Gerstungen (Thüringen) – Die Krise der Automobilindustrie spitzt sich immer weiter zu. Nun scheint das Aus für weitere 600 Jobs beim Zulieferer ae group in Gerstungen sicher. Experten gehen davon aus, dass am Montag im Gläubigerausschuss das Ende der Produktion verkündet wird, nachdem ein langer Rettungsversuch scheiterte.
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Die ae group produziert Aluminium-Druckgussteile für Karosserien, Getriebe und Motoren. Schon im Februar 2024 hatte das Unternehmen in Gerstungen im Wartburgkreis (Thüringen) Insolvenz angemeldet. Damals noch in Eigenverwaltung, kurz nachdem ein neuer Eigentümer die ae group mit damals noch 1000 Mitarbeitern übernommen hatte und neue Investoren suchte.
Doch der Optimismus versiegte. Das strukturelle Dilemma in der Automobilindustrie sitzt tiefer. Derzeit sehe es eher nach End als nach Happy End aus, sagte Insolvenzverwalterin Romy Metzger der „Thüringer Allgemeinen“. Dabei sei das Unternehmen durchaus gut aufgestellt. Nur kam kein neuer Geldgeber in die Spur.
146 Unternehmen weltweit sagten ab
Exakt 146 Unternehmen weltweit habe der Unternehmensberater Roland Berger weltweit kontaktiert, in der Hoffnung, dass jemand einsteigt. Es hagelte offenbar Absagen. Ein Angebot eines Unternehmers aus Aachen hielt ZF Friedrichshafen, der Hauptkunde des Druckguss-Spezialisten, für nicht schlüssig.
Die ae group produziert in Thüringen Druckguss-Komponenten für Autos
Foto: Michael Reichel/ae group
Experten und Mitarbeiter gehen davon aus, dass im Gläubigerausschuss am Montag das Ende der Produktion verkündet wird. Ein Sozialplan sei bereits verhandelt, eine Transfergesellschaft auf den Weg gebracht.
Mehr zum ThemaDer Grund für die Insolvenz
Auf ein Wunder hofft kaum noch jemand. Bürgermeister Daniel Steffan (50, CDU) hatte in einer Stellungnahme der Gemeinde zur drohenden Werksschließung in Thüringen gesagt: „Die möglichen Auswirkungen auf unsere Gemeinde wären gravierend.“
Zu hohe Energiekosten, die steigenden Bürokratiekosten sowie die wirtschaftliche Lage der deutschen Automobilindustrie seien ursächlich für die aktuelle Lage der ae group, heißt es in der Stellungnahme.