Der Hauptsponsor verlängert, das Stadion wird voll ausgelastet sein, die Eintracht boomt und boomt und boomt. Ihr Vorstandssprecher Axel Hellmann aber will „demütig“ bleiben – und an der einen oder anderen Stelle sich „etwas Neues“ einfallen lassen.

Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt

Axel Hellmann sieht die Eintracht gut aufgestellt, aber nicht als Bayern-Jäger.
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02:32 Min.|22.08.25|Phil Hofmeister

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Zum Sport, so sagt es Axel Hellmann oft und gerne, möchte er eigentlich gar nichts sagen. Zumindest öffentlich nicht. Da hält sich der Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt (mit Ausnahmen von heiklen oder entscheidenden Saisonphasen) lieber bedeckt und überlässt das Feld seinem Kollegen Markus Krösche. Ein kluger Weg, der mit Blick auf den Erfolg des Sportvorstands leicht zu beschreiten ist.

Hellmann aber wäre nicht Hellmann, und damit niemand Geringeres als Mister Eintracht, das Mastermind des wuchtigen Fußball-Bundesligisten, wenn er nicht wüsste, was von ihm erwartet wird. Also bitte, dann doch noch ein paar Worte zum Sport: Ständig sei ja derzeit von der Eintracht in der „Bayern-Jäger-Rolle“ zu lesen, sagte der 54-Jährige am Freitag auf einer Pressekonferenz und bremste: „Das sehe ich nicht so.“

Er wisse schließlich, wie weit die Budgets auseinanderliegen und auch auf dem Rasen „sieht man da schon ein paar Unterschiede“. Man werde die Bayern gewiss in einem Spiel immer mal packen können, auch als Eintracht, „aber über die gesamte Saison wird’s schwer.“ Das eigene Saisonziel definierte Hellmann daher wie in den vergangenen Jahren auch: Die Mannschaft soll um den internationalen Wettbewerb mitspielen.

Rasmus Kristensen, Ritsu Doan und Can Uzun (rechts).

Hellmann bremst die Erwartungen

In einem dieser, der Champions League, ist die Eintracht bekanntlich ab September gefordert. Er traue dem Team das Viertelfinale zu, war dieser Tage bereits eine markig Einlassung Hellmanns in der Bild-Zeitung zu lesen, schließlich habe die Eintracht die Fähigkeit, sich in besonderen Momenten zu besonderen Leistungen aufzuschwingen. Den schon hippelig werdenden Schlagzeilen-Machern aber fuhr der Eintracht-Boss am Freitag doch in die Parade: „Aber nicht, dass jetzt einer das Viertelfinale erwartet. So ist es nicht. Ich bin auf der Bremse und demütiger unterwegs.“

Weitere Informationen Huldigung für Trapp: „Größter Torwart“ jemals

Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann hat Keeper Kevin Trapp nach dessen Abschied in Richtung Paris in den höchsten Tönen gewürdigt. „Ich möchte mich bei Kevin Trapp bedanken. Dafür, was er diesem Klub geschenkt und gegeben hat. Er ist der bedeutendste und größte Torwart, den wir bei der Eintracht hatten“, erklärte er am Freitag. Trapp verlasse den Klub als Legende.

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Auf der Bremse – ein Bild, das sonst kaum mehr zur Eintracht passt. Vollgas geht der Klub seinen Weg, er boomt und boomt und boomt, so stark wie nie zuvor, was sich auch an einigen Kennzahlen ablesen lässt: Da wäre etwa die vorzeitige Vertragsverlängerung des Hauptsponsors Indeed, der drei Jahre länger und damit bis 2029 auf der Brust bleiben wird. 40 Millionen Euro soll der Deal der Eintracht bringen – exklusive Bonuszahlungen. Oder die annähernde Vollauslastung des Stadions, die für die kommende Saison erwartet wird, obwohl die Kapazität durch kleinere Umbaumaßnahmen (zum Beispiel der Pressetribüne) um 1.500 Plätze auf 59.500 Fans angehoben werden konnte.

