Dresden/Rostock. Schlagersänger Roland Kaiser lebt seit Jahren mit einer Spenderlunge. Die zwölfjährige Vima aus Rostock hat vor zwei Jahren eine neue Leber bekommen. Roland Kaiser war Schirmherr der diesjährigen World Transplant Games in Dresden. Vima war Teilnehmerin dieser Weltspiele von Sportlern, die mit einem Spenderorgan leben.
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Transplantierte aus der ganzen Welt
Eine Woche lang, vom 17. bis 24. August, war die Schülerin aus der Hansestadt bei Wettkämpfen dabei, die zum ersten Mal in Deutschland ausgetragen wurden und die als Weltmeisterschaften für Organtransplantierte gelten.
„Ich habe in Dresden viele Leute kennengelernt“, berichtet Vima. „Die waren alle offen und es hat richtig Spaß gemacht“, schwärmt sie. Geplaudert wurde untereinander in Englisch. Mitstreiter aus mehr als 60 Nationen und aus allen Altersklassen waren bei den Games. 2500 Sportler traten in 17 Sportarten an. „Das ist eine total schöne Gemeinschaft.“
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Was sind die „World Transplant Games“?
Ziel der Spiele ist es, den Amateursport unter Organtransplantationsempfängern, Lebendspendern sowie Spenderfamilien zu fördern und die Botschaft der Organspende weltweit sichtbar zu machen. Zentrale Botschaften der Spiele sind: Dankbarkeit für die zweite Chance, Würdigung der Spender, internationale Begegnungen. Die Organisatoren sind an das Internationale Olympische Komitee (IOC) angebunden. Die Spiele finden alle zwei Jahre statt, jetzt zum ersten Mal in Deutschland. Es sind alle Altersklassen vertreten – dabei sind 4- bis über 80-Jährige. Zu den transplantierten Organen der Teilnehmer gehören Herz, Lunge, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Darm, Knochenmark.
Vima ist erfolgreich. So siegte sie etwa in ihrer Altersklasse im Tischtennis. Ebenso gewann sie das Radrennen über 5,2 Kilometer. „Sie ist mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 30 km/h gefahren“, berichtet ihr Vater Marc Klein, der seine Tochter zusammen mit seiner Frau Evi Klein begleitet hat. „Mit ihrer Zeit hätte sie sogar noch bei den Jungs in der nächsthöheren Altersklasse gewonnen.“ In Rostock trainiert Vima Shorttrack – ein spezieller Eisschnelllauf auf einer nur 111 Meter langen Bahn.
Vima aus Rostock bei den World Transplant Games in Dresden. Das Radrennen gewann sie.
Quelle: Marc Klein
Vor genau zwei Jahren sah das Leben von Vima nicht so rosig aus wie heute: Nach einem dreiwöchigen lebensbedrohlichen Zustand wurde ihr in Hannover eine rettende Spenderleber eingesetzt. Monatelang konnte sie nicht zur Schule und zum Training gehen. Regelmäßig muss sie, wahrscheinlich ein Leben lang, Medikamente einnehmen, damit ihr Körper das neue Organ nicht abstößt.
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„Was Vima passiert ist, kann jedem von heute auf morgen widerfahren“, betont Evi Klein. Deshalb seien die Games in Dresden so wichtig gewesen, weil auf diese Weise das Thema Organspende mehr Aufmerksamkeit erhalten habe.
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Zu wenige Spenderorgane für Patienten
Denn die Zahlen bei den Organspenden könnten in Deutschland besser sein. In Mecklenburg-Vorpommern gab es im vergangenen Jahr (laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation) 58 Organspenden von 20 bis 25 Spendern. Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es in MV eher weniger Spender (2018 gab es 119 Spenden).
„In anderen Ländern in Europa gibt es mehr Spender und oft profitieren auch Deutsche davon“, sagt Evi Klein. Sie wünsche sich mehr aktive Entscheidungen für die Organspende. Immerhin: 40 Prozent der Deutschen tragen einen Organspendeausweis, eine Mehrheit ist sogar für eine Spende, allerdings halten sie ihre Entscheidung meist nicht schriftlich fest. Mehr als 8000 Deutsche stehen auf den Wartelisten für Spenderorgane.
Ohne Hilfen geht’s nicht
Dass Vima in Dresden auch noch beim 100-Meter-Sprint (2. Platz als Jüngste und Kleinste im Starterfeld) und bei der Mix-Staffel rennen sowie beim Ballweitwurf den 2. Platz erreichen konnte, hat sie nicht nur ihren Eltern, sondern auch der Unterstützung der Kinderhilfe Organtransplantation (KiO) und der Stiftung der Ostseesparkasse Rostock zu verdanken. Und ihrem älteren Bruder, der als Eishockey-Talent zufällig in Dresden lebt und der sie stets unterstützt.
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Vima sagt, dass sie es toll finde, dass auch Blinde oder Sportler im Rollstuhl bei den Games dabei waren. „Manche mussten kurz vorher leider absagen, weil sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hat“, erzählt sie. Auch an diese Sportler wurde während der Veranstaltung gedacht, ebenso an die lebenden und verstorbenen Spender der Organe.
„Es wurde in Dresden von allen Seiten vor allem das Leben gefeiert“, berichtet Marc Klein. Die Stimmung sei einzigartig in der ganzen Stadt gewesen. Für Vima war es eine sehr besondere Woche: „Ich werde diese Zeit nie vergessen.“
OZ