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In einem sogenannten „Rage Room“ in Bonn können Gäste ohne Rücksicht auf Verluste Autos und andere Gegenstände zerstören. Hilft das wirklich beim Stressabbau?

Bonn – Einfach mal alle Sorgen vergessen, es so richtig scheppern lassen und ein Auto kurz und klein schlagen – was sich im ersten Moment definitiv illegal anhört, ist an einem Ort in Bonn nicht nur erlaubt. Nein, im „Smash Club“ in Bonn ist das sogar erwünscht. „Der lang ersehnte ‚Ventileffekt‘ für die Stresspunkte des Lebens wird somit mal richtig ausgelöst! Dabei werden auch unvergessliche Momente für die Ewigkeit kreiert“, schreiben die Veranstalter auf ihrer Website. Es wird also mit Stressabbau geworben – dazu gibt es in dem sogenannten „Rage Room“ verschiedene Angebote, zwischen denen die Gäste wählen können.

Auto kann komplett zerlegt werden – für 800 Euro

Beim „Beginner Smash“ können zum Beispiel Stühle und Geschirr zerstört werden. Eine Gruppe von vier Personen bezahlt dafür 150 Euro. Beim „Classic Smash“ geht es schon ein bisschen wilder zu – dann geht es etwa alten Druckern, Computern oder Monitoren an den Kragen (170 Euro für vier Personen). Ab 300 Euro kann beim „Wohnzimmer Smash“ gleich ein perfekt eingerichtetes Wohnzimmer in Schutt und Asche gelegt werden. Und wer so richtig eskalieren will, kann beim „Auto Smash“ einem Kleinwagen wortwörtlich zeigen, wo der Hammer hängt. Mit 800 Euro handelt es sich dabei aber um das kostspieligste Angebot.

So weit, so gut – aber was macht das Zerstören von Gegenständen eigentlich mit der Psyche? Und vielleicht noch viel wichtiger ist die Frage: Hilft es wirklich beim Stressabbau? Psychologin Sina Dorit Groenewold, Expertin beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), sagt im Gespräch mit wa.de: „Ja, das kann was bringen – zumindest wenn man sich darauf einlassen kann“. Aber nicht für alle sei es leicht, einfach mal loszulassen. Das liege daran, dass Menschen schon von klein auf beigebracht bekommen, dass gewisse Dinge nicht erlaubt sind. Wie eben auch Aggressivität auszuleben.

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„Wenn eine Person Stress empfindet, wird das im Körper gespeichert“, sagt Groenewold. Der Langzeit-Stress werde in Form des Stresshormons Cortisol gespeichert – der könne durch solche Aktivitäten, wie sie im „Smash Club“ angeboten werden „etwas reduziert werden“, erklärt Groenewold. Beim Zerstören selbst werden dafür die kurzzeitigen Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Aber nicht alle Menschen bauen Stress auf die gleiche Art und Weise am effektivsten ab. „Zurückhaltende Persönlichkeiten machen das meistens eher mit etwas wie Yoga“, so die Expertin vom BDP. „Es ist halt nicht für jeden das Richtige“.

Wer seinen Cortisol-Wert lieber auf eine entspanntere Art senken möchte, hat in NRW zahlreiche Optionen. So gibt es zum Beispiel zahlreiche Badeseen in NRW, die neben einer Menge Entspannung auch noch freien Eintritt zu bieten haben. Zu einem Spaziergang und einer Entdeckungstour lädt auch die Burg Isenberg in Hattingen ein – sie blickt auf eine dramatische Histprie zurück.