Berliner Gitarrenbauerin

Die Frau, die den idealen Klang raushobelt

Sa 23.08.25 | 11:18 Uhr | Von Magdalena Bienert

Gitarrenbaumeisterin Angela Waltner.(Quelle:Matthias Kindler)Bild: Matthias Kindler

Sich ein ganz persönliches, eigenes Instrument zu leisten, nach den eigenen Vorlieben gefertigt – ein Traum vieler Musiker. Angela Waltner macht das möglich: Sie baut Gitarren. Ein für sie ein mitunter einsames, aber schönes Handwerk. Von Magdalena Bienert

Die Werkstatt von Angela Waltner liegt in einer kleinen Seitenstraße im Prenzlauer Berg. Im kühlen Erdgeschoss und Keller einer Altbauwohnung entstehen ihre traditionelle Konzertgitarren. Auf einer Werkbank an der Wand hängen und liegen ihre Handwerkszeuge: Sägen, Bohrer, Messwerkzeuge, Hobel, Feilen und ein Notizbuch. Hier schreibt sie für jede Gitarre, die sie baut alles rein, was wichtig ist: Holzart, Maße, Besonderheiten.

In der Mitte des Raumes ist auf einer zweiten Werkbank ein halber Korpus eingespannt, an ihm trocknen gerade die Zargen: die bauchig geformten Seitenteile.

Im Keller stehen die Maschinen, die Lärm machen. Wie die Schleifmaschine. Und hier lagern fertig zurecht gesägte Gitarrenhälse oder noch unbehandeltes Holz. Palisander ist so ein typisches Holz für Gitarren, dunkel und mit einzigartiger Maserung, die jede Gitarre zum Unikat macht.


Einst eine Seltenheit, heute gibt es viele Gitarrenbauerinnen

Die gebürtige Allgäuerin hat ursprünglich das Zitherspielen erlernt, später Gitarre. Doch auch das Gitarrenbauen hat sie fasziniert, wegen der „filigranen Konstruktion“, sagt Waltner. Und weil die Gitarre, anders als beispielsweise eine Geige, noch nicht komplett fertig entwickelt ist. „Sie ist von der Ausdruckskraft und technischen Ausgereiftheit noch nicht am Endpunkt.“

Die Gitarrenbaumeisterin ist 2002 nach Berlin gekommen, auch damals schon landete sie im Prenzlauer Berg: „Als ich nach Berlin kam, war die Gitarrenszene hier sehr klein, aber ich wusste von einem Kollegen, der aus Berlin kommt, dass hier ein Platz für einen Gitarrenbauer ist. Zu der Zeit gab es nicht viele.“ Mittlerweile hat sich das geändert aber vor 20 Jahren war Waltner als Frau in diesem Metier eher „exotisch und eine ziemliche Seltenheit, was aber auch auf Interesse stieß“.

Lediglich fünf Gitarren verlassen pro Jahr die Gitarrenbau-Werkstatt. Überwiegend von Männern erworben, Profi-Gitarristen oder Hobbymusiker, die das Spielen im Alter für sich entdeckt haben. Für das älteste Modell „Konzert“ muss man mit mindestens 10.500 Euro rechnen. Nach oben ist, je nach Wunsch des Kunden, alles offen.

Angela Waltner arbeitet am liebsten allein vor sich hin, manchmal läuft das Radio, oft aber einfach auch nichts, denn „ich finde die Geräusche schön, die hier bei der Arbeit entstehen“. Angela Waltner greift zum Werkzeug und mit ganzem Körpereinsatz hobelt sie Randeinlagen bündig. Es entsteht ein monotones Ritschratsch, das nach wenigen Sekunden seinen eigenen Rhythmus entwickelt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.08.2025, 07:54 Uhr

Beitrag von Magdalena Bienert