2. Fußball-Bundesliga

Herthas Qualität trifft in Darmstadt auf starke Form

Herthas Fabian Reese (l.) und Dawid Kownacki (r.) beim Training (imago images/Engler)Bild: imago images/Engler

Nach dem glücklichen Weiterkommen im DFB-Pokal steht Hertha BSC in der Liga vor der nächsten, schweren Aufgabe. Gegner Darmstadt ist makellos in die Saison gestartet und strotzt vor Selbstvertrauen. Der Respekt vor den Berlinern aber ist hoch.

Zur Person

Der 1989 geborene Colin Mahnke ist Co-Host des Darmstadt-Podcasts „Lilienliebe“, Stadionmoderator des Vereins und ansonsten vor allem als Redakteur und Reporter für den Hessischen Rundfunk tätig.


So läuft es sportlich bei Darmstadt 98

Drei Pflichtspiele, drei Siege, Tabellenplatz zwei in Liga zwei – der Saisonstart von Darmstadt 98 hätte kaum besser laufen können. Findet vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC (Sonntag, 13:30 Uhr, live im rbb|24 Audiostream) auch Gegnerexperte Colin Mahnke, der das „ehrlicherweise gar nicht gedacht“ hätte, „wenn man so auf dieses Auftaktprogramm geblickt hat“.

Mit dem Heimspiel gegen Bundesliga-Absteiger Bochum (4:1) und einem Auswärtssieg in Nürnberg (1:0) liegen bereits zwei vermeintlich dicke Brocken hinter der Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt. Der schon ein wenig unter Beobachtung geraten war nach einer „ziemlichen Durststrecke“, wie Mahnke sagt, wenn er auf die vergangene Rückrunde schaut, nach der Darmstadt nur auf Platz 15 landete.

Dass es in der noch jungen Saison so gut läuft, führt Mahnke auch darauf zurück, dass die Mannschaft weitgehend zusammengeblieben und dementsprechend eingespielt ist. Zudem habe man „unheimliches Verletzungspech bei Leistungsträgern“ gehabt. Dass diese zurück sind und in der Lage waren, eine komplette Vorbreitung mitzumachen, sei nun spürbar.


Das bewegt die Fans

Tatsächlich habe die Fans das Auftaktprogramm des Klubs am meisten beschäftigt, so Colin Mahnke, der sagt: „Jetzt kommt noch Hertha, dann sind wir in Kaiserslautern, das sind schon alles dicke Bretter.“ Angesichts des gelungenen Starts und überzeugender Auftritte hätten viele Fans geradezu einen „Crush auf unsere Mannschaft, weil das einfach so, so gut tut.“

Ansonsten ist es vor allem eine Personalie, die die Fans umtreibt. Denn um Darmstadts schwedischen Mittelstürmer Isac Lidberg (26), dem in der vergangenen Saison 20 Scorer-Punkte in 28 Spielen und in dieser Spielzeit auch schon wieder drei Tore in zwei Ligaspielen gelungen sind, ranken sich immer wieder Wechsel-Gerüchte.


Auf diese Spieler sollte Hertha achten

Wenig überraschend taucht auch hier der Name Lidberg auf. „Der kann ja in der zweiten Liga alleine Spiele entscheiden“, so Gegnerexperte Mahnke über den einmaligen Nationalspieler Schwedens (eine Minute im November 2024 beim 6:0 über Aserbaidschan).

Aber auch über Fraser Hornby gerät Mahnke regelrecht ins Schwärmen. Der Schotte kam zwar bereits im Juli 2023 nach Darmstadt, blüht aber erst jetzt so richtig auf. „Der hatte null Selbstvertrauen im Spiel, weil er auch nicht fit war“, so Mahnke. Inzwischen jedoch sei der 1,95-Meter-Mann einer der Führungsspieler, der sowohl als Vorbereiter als auch als Vollstrecker glänze.

Doch auch „die Türme da hinten“ wolle er nicht vergessen, sagt Mahnke in Hinblick auf die Verteidiger Matej Maglica (1,98 Meter), Aleksandar Vukotic (2,01 Meter) und Patric Pfeiffer (1,96 Meter), die auch offensiv bei Ecken eine „Waffe sein können“.


