Es ist mit Sicherheit in Augsburg der am besten überwachte, öffentliche Platz. Und so war es, man kann es nicht anders sagen, eine große Dummheit, am Königsplatz einen Brandanschlag auf ein Café zu verüben. Es geschah am Abend des zweiten Weihnachtstags 2024: Videokameras der Polizei haben den Tatablauf mehr als eine Stunde lang minutiös gefilmt. Keine zwei Stunden später legen in München Funkstreifenbeamte einem 42 Jahre alten Mann am Zentralen Omnibusbahnhof der Stadt Handschellen an. Noch in derselben Nacht gesteht der Serbe den Brandanschlag. Er gibt an, sein Auftrag sei gewesen, für einen Versicherungsbetrug in Augsburg im „Café 36 Grad“ Feuer zu legen. Das kleine Lokal gehört einem Landsmann von ihm.
Wegen vorsätzlicher und versuchter besonders schwerer Brandstiftung stand der Serbe – Verteidiger Marco Müller – jetzt vor dem Landgericht. Diese Woche fiel das Urteil. Der 42-Jährige, anders als angeklagt nur der einfachen Brandstiftung schuldig, muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Eine unerwartet milde Strafe, die Richter Michael Schneider mit den Feststellungen des im Prozess gehörten Bandsachverständigen begründete. Demnach waren Menschen durch Feuer und Rauch zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Als Passanten die Berufsfeuerwehr um 21.13 Uhr alarmierten, war das Café geschlossen. Zwar hielt sich in der vierten Etage des vorwiegend geschäftlich genutzten Gebäudes eine Frau auf, doch sie konnte das Haus unbehelligt verlassen. Die Treppe, die zu ihrer Wohnung führt, liegt in einem anderen Gebäudeteil.
Angeklagter: „Ich wusste, dass es um Versicherungsbetrug geht“
Vor der Polizei und jetzt im Prozess nannte Muzafer K. den Namen des Mannes, der ihn mit der Brandstiftung beauftragt haben soll. Der Mann sei ein „stadtbekannter Betrüger mit internationalen Kontakten“. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, erhoffte sich der 42-Jährige von ihm einen Job. Beide Männer leben in der serbischen Stadt Novi Pazar, von der sie auch aufbrachen und am 26. Dezember vormittags in Augsburg eintrafen. Ihm seien 1000 Euro versprochen worden, wenn er das Feuer lege. „Ich wusste, dass es um Versicherungsbetrug geht“.
Auf Videofilmen der Polizei, die im Gerichtssaal abgespielt wurden, sieht man, wie der Täter um 20.15 die Tür zum Café öffnet, eintritt. Als er 36 Minuten wieder herauskommt, hat er im Inneren zwei 1,5-Literflaschen gefüllt mit Benzin verschüttet, es aber noch nicht angezündet. Er wartet. Es laufen zu viele Leute vorbei. Um 21.05 Uhr wirft der Täter dann brennendes Papier durch einen Spalt der Glastür. Als es immer noch nicht brennen will, geht er erneut ins Lokal, entzündet Papierhandtücher, die er in Mülleimern findet. Jetzt fängt es wirklich an zu brennen, eine Fensterscheibe bricht unter der Hitze. Wegen der starken Rauchentwicklung sieht man im Film vorbeigehende Menschen nur mehr schemenhaft.
Der Berufsfeuerwehr gelang es, das Feuer innerhalb weniger Minuten zu löschen. Jedoch konnten die Brandbekämpfer nicht verhindern, dass das Café, zugleich Eisdiele und Bar, völlig ausbrannte. Bis heute ist es geschlossen, Fenster sind mit Holzbrettern verrammelt, am Eingang klebt das Schild einer Baufirma. Der Sachschaden, den der Betreiber seiner Versicherung gemeldet hat, liegt bei 80.000 Euro. Ob sie für den Schaden je aufkommen wird, ist noch offen. Wie im Prozess zur Sprache kam, wird gegen weitere drei Tatverdächtige noch ermittelt. Unter ihnen sind der Versicherungsnehmer und ein Kellner, der bei ihm gewohnt haben soll. Im Prozess ist dieser auf einem Videofilm zu sehen, wie er am Tatabend die Glastüren zum Café´anscheinend versperrt, sie aber dann doch einen spaltweit offenlässt.
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Peter Richter
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