Seit seiner Veröffentlichung im Juni 2025 hat der Animationsfilm „KPop Demon Hunters“ weltweit für Aufsehen gesorgt – und fand auch schnell seinen Weg in die Stuttgarter Fan-Community. Mit einer Mischung aus eingängigen K-Pop-Songs, Action, Fantasy und koreanischer Mythologie eroberte der Film nicht nur die Netflix-Toplisten, sondern auch die internationalen Musikcharts. In Deutschland wurde etwa der Song „Golden“ zum Sommerhit 2025 gekürt.
Die Organisatoren der beiden lokalen Gruppen „K-Pop Events Stuttgart“ und „Random Dance Stuttgart“ spüren den Hype des Filmes auf unterschiedliche Weise. Für sie ist es nicht das erste Mal, dass internationale Popkulturtrends und regionale Fankultur aufeinandertreffen.
Von Picknick zu Massenandrang
Saskia Besenthal organisiert in ihrer Freizeit mit einem Team aus insgesamt sechs Mitgliedern monatliche K-Pop-Events in Stuttgart. Begonnen hat alles im März 2024 mit einem Sammelkarten-Picknick im Park – damals mit rund 30 Teilnehmenden. Mittlerweile würden bis zu 400 Fans zu den Treffen kommen, so die Organisatorin. „Wir haben jetzt tatsächlich einen größeren Andrang, als wir erwartet hätten.“
Neben thematisch gestalteten Cup Sleeves – dekorativen Hüllen für Getränkebecher – gibt es einen Sammelkartentausch, Merchandise, Verlosungen und vor allem viel Gelegenheit, über Lieblingsbands zu sprechen. Welche Gruppe oder welches Thema die Veranstaltung prägt, kann von der Community mitbestimmt werden: „Wir schauen immer, welche K-Pop-Gruppen am beliebtesten sind, und starten öfter mal Umfragen, was die Leute gerne in Stuttgart hätten“, erzählt die 22-Jährige. Häufig gebe es auch spezielle Events zu Jubiläen von Bands oder Geburtstagen der Mitglieder.
Der Film „KPop Demon Hunters“ taucht in den Anfragen ebenfalls immer häufiger auf. „Viele wollen tatsächlich ein Event haben, bei dem man diese Sammelkarten tauschen kann“, so Besenthal. Erste Überlegungen zu speziellen Motto-Events gibt es bereits – nicht nur mit Sammelkarten der virtuellen „Idols“, sondern auch mit passender Dekoration und Musikauswahl. Ein Hindernis bleibt jedoch das fehlende offizielle Merchandise zum Film, was Verlosungen noch nicht möglich macht.
Random Dance Stuttgart: Songs statt Motto
Auch in der Community rund um den Random Dance in Stuttgart ist „KPop Demon Hunters“ angekommen. Allerdings liegt der Fokus hier weniger auf intensiven Filmgesprächen, sondern auf dem puren Tanzerlebnis zu K-Pop-Hits. Seit 2018 treffen sich dort regelmäßig bis zu 100 Menschen, um zu spontanen Choreografien bekannter Lieder zu tanzen – meist auf dem Pariser Platz in Stuttgart, in den Wintermonaten auch in Sporthallen. „Wir hatten in den Songwünschen auch schon ein paar Songs von ‚KPop Demon Hunters’“, berichtet Organisator Phi Long Tran. „Das beste Beispiel wäre ‚Soda Pop.‘“
Tran betont, wie positiv überrascht viele Zuschauer von der Musik des Filmes sind. Denn abgesehen von den realen Hits „Strategy“ der Band Twice oder „Love Me Right“ von Exo, wurden die Lieder eigens für den Film produziert – und von Sängerinnen und Sängern eingesungen, die bislang weniger bekannt waren. „Dafür, dass nicht so bekannte Sänger zusammengeformt wurden, waren die Songs richtig gut“, sagt der 26-Jährige. „Und sie sind jetzt auch quasi Mainstream unter den K-Pop-Fans hier in Stuttgart.“ Außerdem ist er beeindruckt davon, dass zu jedem Lied eine eigene Choreographie existiert, die auch bei den Random Dances in Stuttgart getanzt werden könnten – und das „obwohl der Film animiert ist. Es ist echt toll für die Fans, dass sie die Choreografien selbst mal nachtanzen können“, meint der Organisator.
