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US-Präsident Trump hat seit seinem Amtsantritt zahlreiche Investitionen getätigt. Kritiker werfen ihm vor, er nutze sein Amt, um sein persönliches Vermögen zu mehren – und das ziemlich dreist.
Seit seiner Wiederwahl zum US-Präsidenten sieht sich Donald Trump immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, aus seinem Amt Profit zu schlagen. Tatsächlich haben Trump und seine Familie zuletzt zahlreiche Deals getätigt – von Immobilien und Kryptowährungen bis hin zu Anleihen und Aktien. Gibt es hier ein Muster, das auf persönliche Bereicherung hindeutet?
In den USA verpflichtet der als Reaktion auf den Watergate-Skandal verabschiedete „Ethics in Government Act“ von 1978 Präsidenten, Vizepräsidenten und weitere hochrangige Beamte zur jährlichen Offenlegung ihrer Finanzen. Diese Berichte werden beim Office of Government Ethics (OGE) eingereicht und sind für die Öffentlichkeit zugänglich.
Anleihen für über 100 Millionen Dollar gekauft
Aktuellen Dokumenten des OGE zufolge hat Trump seit dem 21. Januar 2025 mehr als 600 Finanztransaktionen durchgeführt und dabei über 100 Millionen Dollar in Unternehmens-, Kommunal- und Staatsanleihen investiert. So erwarb Trump unter anderem Unternehmensanleihen von Citigroup, Morgan Stanley, Meta, T-Mobile US, The Home Depot und UnitedHealth.
Die Beteiligungen des republikanischen Politikers umfassen damit Sektoren, die von politischen Entscheidungen seiner Regierung wie etwa der Finanzmarkt-Deregulierung profitieren könnten. Kritiker sehen darin potenzielle Interessenkonflikte.
Trump, der Aktien-Investor
Mit Blick auf Aktien-Deals gibt es aktuell keine öffentlichen Angaben zu Käufen oder Verkäufen seit Beginn von Trumps zweiter Amtszeit im Januar 2025. Laut der letzten Offenlegung hielt Trump zum Jahresende 2024 allerdings bedeutende Anteile an Microsoft, Blackstone und seinem eigenen Unternehmen, der Trump Media & Technology Group.
Auch von Technologie- und Blue-Chip-Unternehmen wie Amazon, Alphabet, Meta, Tesla, Berkshire Hathaway, PepsiCo, JPMorgan Chase, Coca-Cola und Pfizer besaß Trump demnach Aktien.
Nvidia-Aktionär Trump tütet ungewöhnlichen Deal ein
Die größten Einzelpositionen waren aber Nvidia mit 615.000 bis 1,3 Millionen Dollar und Apple mit 650.000 bis 1,35 Millionen Dollar. Beide Unternehmen sind zentral von Trumps politischen Entscheidungen betroffen.
So untersagte Trump Nvidia zunächst den Verkauf von Chips nach China gänzlich, lockerte diese Regelung nun jedoch vor kurzem. Im Gegenzug muss Nvidia jedoch 15 Prozent seiner Erlöse in China an die US-Regierung abtreten – ein höchst ungewöhnlicher und laut Experten nie dagewesener Vorgang in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
Trump verschont Apple von neuen Chip-Zöllen
Anfang August kündigte Trump zudem Zölle in Höhe von bis zu 100 Prozent auf importierte Computerchips und Halbleiter an. Der iPhone-Konzern solle davon jedoch ausgenommen werden, immerhin habe ihm Apple-Chef Tim Cook zusätzliche Investitionen in den USA in Höhe von 100 Milliarden Dollar zugesagt. Der Kurs der Apple-Aktie stieg daraufhin am folgenden Tag um mehr als vier Prozent.
Trump will bei den neuen Chip-Zöllen für Apple eine Ausnahme machen.
Trumps Immobilien-Geschäfte mit den Arabischen Emiraten
Auch Trumps jüngste Immobiliengeschäfte lassen sich nur schwer von seinen Amtsgeschäften und -reisen trennen. So führte Trumps erste große Auslandsreise nach Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate – und damit just in genau jene Länder, in denen seine Familie parallel neue oder ausgedehnte Projekte verfolgt.
So soll der Trump Tower Jeddah einmal aussehen.
