Die Kunstsammlung Jena zeigt erstmals seit 1989 eine größere Ausstellung mit Kunst aus der DDR. Nach Angaben des Museums sind Werke von 134 Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt.

Viele Entdeckungen neben Heisig und Sitte

Mit einem Anteil von rund 30 Prozent ist Kunst der DDR ein wesentlicher Teil der Kunstsammlung Jena. Sie wird auch mit dem Ziel vorgestellt, diesen Bestand neu zu erfassen. Kurator Erik Stephan sagte MDR KULTUR, er und sein Team hätten sich bewusst Zeit gelassen, um auch Bildern zur öffentlichen Ausstellung zu verhelfen, denen dies teils jahrzehntelang versagt geblieben war. So sind neben prominenten Namen wie Bernhard Heisig, Hans Ticha und Willi Sitte auch Werke von eher unbekannten Künstlerinnen und Künstler zu finden, zum Beispiel von Josef Nowinka, Emma Hübner oder Gerd Wandrer.

Es ist seit knapp zehn Jahren so, dass Studenten, die bei uns arbeiten, plötzlich Fans der DDR-Kunst sind.

Kurator Erik Stephan

Zu den Höhepunkten der Ausstellung in Jena gehört für Stephan auch Horst Sakulowskis Bild „Portrait nach Dienst“ aus dem Jahr 1976: Es zeigt eine Frau, die sichtlich erschöpft im Sessel liegt. Die Arzttasche liegt griffbereit neben ihr. „Das ist das am meisten ausgeliehene Bild der Sammlung“, erzählt Stephan. „Es war in Warschau, in Wien, in Frankreich, das allein in den letzten Jahren.“ Deshalb sei es ein Highlight der Ausstellung.

Wachsendes Interesse an DDR-Kunst

Während lange über fehlendes Interesse an DDR-Kunst geklagt wurde, sieht Kurator Erik Stephan eine andere Entwicklung: „Es ist seit knapp zehn Jahren so, dass Studenten, die bei uns arbeiten, plötzlich Fans der DDR-Kunst sind und sich als solche outen.“

Stephan beobachtet: „In der Debatte haben wir einen Zustand erreicht, dass man nicht immer erst ideologische Leitsätze austauschen muss, sondern auf den Boden zurückgekehrt ist und ein gutes Bild zu würdigen weiß.“