Authentizität statt Klischees
Neben der Musik könnten auch die Darstellung der Figuren sowie die Detailtiefe Gründe für die Beliebtheit des Animationsfilms sein, sagt Saskia Besenthal. „Es ist jetzt tatsächlich so, dass die Personen nicht komisch oder mit Stereotypen dargestellt wurden.“ Denn in vielen Produktionen würden K-Pop-Fans oft auf kreischende Teenager reduziert werden, „KPop Demon Hunters“ hingegen zeige die Fans als Musikliebhaber wie jede andere Community auch. „Man merkt, dass Leute an der Produktion beteiligt waren, die selbst K-Pop mögen und sich gut informiert haben“, meint Besenthal.
Das zeige sich auch in der Verwendung von koreanischen Mythologien im Film. Besenthal erklärt: Die Girlgroup „Huntr/x“ basiert auf den Mudang – Dämonenkämpfer, die auch als Vermittler zwischen der menschlichen und spirituellen Welt gelten. Im Film werden die Dämonen unter anderem von der konkurrierenden Boygroup „Saja Boys“ dargestellt, die sowohl bei den Fans im Film als auch der realen K-Pop-Community für große Begeisterung sorgen. Auch mythische Figuren tauchen in dem Animationsfilm auf, etwa der Tiger, der für Schutz steht oder die Elster, die gute Nachrichten bringt.
Gleichzeitig gibt es auch Diskussionen in der Community: „Viele Fans mögen es nicht, dass der Film ziemlich gecuttet wurde“, sagt Besenthal. Denn die ursprüngliche Fassung sollte drei Stunden dauern, anstelle der rund eineinhalb Stunden, die bei Netflix zu sehen sind. „Jetzt sind viele sauer, weil einiges von dem Film fehlt.“
Außerdem sei der Film in einigen Details nicht immer realistisch, etwa beim Essverhalten der Idols. „Sie haben eigentlich richtige Diäten“, so die 22-Jährige. „Das fanden einige Leute etwas unrealistisch, denn solche eigentlich bekannten Sachen wurden ein bisschen weggedreht.“ Andere Fans wiederum würden gerade darin einen Reiz sehen – eine andere, weniger belastende Darstellung des K-Pop-Alltags.
K-Pop-Idols als Inspirationsquelle in „KPop Demon Hunters“
Insgesamt seien die meisten Fans aber begeistert von dem Film – insbesondere der Gestaltung einzelner Charaktere, die sich erkennbar an echten K-Pop-Idols orientiert, sagen Besenthal und Tran. Huntr/x erinnere etwa an Blackpink oder IVE, die Saja Boys an Gruppen wie ATEEZ, TXT oder Stray Kids.
Innerhalb der Community, so auch in Stuttgart, entfache dies lebhafte Diskussionen darüber, welche realen Stars in den animierten Figuren wiederzuerkennen sind, welche „Members“ am meisten begeistern und mit welchem Charakter sich die Fans am stärksten identifizieren. „Jede Figur repräsentiert einen Typ von Idol oder Merkmale, die immer wiederzufinden sind“, so Phi Long Tran. „Also gibt es für jeden Zuschauer ein Idol, das sie genauer verfolgen oder anfeuern können.“
Seit 2018 versammeln sich K-Pop-Fans in Stuttgart, um gemeinsam zu beliebten Hits zu tanzen. Foto: Random Dance Stuttgart
Während Saskia Besenthal und ihre Kollegen für ihre Eventreihe bereits Ideen zu „KPop Demon Hunters“ sammeln, ist ein eigener Thementag bei Random Dance Stuttgart allerdings nicht geplant, sagt Tran. „Bei uns ist kein Riesenhype zu ‚KPop Demon Hunters’ entstanden beziehungsweise ist der Höhepunkt schon erreicht. Wenn wir bisher nichts gemacht haben, würden wir wahrscheinlich auch in Zukunft kein ganzes Event dem Film widmen.“
Stattdessen bleibe das Prinzip: Die Teilnehmenden bestimmen selbst, welche Songs in die Playlist kommen. So kann es laut dem Organisator dennoch gut sein, dass einzelne Lieder des Filmes auch in Zukunft regelmäßig gewünscht und gespielt werden – eingebettet in eine vielfältige Mischung aus K-Pop-Klassikern und neuen Hits.