demnach würden Wetaherford und SLB ihre Russland-Geschäfte aller Wahrscheinlichkeit nach als autonome Einheiten mit russischem Personal strukturieren und strenge Kontrollen einrichten, um den Kontakt mit ihrem US-Hauptquartier zu verhindern.

Sowohl Weatherford als auch SLB lehnten eine Stellungnahme zu ihren Russland-Geschäften ab. Vergangenes Jahr stufte das US-Nachrichtenmagazin Newsweek Weatherford laut FT als eines der verantwortungsvollsten Unternehmen Amerikas ein. Ein Sprecher des US-Finanzministeriums wollte sich zu konkreten Vorwürfen nicht äußern. „Wir nehmen jedoch alle mutmaßlichen Sanktionsverstöße äußerst ernst“, sagte er.

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