Im Mai begannen die Bauarbeiten zum Trump Tower Jeddah, einem 47-stöckigen Luxus-Wolkenkratzer an der Küste Saudi-Arabiens am Roten Meer. Zudem kündigte die Trump-Familie den Bau eines Luxus-Golfplatzes in Katar „im Trump-Stil“ als Teil eines 5,5 Milliarden Dollar teuren Entwicklungsprojekts sowie des „Trump International Hotel & Tower“ in Dubai an – eine 80-stöckige Immobilie mit dem höchsten Außenpool der Welt.
Trump verdient reichlich an Krypto-Investments
Trumps Krypto-Investments machen allerdings dem angestammten Immobiliengeschäft zunehmend Konkurrenz. Das US-Magazin „Forbes“ schätzte im Juni, dass Trump allein in den vergangenen neun Monaten etwa eine Milliarde Dollar mit seinen Krypto-Investments wie dem Trump-Meme-Coin und seinen Anteilen an World Liberty Financial verdient haben dürfte.
Im Juli gab seine Holding, die Trump Media & Technology, bekannt, dass sie zwei Milliarden Dollar in Bitcoin und andere Kryptowährungen investiert habe. Passt es da nicht gut, dass sich der selbsternannte „Krypto-Präsident“ massiv für die Deregulierung des Sektors einsetzt?
So sehr profitiert Trump von seinem politischen Amt
Erst vor kurzem rechnete David Kirkpatrick in einem aufsehenerregenden Bericht in The New Yorker vor, dass Trump, seine Kinder und deren Ehepartner seit dem Beginn von Trumps erster Präsidentschaft mehr als 3,4 Milliarden Dollar verdient haben. Dabei wären die meisten Deals, Transaktionen und Investitionen mit ziemlicher Sicherheit nicht zustande gekommen, wenn Trump ein reiner Geschäftsmann geblieben wäre.
In einem Interview mit der MSNBC-Sendung The Weekend Primetime am vergangenen Sonntag sagte Kirkpatrick, andere Präsidenten und ihre Kinder hätten zwar Wege gefunden, mit Buchverträgen und Rednerhonoraren „abzukassieren“, doch im Vergleich zu den „Deals“ der Trump-Familie seien das alles „Peanuts“ gewesen.
Wenn die Kinder das Präsidenten-Vermögen verwalten
Was Kritikern besonders sauer aufstößt: Anders als seine Vorgänger hat Trump auch mit Beginn seiner zweiten Amtszeit seine Vermögenswerte nicht in einen sogenannten Blind Trust übertragen. Stattdessen verwalten seine Kinder, allen voran Donald Trump Jr., sein Vermögen. Eine scharfe Trennlinie zwischen privaten Geschäften und öffentlichem Amt sieht anders aus.
Trumps Vorgehensweise unterscheidet sich dabei eklatant von jener früherer Präsidenten. So übertrug etwa Jimmy Carter seine Erdnuss-Farm an einen Blind Trust. Auch Lyndon B. Johnson, Ronald Reagan, Bill Clinton, George Bush und sein Sohn George W. Bush nutzten Blind Trusts während ihrer Präsidentschaft.
Was ist ein Blind Trust?
Ein „Qualified Blind Trust“, wie ihn der „Ethics in Government Act“ von 1978 verlangt, ist eine Treuhandgesellschaft, bei der der Eigentümer („Trustor“) keine Kontrolle, kein Wissen und keinen Einfluss auf die Verwaltung und Auswahl der einzelnen Vermögenswerte hat. Er erhält lediglich quartalsweise einen Bericht über Wertänderungen, ohne Details zu Transaktionen oder Beteiligungen zu erfahren.
Trump so reich wie nie zuvor
Missbraucht Trump also wirklich sein Amt in beispielloser Weise, um sich persönlich zu bereichern? Mit seinem Verzicht auf einen „Blind Trust“ macht sich Trump in jedem Fall angreifbar. Der Vorwurf des Interessenkonflikts ist nicht so einfach von der Hand zu weisen.
Trump und seine Familie wehren sich derweil gegen Vorwürfe, sie würden aus der Präsidentschaft Profit schlagen. So sagte Trump Sohn Eric im Juni zur Financial Times: „Wenn es eine Familie gibt, die nicht von der Politik profitiert hat, dann ist es die Familie Trump.“
Fakt ist: Familienoberhaupt und Präsident Donald Trump ist laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes aktuell 5,5 Milliarden Dollar schwer – und damit so reich wie noch nie.