Der 35-jährige Timo Eigenmann hat eine traditionelle Klöppel-Schmiede in Karlsruhe übernommen. Im Ein-Mann-Betrieb schmiedet er die beweglichen Klöppel für das Innere von Glocken.
SWR-Reporter Sebastian Binz hat für die Redaktion Religion und Welt in der Schmiede von Timo Eigenmann vorbeigeschaut:
Timo Eigenmann ist Vater von zwei Kindern und stammt aus Sulzfeld im Landkreis Karlsruhe. Vor einem Jahr hat er die Schmiede im Norden von Karlsruhe übernommen. Mit der eigenen Schmiede hat er sich einen kleinen Traum erfüllt. „Ich arbeite nicht als Schmied. Ich bin Schmied, das zieht sich durch mein Leben“, sagt Eigenmann und lacht.
Mit einem kleinen Kran bewegt Glocken-Klöppel-Schmied Timo Eigenmann den heißen Stahl durch seine Schmiede.
Heute schmiedet er aus einem 17 Kilogramm schweren Stahl-Zylinder einen Klöppel für das Innere einer Kirchen-Glocke. Beim Schmieden ist der Stahl über 1.000 Grad heiß. Für ihn ist der Beruf mehr als nur ein Job.
Es ist ein Teil meiner Identität.
Traditionelle Schmiede im Norden von Karlsruhe übernommen
Ursprünglich hat Eigenmann den Beruf des Hammerschmieds gelernt, dann CNC-Fräsen programmiert. Aber nebenher habe er immer auf Mittelalter-Märkten gearbeitet. Dort habe er über einen Freund schließlich Armin Schulz und Bernhard Nebel kennengelernt. Die beiden haben den traditionellen Glocken-Klöppel-Betrieb in Karlsruhe aufgebaut.
Als die nach einem Nachfolger gesucht haben, hat Eigenmann sofort zugesagt: „Es war nie die Frage ob, sondern nur die Frage wann“, sagt Eigenmann freudestrahlend. „Weil ich hier die Freiheit habe, das zu machen, was ich will.“ Vergangenes Jahr hat der 35-jährige den Betrieb dann übernommen, inklusive Kundenstamm.
Einstöckig, unscheinbar: Die Glocken-Klöppel-Schmiede von Timo Eigenmann im Karlsruher Norden
Glocken-Klöppel sind sehr viel kurzlebiger als die Glocken selbst. „Wenn sie gut gemacht sind, halten die Klöppel gute 50 Jahre“, sagt Timo Eigenmann. Ein schlecht gemachter Klöppel kann Glocken ungenau schlagen, und damit verhindern, dass sie ihren vollen Klang entfaltet. Schwingt der Klöppel nicht gleichmäßig in der Glocke, kann das den Rhythmus durcheinander bringen. Das habe Timo Eigenmann erst vor Kurzem in seiner Freizeit, zufällig bei einer Glocke gehört: „Die Asymmetrie darin hat mich schlicht und ergreifend persönlich genervt.“ Im Extremfall kann ein schlechter Klöppel eine Glocke sogar zerstören.
Die Herausforderung einen passenden Klöppel zu schmieden
Die Proportionen müssen stimmen, die Länge im Verhältnis zur Glocke, auch das Gewicht muss genau abgestimmt sein. „Und er muss natürlich gut aussehen“, sagt Eigenmann. „Aber in erster Linie muss der Klöppel funktionieren.“
Der Weg vom Stahl-Zylinder zum Glocken-Klöppel
Alle Glocken brauchen Klöppel: Keine Sorgen über die Zukunft
„Jetzt war Sommerloch“, erzählt Eigenmann, „aber seit Ostern konnte ich mich nicht vor Arbeit retten.“ Seitdem Timo Eigenmann den Betrieb von seinen Vorgängern übernommen hat, laufe das Geschäft gut. Über die Zukunft seines Traditionshandwerks mache er sich überhaupt keine Sorgen. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich bis zur Rente Leute mit meinen Klöppeln glücklich machen kann.“
Die Glocke ist und bleibt ein Status-Symbol.
Während der Stahl im Ofen heiß wird, macht Timo Eigenmann eine Müsli-Pause.
Am kulturellen Wert der Glocken ändere auch die steigende Zahl von Kirchen-Austritten nichts. „Es wird immer eine Nachfrage geben“, da ist sich Timo Eigenmann sicher. Schließlich braucht jede Glocke ihren Klöppel. Und Glocken gebe es noch mehr als genug.