Klimakrise bedroht Kulturgut

Wie historische Parkanlagen unter extremen Wetterereignissen leiden

Mo 25.08.25 | 06:09 Uhr | Von Luis Babst und Tamy Daum

Archivbild: Geschädigte Bäume im Park Babelsberg. Auf einem Pressetermin wurde über die Förderung der Starkregenvorsorge und Klimaanpassung in denkmalgeschützten Garten- und Parkanlagen informiert. (Quelle: dpa/Kalaene)Bild: dpa/Kalaene

Höhere Temperaturen, extremeres Wetters: Die Klimakrise bedroht auch historische Gartenanlagen. Langfristig könnten Bäume durch widerstandsfähigere Arten ausgetauscht werden. Doch nicht immer ist das im Sinn des Denkmalschutzes. Von Luis Babst und Tamy Daum

Äste brechen ab und Bäume werden entwurzelt. Historische Parks in der Region, wie der Schlossgarten Charlottenburg oder der Park Sanssouci, leiden unter Extremwetterereignissen. Das zeigt zum Beispiel der Parkschadensbericht der Technischen Universität Berlin. Hierfür wurden mehr als 60 historische Anlagen in ganz Deutschland untersucht. Das Ergebnis: 59 Prozent aller Bäume in den beobachteten Grünanlagen geht es nicht gut.

Laut Studienautor Professor Norbert Kühn haben vor allem die Jahre von 2018 bis 2022 viel Trockenheit und Hitze gebracht. Darunter haben die Bäume laut dem Experten extrem gelitten.

Gerade den Parks in Großstädten geht es laut Kühn aufgrund der intensiven Nutzung besonders schlecht. „In einem innerstädtischen Park ist es noch extremer, die Leute wollen raus, sie haben wenig Fläche und dadurch wird auf die Parks noch weniger Acht gegeben.“ Durch die vielen Besuchenden würde beispielsweise der Boden verdichtet, so der Experte, wodurch unter anderem Wasser schlechter versickern kann.

  • Archivbild:Auf dem trockenen steht am 29.07.2025 eine Pegelanzeige am Straussee.(Quelle:picture alliance/dpa/P.Pleul)

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Im Schlossgarten Charlottenburg berichtet Gartenmeisterin Andrea Badouin von ähnlichen Problemen. Der Klimawandel sei laut der Verantwortlichen mittlerweile deutlich sichtbar: Die Kronen der Bäume werden lichter, zusätzlich kommt es vor allem im Sommer zu sogenannten „Starkastabbrüchen“ und es bedarf immer mehr Arbeit bei der Pflege der Gehölzflächen.


Historische Parks sind wichtiges Kulturerbe

Die Klimakrise setzt den historischen Grünanlagen also verstärkt zu. Umso wichtiger wird die Anpassung. Forschende setzen vor allem auf sogenannte Zukunftsbäume. Sie sollen heimische Arten ersetzen und besser mit Veränderungen von Klima und Böden klar kommen. Die Herausforderung dabei ist, dass die Anlagen teilweise denkmalgeschützt sind. Die neuen Bäume sollen möglichst genauso aussehen wie die alten. Zurecht findet Norbert Kühn von der Technischen Universität Berlin. Er verweist darauf, dass die Parks ein Zeugnis ihrer Zeit und dementsprechend ein unersetzliches Kulturerbe seien.

Daran, die perfekte Mischung in Sachen Zukunftsbaum zu finden, forscht Juliane Ribbeck-Lampel von der Baumuniversität im Cottbuser Stadtteil Branitz. Sie möchte klimafeste Gehölzstrukturen finden, die trotzdem den Charakter eines Parks erhalten.

Damit die neugepflanzten Bäume auch wirklich dem historischen Erscheinungsbild des Parks entsprechen, schauen die Forschenden in historische Dokumente wie Gehölzlisten. „Wir wissen über Zeichnungen und Fotografien in etwa, was dort gestanden hat und können natürlich durch den Zeitschnitt jeweils auch antizipieren, welche Bäume überhaupt verfügbar waren“, so die Projektleiterin. Die Forschenden versuchen also vor allem auf den sogenannten Habitus der Bäume zu achten.

Laut Ribbeck-Lampel heißt das, schaut das Team vor allem wie groß ein Baum wird, welche Blattfärbung er hat und ob er resistent gegen Mehltau ist. Eine Krankheit, die ziemlich früh im Jahresverlauf zu Blattabfall führen kann. In Branitz wird zudem gearbeitet wie in einer Baumschule: Einmal als geeignete Zukunftsbaumart identifiziert, werden Sprösslinge von ihr gezogen.


Zusammenspiel aus Denkmalschutz und Forschung

Der Denkmalschutz macht die Klimaanpassung in historischen Gärten und Parks ein Stück weit komplizierter. Einen klassischen Kontrollcharakter gibt es bei kleineren Umbaumaßnahmen allerdings nicht. Das liegt vor allem daran, dass Bäume sehr lange brauchen, um zu wachsen, und sich deshalb erst spät zeigt, wie treu der neue Baum dem Denkmalschutz tatsächlich ist.

Genau deshalb bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen den Parks und den Denkmalämtern. Den Behörden seien sich dieser Herausforderungen bewusst, sagt Christoph Rauhut vom Denkmalamt Berlin: „Wir fordern keineswegs ein, dass Bäume nachgepflanzt werden, die dann nicht überleben, sondern, was wir uns wünschen, ist, dass man dann genau schaut, was kann man nachpflanzen.“

Am Ende braucht es also ein Zusammenspiel aus Denkmalschutz, Forschung und den Gärtner:innen vor Ort, um die Anlagen auf die Herausforderungen der Klimakrise vorzubereiten. Und das alles ohne, dass sie dabei ihren historischen Charakter verlieren, der uns Einblicke in vergangene Zeiten geben kann.

Beitrag von Luis Babst und Tamy Daum