„Sie sind wie Öl und Essig“
Lawrow und Trump bremsen bei Ukraine-Gipfel
23.08.2025, 07:22 Uhr
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Die Erleichterung ist groß nach dem Besuch der Europäer bei US-Präsident Trump: endlich Bewegung im Ukraine-Krieg, endlich ein Treffen zwischen Selenskyj und Putin in Aussicht. Doch nicht ganz eine Woche später steigt Moskau jetzt hart auf die Bremse. Und auch Trump hört sich wenig verbindlich an.
Moskau plant kein baldiges Gipfeltreffen von Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Putin sei „bereit, Selenskyj zu treffen, wenn die Agenda für einen solchen Gipfel fertig ist“, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow dem US-Sender NBC. Dies sei aber „überhaupt nicht“ der Fall. Zuvor müssten Gebietsabtretungen sowie ein Verzicht der Ukraine auf eine Nato-Mitgliedschaft geklärt sein. „Selenskyj hat zu allem Nein gesagt“, so Lawrow.
Russland hat im Laufe der vor dreieinhalb Jahren begonnenen Invasion die ostukrainische Region Luhansk fast vollständig und die vom Kreml beanspruchten Gebiete Donezk, Saporischschja und Cherson teilweise eingenommen. Für ein Einfrieren der Front in Saporischschja und Cherson fordert Putin, Kiew müsse die Regionen Luhansk und Donezk vollständig aufgeben. Die ebenfalls von Moskau beanspruchte Halbinsel Krim kontrolliert Russland bereits seit 2014.
Auch US-Präsident Donald Trump dämpfte die Hoffnungen auf ein baldiges Treffen und brachte erneut Sanktionen ins Spiel. Er werde in zwei Wochen eine wichtige Entscheidung zu seinen Bemühungen um einen Frieden in der Ukraine treffen, erklärte Trump am Freitag im Weißen Haus. Es könne scharfe Sanktionen gegen Moskau geben – oder aber er werde „nichts unternehmen“, betonte Trump.
Sanktionen, Zölle oder beides – oder nichts
„Zum Tangotanzen gehören immer zwei“, sagte der US-Präsident. „In zwei Wochen werden wir wissen, welchen Weg ich einschlagen werde. Denn ich werde mich für einen Weg entscheiden, und ich werde herausfinden, welcher das ist“, sagte der US-Präsident. „Das heißt, ob es massive Sanktionen oder massive Zölle oder beides geben wird. Oder ob wir nichts tun und sagen, es ist euer Kampf“, fügte er hinzu.
Trump hatte bei einem Gipfel mit europäischen Staats- und Regierungschefs in Washington am Montag verkündet, dass er erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 ein Zweiertreffen zwischen Putin und Selenskyj organisieren wird. Später solle es ein Dreiertreffen geben, an dem auch er teilnehmen werde.
Jetzt scheinen diese Pläne jedoch zu wanken. Trump zog ein Beispiel aus der Küche heran: „Wir werden sehen, ob Putin und Selenskyj zusammenarbeiten werden“, sagte er vor Journalisten in Washington. „Wissen Sie, es ist ein bisschen wie Öl und Essig. Sie kommen nicht allzu gut miteinander aus, aus offensichtlichen Gründen.“ Man werde sehen, ob er an einem solchen Treffen teilnehmen müsste, sagte Trump weiter.
„Unanständige“ Signale aus Russland
Nach dem Alaska-Gipfel am Freitag vergangener Woche hatten US-Präsident Trump, Selenskyj und europäische Spitzenpolitiker am Montag über einen Friedensprozess für die Ukraine beraten. Als Nächstes soll nach Trumps Vorstellungen ein Treffen Putins mit Selenskyj stattfinden.
Selenskyj hatte Moskau vorgeworfen, nicht an einem Frieden interessiert zu sein. „Ehrlich gesagt sind die Signale aus Russland derzeit einfach unanständig“, sagte er. „Sie versuchen, sich aus der Notwendigkeit eines Treffens herauszuwinden. Sie wollen diesen Krieg nicht beenden. Sie setzen ihre massiven Angriffe gegen die Ukraine und ihre sehr heftigen Angriffe an der Front fort.“
Derweil lobte Nato-Generalsekretär Mark Rutte bei einem Besuch in Kiew am Freitag Trump. Trump habe Bewegung in die Verhandlungen gebracht. Er „hat aber auch klargemacht, dass die USA involviert sein werden bei der Gewährung von Sicherheitsgarantien für die Ukraine“, sagte Rutte. Er bezeichnete die Garantien als wichtigen Faktor für einen dauerhaften Frieden in der Ukraine.