Ein 25 Jahre alter Mann soll seine als Altenpflegerin arbeitende Ex-Freundin erstochen und in den Neckar geworfen haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Ein Leichenfund im Neckar hat in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) und Remseck im Herbst vergangenen Jahres Entsetzen ausgelöst. Die im Wasser treibende Frau war von einem Spaziergänger am Landungssteg in Oeffingen entdeckt worden, getötet durch drei wuchtige Stiche mit einem langen Messer in die Brust. Jetzt soll das Landgericht Stuttgart klären, weshalb Nicole M. sterben musste – und ob tatsächlich Eifersucht das Motiv für die Gewalttat war.

Die Ermittler der Staatsanwaltschaft jedenfalls sind überzeugt, dass die als Altenpflegerin in Stuttgart arbeitende 26-Jährige wegen verschmähter Liebe zum Opfer wurde. Geschlagen, gewürgt, erstochen und in den Fluss geworfen, das ist in groben Zügen der Ablauf der furchtbaren Tat.

Das Treffen mit dem Ex-Freund erwies sich für die Frau als fataler Fehler

Auf der Anklagebank des Landgerichts sitzt der Ex-Partner der Frau, der ebenso wie das Opfer, aus Ruanda stammt und aus Sicht der Ermittler nicht über die Trennung hinweg kam. Der 25-Jährige habe seine frühere Freundin umgebracht, weil die junge Frau ihn kurz zuvor verlassen und sich einem anderen Mann zugewandt habe, sagte der Vertreter der Staatsanwaltschaft zum Auftakt des Totschlag-Prozesses.

Spät in der Nacht hatten sich die Altenpflegerin und ihr Ex-Freund Ende Oktober am Neckar getroffen, vereinbart war offenbar ein klärendes Gespräch. Aus Sicht der Ermittler hatte Nicole M. dem 25-Jährigen zu diesem Zeitpunkt längst deutlich gemacht, kein Interesse mehr an ihm zu haben.

Angehörige der ruandischen Community in der Region legten im Herbst Blumen am Fundort der Leiche ab. Foto: STZN

Das Einverständnis, zu dem Treffen zu kommen, erwies sich für das Opfer als fataler Fehler. Verletzter Stolz und der Schmerz über das Ende der Beziehung ließen bei dem Mann die Sicherungen durchbrennen. Mit Fäusten und einem bisher nicht näher bekannten Gegenstand habe der Mann sein mutmaßliches Opfer gegen den Kopf geschlagen, danach gewürgt und schließlich mit einem langen Messer und drei wuchtigen Stichen in die Brust getötet.

„Danach warf er die Leiche in den Neckar und machte sich auf und davon“, sagte der Staatsanwalt beim Prozessauftakt. Der Angeklagte will sich nach Angaben seines Verteidigers erst zu einem späteren Zeitpunkt in einer Erklärung zu den Vorwürfen äußern.

Die tote 26-Jährige war erst mehrere Tage nach der Tat von einem Spaziergänger an der Landungsbrücke im Weidachtal beim Fellbacher Teilort Oeffingen entdeckt worden. Fahnder der Polizei waren zunächst davon ausgegangen, dass es sich beim Fundort nicht um den Tatort handelt, in einem Zeugenaufruf der eigens gegründeten Sonderkomission „Fluss“ wurde speziell um Beobachtungen in den Stuttgarter Stadtteilen Mühlhausen, Hofen, Münster und Hallschlag sowie im öffentlichen Personennahverkehr gefragt.

„Für die Polizei ist wichtig, wo Nicole M. gesehen wurde und ob sie alleine oder in Begleitung unterwegs war“, hieß es im Herbst. Denn allem Anschein nach war der 25-jährige Ex-Freund nicht sofort ins Visier der Ermittler geraten. Festgenommen wurde der Mann erst Wochen nach der Tat. Neben dem Uferbereich hatte die Polizei nach der Entdeckung der Leiche auch ein einige hundert Meter entferntes Wiesenstück abgesucht.

Der Oeffinger Landungssteg wird nicht als Schiffsanlegestelle genutzt. Bei dem beliebten Ausflugsziel handelt es sich um eine 24 Meter lange, begehbare Stahlskulptur am Neckarufer, von der aus ein Blick ins Wasser möglich ist. Der Fund der Leiche in dem von Radfahrern und Spaziergängern hoch frequentierten Bereich wirft auch ein Licht auf die stark steigende Zahl an gegen Frauen gerichtete Gewaltakten im Südwesten.

Gewalt gegen Frauen ist in Baden-Württemberg stark angestiegen

Laut dem Sicherheitsbericht des Landes sind in Baden-Württemberg 135 Frauen und Mädchen im vergangenen Jahr zum Opfer eines versuchten oder vollendeten Tötungsdelikts geworden, das sind 27,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Demnach wurden 37 Opfer getötet, 31 weitere schwer und 37 leicht verletzt. Etwa jedes zehnte getötete Opfer war minderjährig. Täter waren vor allem Ehemänner, Ex-Partner oder Verwandte.