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Massoud B. (45) soll Teil einer Betrügerbande sein.Massoud B. (45) soll Teil einer Betrügerbande sein. © SIGI JANTZ

Betrüger gaben sich gegenüber einer Münchner Seniorin telefonisch als Polizisten aus – und setzten die Frau so sehr unter Druck, dass sie 100 000 Euro und Schmuck aushändigte.

München – Rund 11,5 Millionen Euro erbeuteten professionelle Betrügerbanden 2024 bei Münchner Senioren – am Telefon geben sie sich zum Beispiel als Polizisten aus, die angeblich die Wertsachen der älteren Menschen sichern müssen, weil Einbrecher im Viertel unterwegs sind. Eine dreiste Lüge! Doch die Maschen haben leider weiterhin Erfolg.

Münchner Seniorin fällt gleich dreimal auf professionelle Betrüger herein

Dass Senioren im Einzelfall sogar bis zu 500 000 Euro verloren hatten, ist traurige Realität. Doch neu ist, dass die Betrüger ihre Opfer sogar auch mehrfach abzocken, wie ein aktueller Fall am Amtsgericht nun zeigt. Dort ist Massoud B. (45) angeklagt. Mit Komplizen soll er einer 65-Jährigen im Februar zunächst 20 000 Euro nach der bekannten Masche abgenommen haben – ihre Wertsachen und Schmuck legte die Seniorin in einem Kuvert vor ihre Tür, so wie die Anrufer es ihr aufgetragen hatten. „Ich dachte wirklich, es sei die Polizei“, sagte Maria A. (Name geändert) vor Gericht aus. „Der Druck am Telefon war immens. Sie drohten mir sogar mit einer Hausdurchsuchung, wenn ich nicht mitmache.“

Weitere 20 000 Euro gab sie drei Tage später heraus – denn die Anrufer hielten nach der Tat noch Kontakt. Und nahmen ihr weitere 60 000 Euro ab, das Geld stammte von A.‘s Mutter. Erst beim vierten Versuch wurde Massoud B. dann verhaftet.

Geldabholer flog gezielt zu Münchner Adresse – und wurde vor Ort festgenommen

Doch er gab sich vor Gericht ahnungslos und behauptete, völlig unschuldig in diese Sache hineingeraten zu sein. Angeblich hatte ein Freund in der Türkei Schulden bei Massoud B. gehabt – der habe ihm wiederum die Münchner Adresse gegeben, damit B. dort „sein“ Geld abholen könnte. Um 21 Uhr landete B. in München, um 21:35 Uhr stand er bereits bei Maria A. an der Haustür. Sie habe er nicht gekannt, behauptete der Angeklagte, der vor Gericht noch von einer Firma erzählte, die er in München mit einem Freund betrieben haben will – angeblich zur Vermittlung von Handwerkern.

Staatsanwalt Maximilian Beer brachte den Fall zur Anklage. Staatsanwalt Maximilian Beer brachte den Fall zur Anklage. © SIGI JANTZStaatsanwalt deckte kriminelle Verwicklungen auf

Doch die Geschichte zweifelte Staatsanwalt Maximilian Beer dann doch entschieden an: „Das mit dem Gewerbe war reiner Schein. Sie waren der Geldwäscher“, rügte Beer. Denn hinter Überweisungen in die Türkei, die Massoud B. als „Unterstützung für die Familie“ deklarierte, stecken wahrscheinlich Gelder, die ihm Rahmen der gewerbsmäßig betriebenen Betrugsmasche erbeutet worden sind. Und der behauptete Freund: Er ist wahrscheinlich der Keiler in diesem Fall, der von türkischen Callcentern aus Münchner Senioren abzuzocken versucht – und sich am Telefon als Polizist ausgab.

„Ich wusste nicht mehr, wer die echte Polizei war“, sagte Maria A. vor Gericht – täglich war sie von den Betrügern angerufen worden. Geschnappt werden oft nur die Abholer, in diesem Fall Massoud B., der bis zuletzt jede Beteiligung an der kriminellen Masche bestritt. Zu deutlich waren am Ende aber seine Verstrickungen. Das Amtsgericht verurteilte ihn zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis. Ein Urteil, das auch künftige Betrüger abschrecken soll.