Für den Antrittsbesuch von Friedrich Merz als Bundeskanzler in NRW hat sich Gastgeber Hendrik Wüst etwas Besonderes ausgedacht.
Münster (gl) – Das gotische Gemäuer aus dem Mittelalter dient als Filmkulisse für den „Tatort“, in seinem Festsaal wird der Preis des Westfälischen Friedens verliehen, und Touristen kennen es vom Bummel über den Prinzipalmarkt: das Historische Rathaus in Münster. Einen geschichtsträchtigeren Ort in der Münsterland-Metropole hätte sich Bundeskanzler Friedrich Merz für seinen Antrittsbesuch in Nordrhein-Westfalen nicht aussuchen können.
Der CDU-Chef ist dort am 1. September Gast einer Sondersitzung des Landeskabinetts von Ministerpräsident Hendrik Wüst – in dem charakteristischen Bogenhaus mit seinen hohen Giebeln trifft der Sauerländer Merz auf den Münsterländer Wüst.
Antrittsbesuche als politisches Zeichen der Verbundenheit gibt es seit den jungen Jahren der Bundesrepublik. Sie zählen nicht zu den Pflichtaufgaben des Regierungschefs, haben sich aber seit Konrad Adenauer als feste Tradition etabliert. Daher besucht nun auch Merz in loser Taktung alle 16 Bundesländer. Den Auftakt machte Bayern. Dort nahm er Mitte Juli an einer Sitzung der Staatsregierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf der Zugspitze teil – als erster Kanzler überhaupt, der Deutschlands höchstem Gipfel in offizieller Mission einen Besuch abstattete. Niedersachsens Regierungschef Olaf Lies (SPD) empfing Merz eine Woche darauf in der Landeshauptstadt Hannover, das Saarland von Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) wählte mit Saarbrücken im August ebenfalls den Sitz der Landesregierung.
Nun also folgt Nordrhein-Westfalen auf der Tournee durch die 16 Länder als vierte Station seit dem Amtsantritt des Kanzlers – und für ihn ist es ein Heimspiel im doppelten Sinne: Merz stammt aus Brilon im Hochsauerlandkreis, er führt wie Gastgeber Wüst das CDU-Parteibuch.
Die Wahl von Münster als Ort der Begegnung rückt den westfälischen Teil des Bindestrich-Bundeslandes in den Blick: Das 13 Köpfe zählende NRW-Kabinett (neben Wüst gehören acht CDU-Politiker und vier von den Grünen dazu) tagt zu diesem offiziellen Anlass nicht in der Staatskanzlei im rheinischen Düsseldorf.
Zwar ist das genaue Besuchsprogramm noch nicht bekannt. Doch wird sich die Gesprächsrunde im Historischen Rathaus, wo 1648 der Westfälische Friede besiegelt wurde, nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur um wichtige Zukunftsthemen drehen. So will NRW seine Position als Standort für Künstliche Intelligenz ausbauen und mit Industriekooperationen und Forschungsclustern eine bundesweite Vorreiterrolle einnehmen. Die Rüstungsindustrie dürfte mit Blick auf Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ebenso auf der Tagesordnung stehen wie eine mögliche Bewerbung von NRW als Austragungsort für Olympische Spiele.
Texte und Fotos von die-glocke.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.