Gute Weine machen, das können beide. Und seit zwei Jahren beweisen der Jung-Winzer Adrian Beurer, 26 Jahre, aus Kernen-Stetten (Rems-Murr-Kreis) und der 38-jährige Fellbacher Weinbautechniker Johannes Bauerle auf dem Stuttgarter Weindorf, dass sie auch perfekte Gastgeber sind. Ihre gemeinsame „Winzerlaube am Weinbrunnen“ auf dem Marktplatz wurde 2024 zur „Laube des Jahres“ gewählt. Und in diesem Jahr sei alles noch schöner und größer, sagen die beiden Freunde, die sich „Der Junge und der Wilde“ nennen.
Adrian Beurer ist der Sohn des bekannten Bio-Wengerters Jochen Beurer. Er hat Internationale Weinwirtschaft in Geisenheim studiert und ist im vergangenen Herbst voll in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Die Familie von Johannes Bauerle betreibt seit Generationen Landwirtschaft und Weinbau – und den weithin bekannten Spargel-, Rinder- und Gänsebesen.
Nicht nur Württemberger Weine
Seit 2013 macht Johannes Bauerle eigene Weine unter dem Label Johannes B., den sie, ebenso wie die Beurer-Weine, ihren Gästen auf dem Weindorf einschenken werden. Dazu gibt es, wie auch im vergangenen Jahr, „weil es so schön war und gut angekommen ist“ (Beurer) außerdem wieder die „Raritätenliste“. Auf ihr stehen Tropfen von befreundeten Weingütern aus Baden, von Bernhard Huber aus Malterdingen, Franz Keller vom Kaiserstuhl und von Anna Seeger aus Leimen bei Heidelberg.
Auf dem Stuttgarter Weindorf können jede Mende edle Tropfen gekostet werden. Foto: Lichtgut/Zophia Eweska
Beurer und Bauerle hatten schon ein paar Mal in der sogenannten „Jungwinzerlaube“, die fünf Jahre lang von Nachwuchswengertern überwiegend aus dem Remstal und Stuttgart gemeinsam betrieben wurde, Seite an Seite gearbeitet – und sich bestens verstanden. Als die Gruppe der Jungwinzer ihre Gemeinschaftslaube aufgab, entschieden sie sich 2023, eine Zweier-Laube auf dem Weindorf zu betreiben.
Bei der Gestaltung ihrer „Winzerlaube am Weinbrunnen“ setzen sie wie bei ihren Weinen auf ehrliches Handwerk. Adrian Beurer und Johannes Bauerle arbeiten mit der Schreinerei Wiegmann aus Kernens Teilort Rommelshausen zusammen, die ihre Einrichtungsideen mit Holz aus dem süddeutschen Raum umgesetzt hat. Auch die Erweiterung von 150 Sitzplätzen noch im vergangenen Jahr auf nunmehr insgesamt 400 – davon 200 drinnen in der Laube und noch mal so viele auf der Terrasse, die von Bäumen und Sonnenschirmen geschützt ist – trägt die Handschrift der Holzwerker aus dem Remstal.
Kleine, aber feine Speisenauswahl
Regionalität ist das Motto der beiden Weinmacher. Das gilt auch für die Speisekarte. Die Bauerles beliefern die Laube mit regionalen, selbst erzeugten Produkten. Die Auswahl an Speisen ist klein und fein gehalten. Nicht fehlen dürfen natürlich schwäbische Spezialitäten wie Maultaschen, auch vegetarisch, Fleischküchle und bekannte Besen-Klassiker wie das Tellergulasch vom Rind, Roastbeef auf Bauernbrot, Vesperbrett und Zwiebelkuchen. Kaiserschmarrn gibt es auch und noch manche Leckerei mehr. Das Besenbrot wird täglich in Bauerles eigener Backstube gebacken, und den schwäbischen Kartoffelsalat bereitet die Seniorchefin Karin Bauerle, die Mutter von Johannes Bauerle, eigenhändig zu.
Dass ihr Gesamtkonzept ankommt, haben Bauerle und Beurer mit der Wahl zur Laube des Jahres 2024 bewiesen. Die Urkunde aus dem Vorjahr ziert im goldenen Bilderrahmen eine Wand in der gemeinsamen Laube. Und es hängt schon ein weiterer – noch leerer – golden glänzender Rahmen daneben. „Der ist für die Urkunde in diesem Jahr“, sagt Adrian Beurer selbstbewusst. Der Nachwuchswengerter glaubt fest an die Titelverteidigung. „Wir haben hier echt was Schönes geschaffen, mit noch mehr Platz und noch mehr Ambiente, der Innenausbau ist noch ein wenig aufwendiger geworden. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir wieder die schönste Laube haben.“
Das Innere der Laube Foto: Eva Herschmann
Der Start des Weindorfs am Donnerstag ist gut gelaufen. „Es hat mal kurz geregnet, aber die Gäste sind dennoch zum Weindorf geströmt“, sagt Adrian Beurer. Dass das Weindorf in diesem Jahr probehalber von zwölf auf 17 Tage verlängert wurde und bis zum Samstag, 6. September, geht, bedeute mehr Stress, sei aber dennoch klasse. „Es wäre schön, wenn der Versuch erfolgreich wäre, denn ich glaube, dass es gut für uns ist“, so „der Junge“ aus Stetten. Und „der Wilde“ aus Fellbach, verspricht augenzwinkernd, dass „wir mit jedem Jahr noch ein wenig wilder werden“.
Keine Reservierung nötig
Beide freuen sich auf viel Trubel in ihrer Laube. Zu ihnen könne man jederzeit auch ohne Reservierung kommen, erklärt Bauerle. „Wir sind sogar absolute Fans davon, dass die Leute ganz spontan das Weindorf besuchen können. Wir haben genug Platz für alle“, sagt Beurer.