Die für Samstag geplante Umbenennung der Mohrenstraße im Berliner Bezirk Mitte kann zunächst doch nicht stattfinden. Das Berliner Verwaltungsgericht gab dem Eilantrag eines Anwohners statt, wie das Gericht mitteilte. Er hatte argumentiert, die Straße dürfe nicht umbenannt werden, solange über seine Klage dagegen nicht entschieden sei. Das Gericht hatte nach eigenen Angaben eine Klage gegen die Umbenennung abgewiesen und mehrere andere ruhend gestellt.

Es fehle an einem „besonderen öffentlichen Interesse“ für die sofortige Umbenennung, teilte die zuständige 1. Kammer des Verwaltungsgerichts zur Begründung der Entscheidung mit. Das Bezirksamt habe nicht dargelegt, warum die Umbenennung so dringlich sei, dass vorher nicht noch die Klageverfahren beendet werden könnten. Die Rechtmäßigkeit der Umbenennung sei allerdings an sich gerichtlich geklärt. 

Auch das geplante Datum der Umbenennung am 23. August, dem Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung, sieht das Gericht nicht als hinreichenden Grund an. Gegen den Beschluss kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingelegt werden.

Bezirk schlug Philosophen aus Westafrika als neuen Namensgeber vor

Der von den Grünen geführte Berliner Bezirk Mitte will die Mohrenstraße
schon länger umbenennen
. Die Bezirksverantwortlichen halten den bisherigen Straßennamen wegen des Begriffs „Mohr“
für rassistisch. Ihr Vorschlag: Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Der um 1703 im heutigen Ghana in Westafrika geborene Amo war als Kind nach Deutschland verschleppt worden. Er war hierzulande der erste bekannte Philosoph und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft.

© Lea Dohle

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Die klagenden Anwohner hatten wiederum argumentiert, die Namensgebung für die Mohrenstraße vor 300 Jahren sei nicht rassistisch, sondern wertschätzend gemeint. Viele historische Straßennamen hätten mehrere Seiten, aber sie seien Teil der Geschichte der Stadt und man müsse sie erklären. 

Mohrenstraße

Umbenennung von Straßen

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Harald Martenstein:
Das Dilemma der Straßennamen

Straßennamen:
Argumente statt Gefühle, bitte

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Rassismus:
Die Straße des Anstoßes

Eine Umbenennung der gleichnamigen U-Bahnstation durch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) war in der Vergangenheit gescheitert. Der neue Name Glinkastraße sollte an den russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka erinnern, der zeitweise in Berlin gelebt hatte. Nachdem Antisemitismusvorwürfe gegen Glinka publik wurden, stoppte die BVG die Umbenennung.