Gleich mehrmals wurden Plakate, mit denen an noch immer von der Hamas im Gazastreifen festgehaltene Geiseln erinnert wird, im Grüne­burgpark abgerissen. Seit dort am Samstag das „System Change Camp“, ein von Gruppen aus der Klimaschutzbewegung organisiertes Protestcamp, begonnen hat, werden die Plakate regelmäßig von jüdischen Aktivisten oder Kommunalpolitikern von CDU und FDP an Bauzäunen im Park angebracht. Sie werfen den Organisatoren des „System Change Camps“ vor, antisemitischen Positionen ein Forum zu bieten.

Mitunter werden Plakate noch während der Aktionen von Camp-Teilnehmern wieder entfernt, teils verschwinden die Poster aber auch über Nacht. Am Freitagabend dann kommt es zu einem besonders heftigen Übergriff: Jüdische Aktivisten werden von Camp-Teilnehmern mit roter Farbe attackiert.

Als „Mörder“ beschimpft

Einer der Angegriffenen ist Sacha Stawski, Vorsitzender des Verein Honestly Concerned. Er habe am Rand des Camps Plakate aufgehängt, als eine Aktivistin auf ihn zugelaufen kam, berichtet er. Aus zwei Farbflaschen habe sie auf ihn und zwei weitere Personen rote Farbe geworfen.

Protest am Bauzaun: Ein Kritiker des Camps hängt ein Plakat auf, um an israelische Entführte in Gaza zu erinnern.Protest am Bauzaun: Ein Kritiker des Camps hängt ein Plakat auf, um an israelische Entführte in Gaza zu erinnern.Peter Jülich

„Ich hatte überall rote Farbe, an Hemd, Hose, Brille, sogar im Mund“. Die Aktivisten seien „sehr aggressiv“ gewesen und hätten ihn als „Mörder“ beschimpft. Nach der Attacke seien sie zurück ins Camp gerannt. Gegen die Angreifer hat Stawski Strafanzeige gestellt.

Von Übergriffen berichten aber auch die Organisatoren des „System Change Camps“. So sei mehreren Teilnehmern des Camps von Unbekannten die Kufiya, der sogenannte Palästinenserschal, heruntergerissen worden. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde laut einer Pressesprecherin des Camps eine Wasserleitung zerschnitten. Eine Anzeige habe man deshalb aber nicht gestellt.

Der Gazakrieg bewege viele der Teilnehmer. Auf dem Camp solle offen über den Konflikt diskutiert werden können, sagt die Sprecherin. Man habe aber verschiedene „rote Linien“ definiert. So werde etwa eine Legitimierung des Hamas-Anschlags auf Israel vom 7. Oktober 2023 bei der Versammlung nicht geduldet.

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Mittlerweile hat sich zu dem Camp auch die Jüdische Gemeinde in Frankfurt geäußert. „Mit erheblicher Sorge und großem Unverständnis“ blicke man auf die Versammlung, heißt es in einer Mitteilung. Auf zahlreichen Veranstaltungen auf dem Camp würde „Hetze gegen Israel“ propagiert, städtischer Raum werde „für extremistische Haltungen“ zur Verfügung gestellt.

„Besonders befremdlich ist das Schweigen des Magistrats und des Oberbürgermeisters zu dieser Thematik“, schreibt der Gemeindevorstand. Man sei über „die bisherige Untätigkeit der Stadt sehr enttäuscht“. Workshops, Vorträge und Kulturprogramm laufen im Grüneburgpark noch bis zum Sonntagabend. Am Montag beginnt der Abbau.