Stand: 24.08.2025 15:36 Uhr

Was für ein Schlusspunkt in einem hitzigen Aufsteiger-Duell: Dynamo Dresden gewinnt in der 2. Fußball-Bundesliga bei Arminia Bielefeld, weil Luca Herrmann ganz spät ein Tor zum 2:1 (1:0)-Auswärtssieg gelingt, wie es ihm vermutlich nie wieder gelingen wird. Zuvor hatte Niklas Hauptmann die Gäste bereits in Führung gebracht (21. Minute) und Joel Grodowski (57.) ausgeglichen – dann gab es Schiedsrichter-Ärger und schließlich den goldenen Abschluss aus Dresdner Sicht.


Sebastian Hochrainer

Dabei war alles angerichtet für die nächste Party auf der Alm. Zwei Siege zum Auftakt in der 2. Liga, Pokalerfolg gegen Werder Bremen (1:0) – und dann stand plötzlich einer der großen Helden der vergangenen Aufstiegs- und Pokalfinal-Saison vor der Kurve und präsentierte sich als Neuzugang. Die Stimmung in Bielefeld kochte vor dem Anpfiff gegen Dresden auf, weil der Verein die Verpflichtung von Marius Wörl (spielte noch nicht mit) offiziell machte, den Hannover 96 im Sommer zunächst mit einer Rückkaufoption geholt hatte.

Dresdens Hauptmann trifft bei seinem Jubiläum

Diese Atmosphäre übertrug sich in der Anfangsphase allerdings nicht. Es war nicht offensichtlich, dass ein perfekt gestartetes Team auf ein punktloses traf, es war sehr zäh und kämpferisch, Höhepunkte gab es nicht, abgesehen von der Lautstärke von den Tribünen. Und dann jubelte ganz plötzlich Dynamo. Tim Handwerker leistete sich einen Fehler, nach dem die DSC-Defensive in ein Chaos verfiel, das Hauptmann in seinem 100. Zweitligaspiel zur Führung nutzte (21.).

Immerhin führte dieser Moment aber dazu, dass die Mannschaft von Trainer Mitch Kniat aktiver und selbst gefährlich wurde. Grodowski hatte die erste gute Gelegenheit für Bielefeld, Dresdens Torhüter Tim Schreiber wehrte den Schuss aus spitzem Winkel allerdings stark ab (26.). Später scheiterte Arminias Stürmer per Kopf, verfehlte das gegnerische Tor knapp (39.). Die Halbzeitführung für die Gäste war dennoch nicht unverdient.

Bei Bielefelds Grodowski sind aller guten Dinge drei

Zumal Dresden wieder besser aus der Kabine kam, Nils Fröling hatte schnell die erste gute Chance, die Bielefelds Ersatzkeeper Leo Oppermann entschärfte (47.). Auf der anderen Seite hatte allerdings auch Arminia einige Abschlüsse, bei denen die Genauigkeit fehlte. Die eigentlich größte Gelegenheit hatte dann aber Dresdens Sascha Risch, der frei vor dem Tor nach einer Flanke am Ball vorbeitrat (51.).

Insgesamt erhöhte Arminia aber die Intensität und den Druck recht schnell – und belohnte sich auch dafür. Eine weite Flanke von Christopher Lannert nahm Grodowski am zweiten Pfosten volley und seine dritte Gelegenheit nutzte der Angreifer zum 1:1 (57.). Damit arbeitete Bielefeld an dem zweiten Heimsieg nach Rückstand, am ersten Spieltag hatte der Aufsteiger nach einem 0:1 gegen Fortuna Düsseldorf mit 5:1 gewonnen.

Unverständnis und Verwirrung rund um Bielefeld-Platzverweis

Es gelang Dynamo allerdings, dieses Bemühen weitgehend vom eigenen Tor fernzuhalten und mit eigenen Tempoangriffen selbst genügend Gefahr auszustrahlen, um Bielefeld das Gefühl zu vermitteln, nicht voll ins Risiko gehen zu können. Und einer dieser Angriffe endete nicht im Tor, aber zu einem klaren Vorteil für Dresden. Nach einem Foul von Lannert am eigenen Strafraum gab es nämlich nicht nur Freistoß, sondern auch Rot wegen einer vermeintlichen Notbremse (74.).

Eine äußerst strittige Entscheidung von Schiedsrichter Tom Bauer, der diese auch nach Ansicht der Videobilder aufrechterhielt. Angeblich sei eine klare Torchance verhindert worden, dabei war Lannert weder letzter Mann noch war die Gelegenheit so groß, dass der gefoulte Kutschke ziemlich sicher beim Abschluss ein Tor erzielt hätte. Zudem deutete die Gestik von Bauer nach dem Blick auf den Bildschirm erst darauf, dass Lannert doch weiterspielen dürfe – die Verwirrung war perfekt.

Dresdens Kutschke trifft, aber jubelt umsonst

Bielefeld bekam aber trotzdem noch den Matchball, den Marvin Mehlem aber vergab. Nach einem Konter stand der Mittelfeldspieler frei vor dem Tor, verfehlte es aber deutlich (82.). Und stattdessen schlug Dresden im Gegenzug zu – durch Kutschke, der kurz zuvor den Platzverweis herausgeholt hatte.

In bester Mittelstürmer-Manier streichelte der 36 Jahre alte Routinier den Ball ins Tor – aber der Treffer zählte nicht, weil Tony Menzel nach dem Schuss im Abseits stand (83.). Doch auch diese Entscheidung war nicht für jeden ersichtlich, denn eine Berührung des Balles war von Menzel nicht unbedingt zu erkennen.

Dynamos Herrmann trifft auf unglaubliche Art und Weise

Es sah schon alles danach aus, dass beide Teams nach dem Abpfiff über die Punkteteilung hadern würden – doch dann kam der große Auftritt von Herrmann. Eine Flanke von rechts nahm der Dynamo-Profi direkt mit einem artistischen Fallrückzieher aus der Luft und der Ball landete unhaltbar im langen Eck. Es war ein unglaubliches Tor, zu einem unglaublichen Zeitpunkt (90.+10), das zudem unglaublich wichtig war für die bisher punktlosen Dresdner.

Diesen Erfolg will das Team von Trainer Thomas Stamm am vierten Spieltag nächsten Sonntag gegen Schalke 04 (13.30 Uhr) wiederholen, während Arminia einen Tag vorher bei Eintracht Braunschweig (13 Uhr) in die Erfolgsspur zurückwill.