Das sagen die Trainer

Stefan Leitl (Hertha BSC): „Wir haben sehr viele verletzte Spieler, die uns ein Stück weit besser machen (würden; Anm. d. Red.). Ich wünsche mir, dass wir durch dieses Erfolgserlebnis (im DFB-Pokal; Anm. d. Red.) ein bisschen befreiter auftreten können und versuchen, unser eigenes Ding auf das Feld zu bekommen – speziell in Ballbesitz. Wir spielen im Gesamtkonstrukt noch nicht so, wie wir uns das vorstellen und müssen durch diese Phase als Team kommen. Es gilt, in der Gesamtheit besser zu spielen, um uns Torchancen zu kreieren. (…) Dass die Darmstädter auf Einzelpositionen über eine sehr hohe Qualität verfügen, ist jedem bekannt. Aber sie hatten zuletzt auch Phasen in ihrem Spiel, die nicht so gut waren. Wenn sie uns diese Phasen geben, müssen wir sie ausnutzen.“

Florian Kohfeldt (Darmstadt 98): „Hertha BSC ist im Pokal weitergekommen. Sie hatten am ersten Spieltag ein schweres Auswärtsspiel auf Schalke. Gegen den KSC hatten sie die Chancen, um das Spiel zu gewinnen. Sie sind ein klarer Aufstiegsfavorit – und so sehen sie sich auch selbst. Hertha hat insgesamt Spieler in ihren Reihen, die sich andere Zweitligisten schlichtweg nicht leisten können. Sie haben zudem einen sehr guten Trainer mit Stefan Leitl, den ich sehr schätze. (…) Der erste Gedanke ist an unsere Stärke. Dann kann man alles mit dem einen oder anderen Detail auf den Gegner zuschneiden. Wir machen nichts komplett anders, nur weil der Gegner Hertha heißt. (…) Fabian Reese ist ein Ausnahmespieler der 2. Bundesliga. (…) Mit Kownacki hat die Hertha einen Top-Top-Top-Stürmer für die 2. Liga geholt, der an seiner Seite spielt. Die beiden finden sich gerade.“


So könnte Hertha spielen

Lapidarer erster Gedanke angesichts der überschaubaren Leistung vor allem in der ersten Hälfte des DFB-Pokalspiels in Münster: besser. Ansonsten dürfte Deyovaisio Zeefuik nach seiner Rot-Sperre im Pokal wieder auf die Rechtsverteidiger-Position rutschen. Auch wenn sein Vertreter Julian Eitschberger in Münster noch zu den besseren Spielern zählte. Möglich wäre auch ein Startelfeinsatz von Niklas Kolbe, der es im Pokal entschieden besser machte als der zuletzt mehrfach indisponierte Marton Dardai. Leon Jensen für Kevin Sessa und Maurice Krattenmacher für Jon Dagur Thorsteinsson könnten weitere Änderungen im Vergleich zum Pokalspiel sein.

Die mögliche Startelf: Ernst – Gechter, Leistner, M. Dardai – Zeefuik, Jensen, Winkler – Cuisance, Krattenmacher – Kownacki, Reese


Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: „2:1. Ich hatte, weil ich Riesen-Respekt vor der Hertha habe, erst 2:2 gedacht. Aber irgendwie sind sie ja im Moment noch nicht so gut drauf. Auch wenn sie von der Qualität eigentlich besser sind als wir. Aber die Form spricht aktuell für uns.“

Der Redaktionstipp: Dem Argument „Form schlägt Klasse“ kann man sich nur schwer entziehen. Vor allem angesichts der gruseligen Form, die Hertha vor allem in Münster zeigte. Andererseits sind die Berliner am Ende trotzdem im Elfmeterschießen weitergekommen. Auch wenn Münsters Trainer Alexander Ende wohl Recht hatte, als er nach dem Spiel sagte, von zehn Spielen dieser Art gewinne Münster vermutlich acht. Lange Rede, kurzer Sinn: Hertha erkämpft sich ein Unentschieden – 1:1.

Sendung: rbb24, 22.08.2025, 22 Uhr