Die Nummer eins geht: Kevin Trapp.

Bei eigenen Erlösen nur hinter Bayern und Dortmund

Alle Dauerkarten sind erneut verkauft worden, die Warteliste ist Tausende Menschen lang. Auch der Trikotverkauf laufe, so Hellmann, „wie geschnitten Brot“. Bei der eigenen Erlöskraft, stellte der Vorstandssprecher daher fest, liege die Eintracht hinter Bayern München und Borussia Dortmund mittlerweile auf Rang drei der Liga – und damit vor Klubs wie RB Leipzig oder Bayer Leverkusen, die jedoch „in ihrer Struktur andere Vorteile haben“.

Mit Blick auf den Saisonstart am Samstag (15.30 Uhr) gegen Werder Bremen ist Hellmann voller Vorfreude. Nicht nur, weil endlich wieder der Bundesliga-Ball rollt, sondern auch, weil es gleich gegen einen „absoluten Traditionsverein“ geht. In diesem Zuge begrüßte Hellmann auch die schwergewichtigen Aufsteiger aus Köln und Hamburg in der Beletage der deutschen Kickerei.

Oberkörper/Kopf eines Mannes in Sport-T-Shirt.

Hellmann erwartet „lebendige Bundesliga“

Nicht verborgen dürfte dem Eintracht-Macher geblieben sein, dass die Liga in der Spitze jedoch an Qualität verloren hat. Florian Wirtz weg. Hugo Ekitiké weg. Benjamin Sesko, Jeremie Frimpong, Granit Xhaka, alle weg. Dazu noch Thomas Müller im fußballerischen Vorruhestand in Vancouver. Die deutsche Liga verkomme mehr und mehr zur Farmers League, zur Ausbildungsliga, gerade für die englische Premier League, heißt es von Kritikern. Auch Hellmann stellte deshalb die wirtschaftlich eklatanten Unterschiede heraus („Zehnmal so hohe Erlöse“). Und dennoch: „Meine Prognose ist, dass es eine sehr lebendige und starke Saison mit vielen Traditionsvereinen wird.“

Die Eintracht ist mit ihrem sportlichen Modell – junge Spieler günstig kaufen, sie weiterentwickeln und vergleichsweise hochpreisig veräußern – längst zu einem (mittelgroßen) Aushängeschild für die Bundesliga geworden. In diesem Sommer allerdings heißen die zwei wichtigsten Neuzugänge Jonathan Burkardt und Ritsu Doan, sind 25 und 27 alt, und längst etablierte Erstligakräfte. Ist die Frankfurter Geschichte vom Talenteschuppen Europas also auserzählt? Nein, antwortete Hellmann deutlich, schränkte aber gleichzeitig auch zwei Dinge ein.

Neue Ideen bei Transfers, aber kein Paradigmenwechsel

Erstens: Jeder habe mitbekommen, worauf der Erfolg der Eintracht basiere, „das ruft ein paar Nachahmer auf den Plan“. Zweitens: „Wenn wir wegen eines Spielers irgendwo anklopfen, explodieren mittlerweile die Preise.“ Namen nannte Hellmann nicht, ein Beispiel aber ist Victor Froholdt. Mit dem 19-jährigen Dänen war sich die Eintracht bereits einig, ehe der abgebende Klub FC Kopenhagen mehr als 20 Millionen Euro aufrief. Aus Sicht von Manager Krösche ein Preis weit über dem Marktwert des Profis – und eben kein Schnäppchen mehr.

Froholdt ging zum FC Porto. „Es ist aber kein Paradigmenwechsel“, stellte Hellmann heraus, „sondern wir müssen uns nur an der einen oder anderen Stelle etwas Neues einfallen lassen.“ Den Sport betreffend, wohlgemerkt. Auch wenn Axel Hellmann dazu ja eigentlich nichts sagen wollte.

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