Dieses Testspiel ist eine sportpolitische Ansage! Am 6. September (14 Uhr) werden Rot-Weiß Oberhausen und der Chemnitzer FC ein Testspiel austragen. Hintergrund des Aufeinandertreffens der beiden Regionalligisten ist allerdings kein fußballerischer Leistungsvergleich, sondern eine Reform des deutschen Ligen-Systems …
Tommy Haeder, Geschäftsstellenleiter aus Chemnitz, verkündete auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Oberhausen: „Es ist ein Freundschaftsspiel, bei dem es einmal weniger um sportliche Aspekte als um den Solidaritätscharakter geht.“
Hintergrund: Seit Jahren gibt es Zoff um die Regionalliga-Struktur. Aus den bisher fünf Staffeln steigen bisher nur die West- und Südwest-Meister auf, die Sieger aus Nord, Bayern und Nordost müssen in zwei von drei Jahren in eine Relegation untereinander. Ein Erstplatzierter dieser drei Regionen bleibt unverschuldet in den Niederungen des Fußballs hängen.
Tommy Haeder vom Chemnitzer FC brachte mit den Ostklubs eine Reform ins Rollen
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Ein seit der Installation 2019 von Beginn an kritisierter Modus. Jetzt hat der DFB eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Allerdings gab es diese schon einmal ab 2017. Sie tagte zwei Jahre lang und war geprägt von Streitigkeiten unter den Landes- und Regionalverbänden bzw. ihren Präsidenten.
Jetzt stellt Haeder klar: „Wir werden mit Bildern widerlegen, dass wir uns wie damals von Funktionären auseinander dividieren lassen. In der Arbeitsgruppe werden wir nicht West gegen Ost spielen. Alle Himmelsrichtungen sind in dieser Frage enger aneinandergerückt, und das wollen wir zeigen.“
Marcus Uhlig (54), Vorstandsboss von Rot-Weiß Oberhausen, stimmt zu: „Fußball-Fans aus ganz Deutschland sind eingeladen, bei uns im Stadion Niederrhein dabei zu sein. Alle Gewinne fließen in Aktionen, die wir benötigen, um den Kampf für eine faire Regionalliga zu gewinnen.“
Sportpolitisches Testspiel zwischen West und Ost!
Für Anhänger, die nicht extra anreisen wollen, gibt es auch ein Solidaritätsticket zum Preis von 5 Euro. 42 Vereine bundesweit – von der Bundesliga bis zur Oberliga – haben sich mit ihren Fanszenen dem Bündnis „Aufstiegsreform 2025“ angeschlossen, das im Osten seinen Ursprung nahm.
42 Kinder sollen die Klubs bei dem Freundschaftsspiel mit entsprechenden Trikots symbolisieren, auch prominente Ex-Profis werden vor Ort erwartet.
Zusätzlich sind Klub-Bosse aus allen Regionalligen eingeladen, um sich dort auszutauschen. Die West-Klubs hatten sich den Nordostvereinen im Vorfeld angeschlossen, weil sie für ihre Liga nach drei Vereinspleiten in einer Saison bessere Zulassungsverfahren, Infrastrukturauflagen, TV-Verträge und Liga-Vermarktungen erreichen wollen.
Auch wenn der DFB und seine Vize-Präsidenten wie Westverbands-Chef Peter Frymuth oder Nord-Boss Ralph-Uwe Schaffert das Thema lange aussitzen wollten, rüstet Uhlig langsam verbal ab: „Wir haben lange genug gegen die Verbände gewettert. Jetzt hat sich der Wind gedreht. Es ist ein großer Schritt, dass die Arbeitsgruppe einstimmig von den Landes- und Regionalpräsidenten beschlossen wurde. Unser Ziel ist aber, dass die Reform schon zur Saison 2027/28 greift.“
Marcus Uhlig ist Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiß Oberhausen
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Deshalb soll bis Frühjahr 2026 eine Lösung stehen und zeitnah durch einen außerordentlichen DFB-Bundestag verabschiedet werden.
Tommy Haeder betont: „Wir wollen den Druck weiter hochhalten. Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt. Wir sind auch nur dort hingekommen, weil wir so geschlossen aufgetreten sind. Aber wir bleiben hier, bis wir das Thema gelöst haben.“
Ihren Testkick nennen Rot-Weiß Oberhausen und der Chemnitzer FC das „Nicht-Aufstiegsspiel“, womit sie den DFB und seine Funktionäre nochmal leicht auf die Schippe nehmen.
Eigentlich absurd und traurig, dass der deutsche Fußball über 35 Jahre nach der Wende nochmal so eine Partie braucht, um Ungerechtigkeiten zu beseitigen und eine klare Struktur durchzusetzen …