Stand: 22.08.2025 23:41 Uhr

Nicht nur RB Leipzig hat zum Saisonauftakt der Fußball-Bundesliga eine Lehrstunde erteilt bekommen: Meister Bayern München hat der gesamten Liga innerhalb von 45 Minuten gezeigt, dass nicht nur der Kader top besetzt ist – sondern bereits die Mannschaft in grandioser Frühform ist. Die Münchner brillierten von Beginn an und zogen einen sehenswerten Spielzug nach dem anderen aus Zauberhut. Nach dem 6:0 (3:0) am Freitag waren die Leipziger sowohl ent- als auch verzaubert.

Michael Olise eröffnete den Torreigen (27.), Zugang Luis Diaz steuerte seinen ersten Bundesliga-Treffer bei (32.), ehe Olise zum zweiten Mal ins Leipziger Tor traf (42.). Und dann machte Harry Kane „Harry-Kane-Sachen“ und schenkte RB drei Tore (64., 74. und 78.) ein. Mit diesem Kantersieg hat sich der Rekordmeister sofort wieder in die Top-Position als Anwärter auf den nächsten Meistertitel gebracht. „Heute lief gefühlt einfach alles“, sagte Serge Gnabry der Sportschau, „es hat viel Spaß gemacht mit den Jungs vorne, wir waren im Flow.“

Beim Gegner aus Leipzig hatten sie sich den Saisonstart anders vorgestellt. „Wir haben uns viel vorgenommen zu Saisonbeginn“, sagte Leipzigs Kapitän David Raum nach der Partie am ARD-Mikrofon, „und wir kriegen direkt aufs Maul, muss man so sagen. Die Bayern waren brutal effektiv, und von uns kam viel zu wenig. So kann es nicht weitergehen.“ Sein Trainer Ole Werner sprach von „einem Berg von Arbeit“, der nun warte. „Wir wussten das, wir sind eine Mannschaft im Umbruch. Aber heute haben wir es noch einmal schwarz auf weiß gezeigt bekommen.“

Frühe Schrecksekunde

Münchens Überlegenheit gegen umstrukturierte Leipziger wurde bereits ab der zehnten Minute manifest: Ein Pass von Harry Kane fand Konrad Laimer rechts, der es aus spitzem Winkel probierte, aber den Ball nicht richtig traf. Kurz zuvor war Leon Goretzka umgeknickt, konnte aber nach kurzer Behandlung weiterspielen.

Die Bayern wirkten in allen Mannschaftsteilen konzentriert und so, wie sich das Trainer Vincent Kompany zum Saisonstart das gewünscht hatte: Kimmich & Co. waren „vom Kopf her voll da“. Mit großer Ballkontrolle drückte der FCB die Gäste in die Defensive, die mit und ohne Ball kaum über die Mittellinie kamen.

Drei „Zaubertricks“ innerhalb von 15 Minuten

Es benötigte etwa eine halbe Stunde, bis sich das Starensemble der Bayern, bei denen die Weggänge von Leroy Sané und Kingsley Coman zu keinem Zeitpunmkt zu bemerken waren, eingespielt hatte. Hinten lieferte Jonathan Tah in seiner ersten Liga-Partie für die Bayern ein nahezu perfektes Spiel in Sachen Stellungsspiel und Timing ab. Im Mittelfeld setzten Josua Kimmich, Goretzka und Josip Stanisic immer wieder klare Akzente. Und vorne: egal, ob da nun Serge Gnabry, Konrad Laimer, Michael Olise, Harry Kane oder Zugang Luis Diaz auftauchten, die Münchner ließen eine überraschende Aktion auf die nächste folgen.

Zuerst war es Olise, der flach vollendete, was Stanisic und Gnabry eingeleitet hatten: Zwar kam die Vorlage für den Franzosen von einem Leipziger, aber die Präzision und Geschwindigkeit, mit der die roten Gastgeber agierten, provozierten Fehler.

Die Bayern wechselten munter die Positionen: Diesmal leitete Kane über halblinks ein, Gnabry in der Mitte legte den Ball quasi unsichtbar weiter auf den einlaufenden Luis Diaz. Der Kolumbianer benötigte keine Sekunde, um das Zuspiel in einen wuchtigen Schuss unter die Latte rechts in den Winkel zu donnern.

Olise trifft auch noch mit dem „starken“ Fuß

Hatte Olise seinen ersten Treffer in dieser Partie noch mit seinem „schwachen“ rechten Fuß erzielt (Bedeutung von „schwach“ in diesem Fall: mit fast 100 km/h Schussgeschwindigkeit), nahm er diesmal sein „starkes“ Bein. Nach einer Ecke von Gnabry von rechts kam der im rechten Halbfeld erneut an den Ball, steckte ohne wirkliche Leipziger Gegenwehr den Ball durch auf Olise, der mit überragendem Auge unhaltbar für Peter Gulacsi zum 3:0 einschoss.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste aus Sachsen zweimal halbwegs hoffungmachend Richtung Bayern-Kasten unterwegs: Ein Vorstoß von Leipzigs Raum mündete über einen strammen Schuss aus halblinker Position in eine Ecke, die nichts einbrachte (29.). Und Schlager konnte sich gegen Tah nicht durchsetzen (44.). Dafür wurde auf der Gegenseite ein Gnabry-Versuch noch abgefälscht und krachte an die Latte.

Leipzig im zweiten Abschnitt stark verbessert

Die ersten 15 Minuten nach der Pause gehörten dann überraschenderweise den Gästen. Mit Romulo für Lois Openda und Antonio Nusa für Yan Diomande brachte Leipzigs Neu-Coach Ole Werner neue Ideen ins Spiel. Und die stellten München tatsächlich vor Probleme – die Tricks aus Spielabschnitt eins wollten nicht mehr so „selbstverständlich“ gelingen. So verpasste Olise ein scharfes Zuspiel von Kane hauchdünn – weil ein Leipziger Fuß den Pass entscheidend ablenkte.

Ridle Baku blieb allerdings genauso hängen wie Xaver Schlager. Trotzdem sich die Gäste nun deutlich mehr Spielanteile erarbeitet hatten, blieben die hochkarätigen Chancen für RB aus. Einzig ein Treffer gelang den Gästen, der aber nicht anerkannt wurde, weil Castello Lukeba sich in der Entstehung des Treffers bei einem Freistoß den Ball selbst vorgelegt hatte.

Kane und Kane und Kane – die Sache mit dem Hattrick

Und als die Leipziger dachten, sie seien nah dran am ersten eigenen Zaubertrick, schlug Harry Kane zu. Gnabry leitete ein, Diaz gab nach links weiter. Kane mit einem Haken und einem Schuss – 4:0. Ähnlich wenig später, als die eingewechselten Lennart Karl und Alexsandar Pavlovic plötzlich mitzauberten und Kane von links nach innen zog und zum 5:0 vollendete. Und dann produzierte der spät in die Partie genommene Min-Jae Kim als Initiator den perfekten Steckpass auf den Engländer, der eiskalt binnen 14 Minuten einen Hattrick schaffte. Leipzig war längst komplett bedient und regelrecht verzaubert.

Bayern in Augsburg, Leipzig zuhause gegen Heidenheim

Bayern am Samstag in Augsburg (15.30 Uhr). Leipzig am Samstagmittag zuhause gegen Heidenheim gefordert (15.30 Uhr).