So ganz kann – und mag – man sich einfach nicht daran gewöhnen: an den Umgang mit Sprache im beliebten TV-Genre des Auslands-Krimis. Da ermitteln deutsche Figuren vor kroatischer, irischer oder, wie hier, römischer Kulisse – und um sie herum sprechen alle Hochdeutsch. Auch „die Diplomatin“ Karla Lorenz kommt mit lediglich „grazie“, „ciao“ und „si“ durch die Untiefen eines komplexen Kriminalfalls in der italienischen Hauptstadt. Ein Hauch von Lächerlichkeit haftet dem Genre also grundsätzlich an; Untertitel sind dem deutschen Fernsehzuschauer offenbar keinesfalls zuzumuten. Innerhalb der Grenzen dieses Filmtyps aber macht der Krimi „Die Diplomatin in Rom – Tod einer Nonne“, den Das Erste am 23. August von 20.15 bis 21.45 Uhr ausstrahlt, seine Sache ziemlich gut.

Im achten Fall der unregelmäßigen Reihe forscht die deutsche Botschafterin in Rom, Klara Lorenz (Natalia Wörner), im Fall einer toten sowie einer verschwundenen deutschen Nonne. Beide lebten im fiktiven Orden der „Patroninnen der Heiligen Jungfrau Maria“ in Rom und waren befreundet. Doch nun ist Luisa tot, gefallen oder gestoßen aus einem Fenster des Konvents. Und ihre Glaubensschwester Sophie (Maria Matschke Engel) bittet Klara um Hilfe. Aber die Mutter Oberin (Susanne Wuest) blockt kühl ab, betrachtet den Tod der offenbar psychisch labilen jungen Frau als Suizid. Von Luisas engem Freund aus Kindertagen, Michi Hauser (Frederik von Lüttichau), erfährt Klara, dass diese just am Tage ihres Todes das Kloster verlassen wollte, weil ihr dort womöglich Gewalt angetan wurde.

Doch der Orden und der deutsche Botschafter am Heiligen Stuhl blocken Lorenz‘ Ermittlungen ab. Und auch der einflussreiche Kardinal Köhlbauer (Benjamin Sadler) versucht abzuwiegeln. Immerhin findet „die Diplomatin“ in der Kriminalkommissarin Ricarda Motte (Clelia Sarto) eine engagierte Mitstreiterin… Ihr nach einem Anschlag auf einen Rollstuhl angewiesener Lebensgefährte, der Polizist Jan (Alexander Beyer), hilft vor allem insofern, als er die vielbeschäftigte Klara nicht auch noch mit Eifersüchteleien belastet.

„Tod einer Nonne“ ist durchaus packend erzählt. Rebecca Mahnkopf hat ein gut funktionierendes Drehbuch geschrieben, das aus dem etwas ausgeleierten Setting – dunkle Abgründe hinter verschwiegenen Kirchenmauern, moralische Verkommenheit kirchlichen Personals, dessen Doppelmoral gerade bei der Sexualmoral – sogar noch die ein oder andere neue Erkenntnis zu ziehen vermag. Etwa was das Leben junger Nonnen angeht, ihren Alltag, ihre Zweifel und Unsicherheiten.

Diese werden hier eindrücklich geschildert von der Ex-Nonne Giulia (hervorragend: Samantha Hanses) – eine Szene, die den emotionalen Höhepunkt des Films darstellt: toll gespielt, stimmungsvoll und sensibel gefilmt sowie spannend montiert. Auch die anderen Darsteller, allen voran Natalia Wörner, aber etwa auch Wuest, von Lüttichau und Beyer, machen ihre Sache gut; fügen sich mit ihrem unaufgeregten Spiel in die elegante Bildgestaltung von Kameramann Max Knauer ein.

Obligatorische Espressotassen

Gelegentlich driftet der Film ein wenig ins Räuberpistolenhafte ab, gelegentlich setzt er auch auf Klischees – so rücken Espressotassen gerne mal auffallend ins Bildfeld, und auch der Einsatz von Paolo Contes Allzeit-Hit „Via con me“ ist allzu naheliegend.

Schade auch, dass sich „Die Diplomatin“ ein Stück weit von ihren (außen-)politischen Anfängen verabschiedet hat und mittlerweile eine unter unzähligen (Auslands-)Krimi-Reihen geworden zu sein scheint – wenn auch angereichert mit gewissen diplomatischen Verwicklungen.

Trotzdem gibt es nicht wenig auf der Haben-Seite zu verbuchen: die überzeugende Titelfigur, die hochwertige Inszenierung und Optik, die unprätentiöse Love story zwischen Klara und Jan. Aber auch, wie hier, trotz des Settings im Umfeld der bekanntermaßen äußerst patriarchalisch geprägten katholischen Kirche, sehr beiläufig und selbstverständlich vor allem Frauen das Heft des Handelns in die Hand nehmen.


TV-Tipp

„Die Diplomatin in Rom – Tod einer Nonne“, Regie: Roland Suso Richter. Das Erste, Sa 23.08., 20.15 bis 21.45 Uhr. Mit Untertiteln für Hörgeschädigte.