Witten. Annes Hofladen liegt etwas versteckt um die Ecke. Gut, dass es zur Straße die Menü-Hinweise gibt. Wir testen heute den Mittagstisch in Witten-Heven. Und sind gespannt, wie‘s schmeckt.

Der mit weißer Kreide handgeschriebene Speiseplan auf dem schwarzen Klappaufsteller vorne an der Straße wirkt Wunder. Das sehen wir an diesem Freitag, als wir zum Mittagstisch nach Witten-Heven aufbrechen. Klar, die Bäckerei Zehner sieht jeder. Aber dass es auch eine Hausnummer „Steinhügel 18A“ gibt, muss man erst mal wissen. Rein in die Einfahrt, einmal um die Ecke und schon stehen wir vor „Annes Hofladen“. Hinterm Tresen bedient uns aber nicht Anne, sondern Petra. Was gibt‘s denn heute auf die Gabel, liebe Frau?

Wir sind mal wieder spät dran, das haben die Heinis von der Presse so an sich. Und Zeit haben sie natürlich auch keine. Uns reichen 15, 20 Minuten für eines der beiden Mittagsmenüs. Der Autor dieser Zeilen hätte gern das Pangasiusfilet mit Kartoffelpüree und Salat gewählt. Dafür hat er extra den Heringsstipp mit Quark und Pellkartoffeln in seinem Stammlokal – dem Bistro B an der Breite Straße – sausen lassen. Aber Pech gehabt. Heute ist Freitag und das Filet bei Petra ist schon aus.

Gastro-Scheck Annes Hofladen in Witten

„Hätte ich doch schon zehn Jahre früher angefangen“: Petra steht erst seit letztem Jahr hinterm Verkaufstresen im beschaulichen Innenhof der Bäckerei Zehner am Steinhügel. Vorher hat sie 30 Jahre in Supermärkten geackert..
© FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Pangasiusfilet ist aus. Wie wäre es mit Seelachs im Wittener Hofladen?

Macht nichts. Alternativ hätten wir als Fisch auch den Seelachs nehmen können. Aber bevor wir darauf gekommen sind, macht uns die freundliche 58-Jährige schon das Schweinegulasch mit Nudeln warm. Fotograf Uwe nimmt dasselbe, nur als Beilage Kartoffeln. Und wie schmeckt‘s?

„Das Fleisch ist zart“: Fotograf Uwe Möller testet ebenfalls das Schweinegulasch, statt mit Nudeln aber mit Salzkartoffeln.
© WAZ | Jürgen Augstein

„Das Fleisch ist sehr zart“, sagt Uwe, der selbst kocht und somit weiß, wovon er spricht. Der Autor kann da nur zustimmen. Auch die Nudeln sind okay. Man hätte alles nur noch einen Tick wärmer machen können. Die angedickte Soße ist nicht so unser Fall – aber auch die geht. Was der schreibende Kollege vermisst, ist etwas Grünes. Aber auch der Salat ist um halb zwei leider schon ausverkauft.

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Ein paar späte Mittagsgäste in Witten-Heven

Imnmerhin sind wir – anders als vermutet – nicht die letzten Gäste an diesem Mittag. Ein paar trudeln tatsächlich noch nach uns ein. Roswitha und ihr Begleiter hatten es eigentlich auf Kaffee und Kuchen vorne im Café abgesehen. Sie wurden dann aber durch die Hinweisschilder an der Straße auf den Hofladen um die Ecke aufmerksam. Statt Schwarzwälder Kirsch und Stachelbeertorte gibt‘s nun also was Herzhaftes. Er entscheidet sich für das Schnitzel mit Spiegelei, sie für Seelachs mit Kartoffelsalat. Wohl bekommt‘s!

Die beiden Zufallskunden sind zum ersten Mal da, anders als VHS-Chefin Bettina Sommerbauer, die um die Ecke wohnt und alle 14 Tage vorbeikommt. Die 56-Jährige bestellt zwei Koteletts, „die mache ich mir zuhause selbst warm“. Sie ist voll des Lobes: „Hier schmeckt eigentlich alles sehr gut. Wie früher bei Oma. Mit Liebe gemacht.“ Und die geht bekanntlich durch den Magen.

Iris kommt mehrmals die Woche, um sich ein Mittagsgericht zu holen, am Freitag zum Beispiel den Kirschpfannkuchen. Praktisch, dass sie nicht selbst kochen muss, zumal die Hevenerin gerade renoviert.

