Liebe Malt-Freunde,

Whisky ist das Getränk, bei dem man wissenschaftlich gesehen die meisten Geschmacksnuancen nachweisen kann. Wir sprechen also vom komplexesten Genussmittel auf diesem Planeten! Doch manchmal scheint selbst diese Vielfalt einigen Genießern nicht genug zu sein.

Ich gestehe: Ich bin ein leidenschaftlicher Esser. Natürlich überlege ich mir dabei auch, was ich dazu trinke – meistens läuft es abends auf ein Glas Wein hinaus. Manchmal darf es auch einfach Wasser sein oder ein charaktervolles Bier. Gerade ein fruchtiges NEIPA mit moderatem Alkoholgehalt und zurückhaltenden Bitternoten harmoniert wunderbar mit pikanten Gerichten.

Aber Whisky als Essensbegleiter? Daran denke ich so gut wie nie.

Das liegt vielleicht daran, dass Whisky nun einmal erst bei 40 Volumenprozent Alkohol anfängt und mir Hochprozentiges zum Essen einfach „zu viel des Guten“ erscheint. Obwohl – und das räume ich gerne ein – sich zu jedem Gang und jeder Essenskomponente bestimmt ein passender Malt finden ließe. Einige meiner Händler-Kollegen zelebrieren Whisky-Dinners mit solcher Hingabe und Sachverstand, dass die Nachfrage ungebrochen scheint.

Kolumnist Frank Jerger, Inhaber des Fachgeschäfts „Whisky For Life“ in Frankfurt
Kolumnist Frank Jerger, Inhaber des Fachgeschäfts „Whisky For Life“ in Frankfurt © Christoph Fröhlich

Dennoch: Ich bin der Auffassung, dass man beim Food-Pairing die Fokussierung auf dieses wunderbare und vielschichtige Getränk verlieren kann. Aus meiner Sicht brilliert Whisky am hellsten, wenn er als Solist auftreten darf. Natürlich würde ich einer Einzelfassabfüllung in Fassstärke von über 55 oder gar 60 Volumenprozent immer genügend Zeit und Luft gönnen, vielleicht sogar ein paar Tröpfchen stilles, mineralarmes Wasser hinzufügen, um dem Whisky zu seiner Entfaltung zu verhelfen.

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Und ich muss zugeben: Selbst den leichtesten Whisky kann man mit Schokolade auf wunderbare Weise „aufladen“. Milchschokolade mit geringerem Kakao-Anteil zu einem Bourbonfass-gereiften, leichten Malt oder dunklere Schokis zu einer kräftigen, würzigen „Sherry-Bombe“: Passen und schmecken tut das schon!

Wie bei fast allem im Leben gilt: Genießen Sie, was und wie es Freude bereitet. Und natürlich macht auch hier die Dosis das Gift. Ob Schokolade, Fleisch, Käse oder Tabakwaren zum Whisky – all das kann und soll jedem von Ihnen Genussmomente bescheren.

Mein Herz schlägt für den puristischen Zugang. Whisky immer wieder neu zu entdecken, ohne Ablenkung, bringt eine ganz besondere Freude. Und obendrein schult es die sensorischen Sinne! Und mal ehrlich: Es gibt Schlimmeres, als sich ganz auf einen ausgezeichneten Whisky zu konzentrieren, nicht wahr?

Slainte!

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