Nach acht Zinssenkungen seit 2024 legt die EZB eine Pause ein. Kommt der nächste Schritt im Herbst? Das sagen Analysten und Finanzexperten.

  • Die EZB hat den Leitzins am 24. Juli bei 2,00 Prozent belassen – nach acht Senkungen seit Sommer 2024
  • Kommt im Herbst die nächste Anpassung oder bleibt es bei der Zinspause?
  • Ökonomen und Marktbeobachter schätzen ein, wie es 2025 weitergehen könnte

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 24. Juli entschieden, den Leitzins unverändert bei zwei Prozent zu belassen. Die Hochzinsphase für Sparerinnen und Sparer bleibt damit vorerst stabil. Wie geht es 2025 im Herbst bei dem nächsten Zinsentscheid-Termin der EZB weiter? Und kommen noch weitere Anpassungen? Wir haben aktuelle Prognosen und Expertenstimmen zusammengefasst.

EZB-Leitzins Experten-Prognosen: Was nach der Juli-Sitzung zu erwarten ist

„Die Entscheidung war zu erwarten gewesen“, sagt Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. „Solides Wachstum im ersten Halbjahr und eine Inflationsrate auf Zielniveau sprachen klar dafür, mit ruhiger Hand zu fahren.“ Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck, bewertet die Zinspause ähnlich: „Die heutige Pause überrascht nicht. Nach dem Zinsschritt im Juni und der jetzt erreichten Inflationsrate von 2 Prozent ist es gut, dass die EZB nicht nur die Effekte ihrer Politik abwartet, sondern vor allem das Ergebnis der laufenden Zollverhandlungen zwischen der EU und den USA.“

Auch Konstantin Veit, Portfoliomanager bei PIMCO, sieht den Leitzins bei 2 Prozent als möglichen Endpunkt: „Der aktuelle Leitzins von zwei Prozent dürfte von der Mehrheit des EZB-Rats als Mittelwert eines neutralen geldpolitischen Korridors für den Euroraum angesehen werden.“

Christine Lagarde ist Präsidentin der Europäischen Zentralbank: Der Leitzins wurde heute erneut gesenkt.

Christine Lagarde ist die Präsidentin der Europäischen Zentralbank.
© Hans Christian Plambeck/laif | Hans Christian Plambeck/laif

Andere Ökonomen rechnen mit weiteren Senkungen – wenn auch nicht ohne Widerstände. „Wir gehen von weiteren Zinssenkungen der EZB aus, aber es wird schwerer für sie, dies mit den Daten zu erklären“, sagt Gilles Moëc, Chefökonom der Axa Group. Seiner Einschätzung nach dürfte der nächste Zinsschritt im September folgen, mit einem möglichen Zielwert von 1,5 Prozent für den Einlagensatz.

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In eine ähnliche Richtung argumentiert das Analystenteam der japanischen Bank Nomura. Die Experten erwarten, dass die Inflation im Euroraum um die Zwei-Prozent-Marke pendelt und die EZB bis Dezember 2025 den Einlagensatz auf 1,50 Prozent senken wird. Die jüngsten Preisdaten und die gesunkenen Rohölpreise geben der Notenbank laut Analyst Andrzej Szczepaniak zunehmend Spielraum: „Die erhöhten Inflationssorgen sind unserer Ansicht nach für die EZB endgültig passé.“

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main

Die Europäische Zentralbank (EZB) bestimmt den geldpolitischen Kurs im Euroraum 
© picture alliance / greatif | Florian Gaul

Altaf Kassam vom Vermögensverwalter State Street Global Advisors ergänzt: „Die gemäßigte Haltung der EZB lässt uns eine weitere Zinssenkung im Jahr 2025 erwarten, obwohl wir der Ansicht sind, dass kurzfristig keine weiteren Senkungen erforderlich sind.“ Dem stimmen auch die Finanzexperten Konrad Kleinfeld vom Vermögensverwalter SPDR und Bastian Freitag vom Asset Manager Rothschild & Co zu: „Weitere Zinsschritte nach unten sind aus heutiger Sicht nicht zwingend erforderlich“, sagt Kleinfeld.

Gleichwohl bleibe eine zusätzliche Senkung im Herbst denkbar – abhängig von der weiteren Datenlage und externen Risikofaktoren. Freitag vermutet weitere Zinssenkungen nur im Extremfall: „Zinssenkungen auf unter 1,5 Prozent erwarten wir nur bei einem negativen Wachstumsschock“, so der Experte. Wann findet der nächste EZB-Entscheid statt? Wir haben hier alle Termine für die nächsten EZB-Zinsentscheide für Sie zusammengestellt.

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Die Bauzinsen wird die Leitzinssenkung nicht direkt beeinflussen – sie sei sogar bereits eingepreist, sagt Florian Pfaffinger, Mitglied des Expertenrats vom Finanzierungsvermittler Dr. Klein. Anders als häufig gedacht haben die Zinsschritte der EZB in der Regel nur einen geringen Einfluss auf die Bauzinsen. Das liegt daran, dass die Zinsen für Immobilienkredite nicht nur für wenige Tage oder Monate gelten, sondern für viele Jahre. Die meisten dieser Kredite haben einen festen Zins, also eine Zinsbindung, von mehr als zehn Jahren.

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