Pjöngjang/Seoul/Berlin – Es sind Bilder, die nahe gehen – und doch sind sie vor allem eins: knallharte Propaganda! Denn wir sehen einen gnadenlosen Alleinherrscher, der öffentlichkeitswirksam seine gefallenen Soldaten beweint.

Kim Jong-un hat am Freitag mit einer großen Trauer-Zeremonie um seine für Putins Angriffskrieg in der Ukraine geopferten Nordkoreaner getrauert.

Kim richtet während der sogenannten „Ehrungszeremonie für die Kommandeure und Kämpfer der Auslandsoperationseinheit der Koreanischen Volksarmee“ im Hauptquartier des Zentralkomitees der Koreanischen Arbeiterpartei in Pjöngjang die Bilderrahmen

Bei der Ehrungszeremonie im Hauptquartier der Koreanischen Arbeiterpartei in Pjöngjang richtet Kim die Bilderrahmen. Geehrt werden Kommandeure und Kämpfer der Auslandsoperationseinheit der Koreanischen Volksarmee

Foto: KCNA/via REUTERS

► Auffällig: Die überdeutliche Botschaft hinter den Fotos, welche Kims Agentur „KCNA“ um die Welt schickt. Denn spätestens jetzt wird nicht länger vertuscht, dass Kims Krieger für Russland gekämpft und vor allem: gestorben sind.

Zudem wird klar: Nordkorea ist – und inszeniert sich zweifelsfrei – auch als Kriegspartei. „Dass der Krieg so offen thematisiert wird, ist auch ein Signal an Putin, dass Nordkorea Russland weiter unterstützen wird“, analysiert Korea-Experte Frederik Spohr gegenüber BILD.

Für Putin fern der Heimat gestorben: Kim andächtig vor den Porträts unzähliger gefallener Soldaten

Für Putin fern der Heimat gestorben: Kim andächtig vor den Porträts unzähliger gefallener Soldaten

Foto: KCNA/via REUTERS

Kim tröstet (sehr wahrscheinlich) die Tochter eines Gefallenen

Kim tröstet (sehr wahrscheinlich) die Tochter eines Gefallenen

Foto: STR/AFP

„Der Krieg wird nicht mehr versteckt“

Und weiter: „Solche Bilder sollen die Beteiligung am russischen Angriffskrieg legitimieren und die Opferbereitschaft der eigenen Bevölkerung erhöhen“, so Spohr.

► Brisant dabei: „Der Krieg wird nicht mehr versteckt, sondern immer stärker propagandistisch verteidigt. Das ergibt nicht den Eindruck, dass der nordkoreanische Militäreinsatz bald beendet ist. Im Gegenteil“, erklärt der ehemalige Journalist.

Kim umarmt einen Soldaten, der angeblich in der russischen Region Kursk eingesetzt war und vermutlich viele Kameraden verloren hat

Kim umarmt einen Soldaten, der angeblich in der russischen Region Kursk eingesetzt war und vermutlich viele Kameraden verloren hat

Foto: STR/AFP

Mehr zum ThemaKim schwört Putin „bedingungslose“ Unterstützung

Kim hatte zuletzt im Juli bei einem Treffen mit Putins Außenminister Sergej Lawrow bekräftigt, Russland bedingungslos im Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen.

So erklärte der Nordkorea-Führer gegenüber Lawrow, dass man „in allen strategischen Fragen die gleichen Ansichten“ habe und „die von der russischen Führung getroffenen Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen der Ukraine-Krise (…) auch in Zukunft bedingungslos unterstützen“ werde.

Der Diktator bedankte sich bei seinen Soldaten für deren Einsatz an Russlands Seite

Der Diktator bedankt sich bei seinen Soldaten für deren Einsatz an Russlands Seite

Foto: STR/AFP

Schickt Kim bald weitere Soldaten nach Russland?

Hintergrund: Moskau und Pjöngjang haben im Sommer 2024 bei einem Besuch Putins in Nordkorea eine strategische und militärische Partnerschaft besiegelt.

Schon zuvor hatte Kim Waffen – vor allem Artillerie und Raketen – für die russische Invasion der Ukraine geschickt. Nach dem Treffen sandte er auch Soldaten zur Rückeroberung von westrussischem Gebiet, das die Ukrainer überraschend eingenommen hatten.

Es wird vermutlich nicht das letzte Mal sein, das Kim die Familien von gefallenen Soldaten trösten muss – denn der Diktator will weitere Nordkoreaner in Putins Krieg entsenden

Es wird vermutlich nicht das letzte Mal sein, dass Kim die Familien von gefallenen Soldaten trösten muss – denn der Diktator will weitere Nordkoreaner in Putins Krieg entsenden

Foto: EPA

Nach Schätzungen des ukrainischen und auch des südkoreanischen Geheimdienstes waren bis zu 14.000 nordkoreanische Soldaten an den Gefechten beteiligt.

▶︎ Und es geht weiter: Laut Medienberichten, die sich auf eine Einschätzung des ukrainischen Geheimdienstes berufen, könnte Nordkorea demnächst bis zu 30.000 weitere Soldaten nach Russland entsenden.

Zur Person

Frederic Spohr arbeitet für die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung als Projektleiter Süd- und Nordkorea in Seoul und lebt seit mehr als zehn Jahren in Asien. Als früherer Journalist – u. a. für das „Handelsblatt“ – und Politikwissenschaftler analysiert er die Entwicklungen auf der Koreanischen Halbinsel und ordnet Nordkoreas Rolle in der Welt ein.