Iris kommt mehrmals die Woche, um sich ein Mittagsgericht zu holen, am Freitag zum Beispiel den Kirschpfannkuchen. Praktisch, dass sie nicht selbst kochen muss, zumal die Hevenerin gerade renoviert.
© WAZ | Jürgen Augstein

Deftige Hausmannskost, aber auch Lasagne

Drum wundert‘s nicht, dass selbst die jüngeren Leute hier mittlerweile auf den Geschmack kommen – deftige Hausmannskost hin, deftige Hausmannskost her. Und manchmal gibt‘s ja auch Lasagne. Und Pfannkuchen sowieso. Iris entscheidet sich für den Eierkuchen mit Kirschen. Sie ist so froh, sich hier mal eben schnell was zu essen holen zu können und nicht selbst kochen zu müssen. Gerade jetzt. Die 63-Jährige zeigt die blaue Farbe auf ihren Fingern. „Ich renoviere gerade.“

„Annes Hofladen“ in Witten-Heven

Am Steinhügel 18A – im Innenhof der Bäckerei Zehner – gibt es von Montag bis Freitag jeweils zwei Mittagsgerichte zur Auswahl. Die Portionen sind ordentlich. Die Preise liegen zwischen acht und zehn Euro, in seltenen Fällen (Seelachs) bei über zwölf. Gegen eine Liefergebühr von 1,50 Euro kann man sich das Essen auch bringen lassen. Kontakt: Tel. 02302/0177/6498013.

Der Speiseplan für die Woche vom 25.-29.8.: Montag Rostbratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelpüree (9.50 Euro) oder Möhreneintopf mit Bockwurst (7,80 Euro). Dienstag: Forelle Müllerin mit Speckkartoffeln (9,50 Euro) oder Tortellini in Schinken-Käse-Sahnesoße (8,50 Euro). Mittwoch: Jäger-/Paprikaschnitzel mit Pommes oder Kartoffeln und Salat (9,20 Euro) oder Gemüselasagne (8,80 Euro). Donnerstag: Schmetterlingssteak mit Kroketten und Gemüse (10,50 Euro) oder Spätzlepfanne mit Broccoli in Sahnesoße (9,50 Euro). Freitag: Pangasiusfilet mit Kartoffeln und Salat (8,50 Euro) oder Seelachsfilet mit Kartoffeln und Salat (12,50 Euro) oder Bauerneintopf mit Brötchen (8,90 Euro).

Mittwochs ist Schnitzeltag und Frikadellen gibt‘s genauso eigentlich jeden Tag. Eine Kundin hat gerade 30 Stück auf einmal geholt. Zugegeben, Schlankmacher sind das hier alles nicht. „Aber man kann ja etwas weniger essen“, sagt Petra, die erst seit letztem Jahr hinterm Verkaufstresen steht. „Ich habe mich etwas kleiner gesetzt“, sagt sie nach 30 Jahren im Einzelhandel. Die Endfünfzigerin trägt eine modische Brille, die schicke blaue Schürze ist perfekt auf das rote Shirt abgestimmt. Mode im Hofladen, warum denn nicht?

Gastro-Scheck Annes Hofladen in Witten

Mit dem Aufsteller zur Straße hin macht der etwas versteckte Mittagstisch auf sich aufmerksam.
© FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die beiden Küchenfeen kochen in aller Herrgottsfrühe

Die beiden Küchenfeen, die all die leckeren Gerichte in Heven zaubern, sind jetzt um halb zwei längst weg. Sie heißen Margarethe und Sabrina und kochen schon in Herrgottsfrühe alles vor. Petra, die gegen zehn kommt, nimmt freitags gern selbst was mit, zum Beispiel Pfannkuchen für die Enkel. „Und mein Mann liebt die Frikadellen. Sie sind ja auch der Hit.“

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Dem empfindlichen Autor dieser Mittagstisch-Kolumne liegt das Schweinegulasch heute etwas schwer im Magen. Vielleicht ist deftige Hausmannskost ja doch so sein Fall. Er versucht am Montag – okay, auch nicht gerade ganz leicht – lieber mal den Möhreneintopf mit Bockwurst. Ein frisches Brötchen vorne von Zehner gibt‘s bestimmt dazu.