Der globale Wettbewerb um Technologieführerschaft ist noch nicht entschieden. Eine europäische Hightech Agenda könnte der Schlüssel für Europa sein. Wirtschaftsexperte Bertram Brossardt analysiert, wie Europa durch gezielte Förderung von Zukunftstechnologien wieder an die Spitze gelangen kann.
Die europäische Wirtschaft steht vor einer großen Bewährungsprobe. Protektionismus und wirtschaftliche Abschottung werden global betrachtet immer mehr zur gängigen Praxis. Zur gleichen Zeit kämpfen die Unternehmen mit einem bedrohlichen Mix aus Standortnachteilen. Vor allem die hohen Energiekosten und die überbordende Bürokratie lassen die EU im weltweiten Wettbewerb zurückfallen. Die Herausforderungen für Europa könnten nicht größer sein.
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Die Europäische Kommission hat die Zeichen der Zeit erkannt und eine radikale Neuausrichtung ihrer Wirtschaftspolitik angekündigt. Mit den vorgestellten Initiativen unter anderem zum EU-Kompass für Wettbewerbsfähigkeit hat sie dabei schon erste Weichen gestellt, um die Standortbedingungen in Europa wieder zu verbessern.
Doch wie gelingt uns der große wirtschaftspolitische Wurf, der unseren Wohlstand auch die nächsten Jahrzehnte sichert? Viele werden dabei außerhalb Europas nach Lösungen suchen. Dabei gibt es in Europa mindestens genauso gute Beispiele, wie man die richtigen Weichen für eine innovative Zukunft stellt. Dafür genügt ein Blick in die europäischen Regionen – allen voran nach Bayern.
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Bertram Brossardt war in leitenden Funktionen im bayerischen Wirtschaftsministerium und im Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie tätig. Seit 2005 ist er Hauptgeschäftsführer von vbw, BayME und VBM. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Eine bayerische Strategie für Zukunftstechnologien
Grundsätzlich gilt: Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 791,6 Milliarden Euro ist die bayerische Wirtschaft die achtgrößte Volkswirtschaft in Europa. Das wirtschaftliche Herz der EU schlägt in Bayern und damit mitten in Europa. Zwar ist auch Bayern derzeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert. Gleichzeitig haben sowohl Wirtschaft als auch Politik bereits früh erkannt, dass der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg in der gezielten Förderung von Zukunftstechnologien vor Ort liegt.
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Mit der Hightech Agenda hat die Bayerische Staatsregierung bereits 2019 eine Technologieoffensive geschaffen, um die großen Transformationsprozesse aus Bayern mitzugestalten. Insgesamt 5,5 Milliarden Euro werden bis 2027 investiert, darunter für über 1.000 neue Professuren unter anderem in den Bereichen KI und SuperTech, 52 Technologietransferzentren und 19 digitale Gründerzentren. Die jüngsten Entscheidungen von globalen Tech- und KI-Riesen, ihren Standort nach Bayern zu verlagern, stärken die Position des Freistaats in diesem Bereich. Die Zahlen bestätigen die Strategie: Bayern ist für 40 Prozent der deutschen Weltklassepatente und 18 Prozent der EU-Weltklassepatente verantwortlich.
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Damit eine solche Hightech Agenda aber volle Wirkung entfalten kann, müssen wir größer denken. Fakt ist: Bayern, Deutschland und die EU stehen in einem harten Wettbewerb um Weltanteile in der Spitzenforschung, aber auch um Entwicklung und Marktführerschaft. Wir brauchen daher eine übergreifende Strategie – von München bis nach Berlin und Brüssel.
Hightech Agenda Deutschland in Vorbereitung
Die Bundesregierung hat nun ihrerseits eine neue Hightech Agenda Deutschland angekündigt. Sie will damit unter anderem Künstliche Intelligenz, Quanten-, Halbleiter- und Biotechnologien auf ein neues Level heben. Erste Überlegungen klingen vielversprechend – insbesondere, wenn parallel auch die Bedingungen für Investitionen und generell für die Produktion am Standort verbessert werden. Dabei geht es nicht um einen Vorsprung innerhalb der EU – schon heute stammt knapp jedes zweite Weltklassepatent aus der Bundesrepublik. Ein starker Hightech-Standort Deutschland braucht starke europäische Partner, und es gilt eine Vielzahl an technologischen Zukunftsfeldern zu besetzen.
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ANZEIGEDer Weg zum Quantensprung bei den Hightech-Technologien in Europa
Um sowohl in Schlüsseltechnologien an der Spitze mitzuspielen als auch komplette Wertschöpfungsketten in der Breite abzudecken, müssen unsere Kräfte auch auf europäischer Ebene stärker gebündelt werden. Eine gesamteuropäische Hightech Agenda verspricht einen echten Paradigmenwechsel im Rennen um globale Technologieführerschaft. Auf europäischer Ebene bestehen zwar bereits Förderungen und EU-Programme für kritische Technologien, diese sind aber oftmals ohne einheitliche Gesamtstrategie. Eine europäische Hightech Agenda könnte hier insgesamt für Vereinfachung und Klarheit sorgen.
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Zudem gehört zu einer klugen Strategie für Zukunftstechnologien auch, dass exzellente Forschungsergebnisse in am Markt erfolgreiche Produkte umgesetzt werden. Die Verankerung von Gründung und Transfer im Aufgabenbereich der Hochschulen und die Stärkung der Zusammenarbeit der Wissenschaft mit der bayerischen Wirtschaft haben sich bewährt. Eine europäische Hightech Agenda muss der europäischen Wirtschaft daher ebenfalls eine Schlüsselrolle einräumen.
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Letztendlich geht es auch um mehr Freiheit. In Bayern leben wir seit Jahrzehnten eine Politik des gegenseitigen Vertrauens zwischen Politik und Wirtschaft. Das verschafft unseren Betrieben Beinfreiheit und sichert den Erfolg unseres Standorts. Innovationen entstehen nicht unter „Klein-Klein“ und überbordender Bürokratie. Europa muss den Unternehmen mehr vertrauen.
Der globale Wettbewerb um Technologieführerschaft ist noch nicht entschieden. Europa hat weiterhin die Chance, ganz vorne mitzuspielen. Eine europäische Hightech Agenda könnte dabei den Grundstein für eine EU legen, die ein weltweiter Innovationsstandort für Schlüsseltechnologien ist.