Bielefeld. Als Charlotte und Heinrich Rethmeier das Haus an der Vinner Straße 1936 gebaut haben, lebten noch Schweine und Hühner auf dem Grundstück. Es gab einen großen Gemüsegarten, das Wasser wurde aus dem hauseigenen Brunnen gewonnen. „Wir sind erst vor fünf Jahren an das Stadtwasser angeschlossen wurden“, erzählt Inge Rethmeier. Ehemann Meinhard begann dann 1974 sein Elternhaus umzubauen und einen Garten mit verschiedenen Bereichen anzulegen.

„Ich habe jeden Stein in der Hand gehabt“, sagt der 75-Jährige und schmunzelt. Inzwischen gibt es mehrere lauschige Sitzecken, eine Terrasse mit Kamin, einen Gartenteich, einen Nutzgarten mit Biogemüse und Gewächshaus, Obstbäume und eine große Eiche, die vor 32 Jahren gepflanzt wurde. Die Eicheln dienen Rehen als Futter.

„Unser Sohn hat mir zum 70. Geburtstag eine Bank drumherum gebaut“, sagt Meinhard Rethmeier, der zunächst als Maler und später als Einzelhandelskaufmann tätig war. Wenn die Temperaturen steigen, freuen sich die Naturliebhaber hier auf ein kühles Plätzchen. „Vögel, Insekten, Fische und Frösche finden bei uns Nahrung und artgerechten Lebensraum“, sagt Inge Rethmeier. Auch Rehe, Hasen, Rebhühner und Igel seien häufige Gäste in den Hecken und Sträuchern.

Nächtliche Froschkonzerte im Bielefelder Garten

„Nachts hören wir die Froschkonzerte“, erzählt die 73-Jährige, die die Äpfel der Bäume in eine Mosterei bringt, um Saft daraus pressen zu lassen. Auch das Gemüse wird verarbeitet und eingefroren, wenn es nicht sofort gegessen wird. Auch Marmeladenfans kommen in der Familie auf ihre Kosten.

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„Wir sind im Prinzip Selbstversorger“, sagt die Hauswirtschaftsmeisterin, die ebenfalls eine Ausbildung zur Damenschneiderin gemacht hat. Wichtig sei für sie immer gewesen, dass ihre beiden Kinder und drei Enkel (16, 14, 12) verschiedene Gemüsesorten kennenlernen und sehen, wie sie angebaut werden. Der Garten ist rund 1.000 Quadratmeter groß. Daneben gibt es Weideflächen.

Dort hält der Cousin und Nachbar von Meinhard Rethmeier die beiden Pferde Maxi und Tycoon, die sonntags häufiger für Kutschfahrten angespannt werden. „Wir haben damit auch schon Kindergeburtstage unserer Enkel gefeiert“, sagt Inge Rethmeier, die sich über eine „tolle Nachbarschaft“ freut. Sie berichtet, dass das Grundstück in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, an der Grenze zu Bad Salzuflen. Der Grenzstein ist in Sichtweite, nur 100 Meter entfernt. Außerdem entspringt der Vogelbach in unmittelbarer Nähe.

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Sägemehl als natürliche Schneckensperre

Wettbewerb Schönster Garten in OWL- Garten von Meinhard und Inge Rethmeier in Altenhagen


Wettbewerb Schönster Garten in OWL- Garten von Meinhard und Inge Rethmeier in Altenhagen


Wettbewerb Schönster Garten in OWL- Garten von Meinhard und Inge Rethmeier in Altenhagen

Zwar sei auch die Autobahn A2 nicht weit entfernt. Zu hören sei der Verkehrslärm aber nur, wenn der Wind aus einer bestimmten Richtung komme. „Wir haben eine tolle Nachbarschaft“, schwärmt das Paar. Nicht selten trifft man sich in der lauschigen Weinlaube, wo die Trauben zurzeit noch grün sind. „Sie werden aber blau und sind dann essbar. Wir haben einmal versucht, Wein zu machen. Daraus ist aber leider eher Essig geworden“, berichtet Meinhard Rethmeier.

Von der Terrasse aus blickt er mit Wohlwollen auf den Obst- und Gemüsegarten, wo zu unterschiedlichen Zeiten Erdbeeren, Kohlrabi, Rhabarber, Porree, Bohnen und Kohl wachsen. In dem benachbarten Beet sprießt der Klee. „Das ist Gründünger, um den Boden zu verbessern.“ Im kommenden Jahr werde das Gemüse dorthin umgesetzt, damit sich die andere Fläche erholen kann. Chemische Mittel kommen im Naturgarten nicht zum Einsatz. Als natürliche Schneckensperre dient Sägemehl, auf dem sich die Kriechtiere nicht gut fortbewegen können.

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Blumenmischung für Bielefelder Schmetterlinge

Im Gewächshaus des Bielefelder Paares sind schon viele Tomaten reif. - © Barbara Franke

Im Gewächshaus des Bielefelder Paares sind schon viele Tomaten reif.
(© Barbara Franke)

In einem kleinen Kräuterbeet verströmt Oregano seinen Duft. Mohn, Margeriten, Kornblumen und weitere heimische Pflanzen dienen Schmetterlingen, Bienen und Hummeln als Nahrungsquelle. „Wir haben die Blumenmischung von Riemeier“, sagt Inge Rethmeier. Die Wurzeln des Fachgeschäftes für Tier- und Gartenbedarf wurden bereits vor 175 Jahren am Jahnplatz gelegt.

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