Galerie mit 18 Bildern: Wucan – Rock Hard Festival 2023
WUCAN nehmen uns mal wieder mit auf einen Trip durch ihren Klangkosmos aus Heavy Rock, Krautrock, Funk und einer gesunden Prise 70s Prog. Dabei zeigen Dresden’s Finest auf ihrem vierten Album „Axioms“, dass Retrosound nicht zwingend mit Adjektiven wie „altbacken“ oder „angestaubt“ einhergehen muss.
WUCAN transportieren ihren Retrosound ins Hier und Jetzt
Den Einstieg in „Axioms“ gerät ziemlich explosiv. Beim treibenden „Spectres Of Fear“ zeigen WUCAN ihre Interpretation von klassischem Heavy Metal, nämlich durch den Krautrock-Fleischwolf gedreht. Die Rhythmusfraktion bollert im typischen MAIDEN-Galopp voran, während Gitarrist Tim sich auf schrammelige Riffs konzentriert und die Melodieführung von der schärfsten Rockflöte seid JETHRO TULL übernommen wird. Mit „Irons In The Fire“ folgt eine hochenergetische, extrem eingängige Hard-Rock-Sause, die trotz ihrer In-Your-Face-Attitüde nicht auf kauzige Eigenheiten wie ein Theremin-Solo verzichtet und damit ebenfalls typisch WUCAN ist.
Danach heißt es aber erstmal Schlaghose hochgezogen und Plateauschuhe poliert: It’s Disco time, baby! Denn bei „Wicked, Sick And Twisted“ laden die Ostdeutschen mit einem heißen Beat und einer funky Bassline zum Hüftschwung aufs Parkett und versprühen dabei jede Menge 70s-Tanztempel-Flair. Tanzbar bleibt es, allerdings ist „KTNSAX“ selbst für WUCAN-Verhältnisse recht experimentell geraten. Erneut dürfen Basser Alex und Drummer Philip einen wohlig pumpenden Rhythmusteppich auslegen, während wabernde Synthesizer und die ungewohnt zurückgenommene, leicht unterkühlte Gesangsdarbietung von Francis Tobolsky das Stück irgendwo zwischen deutscher 70er/80er-Elektronik und Post-Punk platzieren.
Wie bei WUCAN üblich, öffnet sich das Album mit zunehmender Spieldauer. Mit „Holz auf Holz“ gibt es natürlich wieder die obligatorische Ostrock-Hommage, deren Text noch deutlicher als bei „Fette Deutsche“ vom Vorgänger politisch gefärbt ist. Und nach dem ekstatisch rockenden „Pipe Dreams“ lassen WUCAN beim Titelstück schließlich ihre Prog-Einflüsse ganz von der Leine; der Song beginnt balladesk und ergeht sich schließlich in ausladenden Solopassagen, die einen gewissen Jam-Session-Charakter vermitteln. Das abschließende „Fountain Of Youth“ steigert sich ähnlich langsam, ist aber mehr als dramatische Rocknummer konzipiert, bei der besonders Energiebündel Francis nochmal eine mitreißende Performance hinlegen darf.
„Axioms“ ist das bisher ausgereifteste Album der Band
Es klingt ein bisschen wie ein Klischee, aber mit „Axioms“ liefern WUCAN tatsächlich ihr bislang ausgereiftestes Werk ab. Grundsätzlich hat sich an der Herangehensweise der Band zwar nichts geändert, das Songmaterial wirkt jedoch insgesamt etwas kompakter und zugänglicher, ohne dabei auf etablierte Trademarks zu verzichten. So gelingt es WUCAN wie wenigen anderen Truppen im Retro-Sektor, einen ziemlich eigenständigen Sound zu erschaffen, der zudem trotz seiner stilistischen Offenheit stets in sich schlüssig wirkt.
Die einerseits warme und natürliche, dabei aber auch klare, druckvolle und nicht auf Biegen und Brechen auf 70er Jahre gepolte Produktion unterstreicht ebenfalls das Bild einer Band, die trotz ihrer Einflüsse nicht in Anachronismen festhängt. Stattdessen transportieren WUCAN ihre Einflüsse gelungen in die Gegenwart und so dürfte „Axioms“ nicht nur für Nostalgiker, sondern für alle aufgeschlossenen Rockfans ein kleines Fest darstellen.