Bahnstrecke Kiel-Neumünster
Chaos nach Bahnsperrung: Die Bahn lässt ihre Kundschaft allein
Die Bahnstrecke zwischen Neumünster und Kiel war am Montag bis in den späten Nachmittag gesperrt. Auch von Neumünster aus ging es Richtung Kiel nur noch mit dem Bus. Das Chaos beim Schienenersatzverkehr zeigt einmal mehr: Die Dauerkrise bei der Deutschen Bahn ist allgegenwärtig, meint KN-Redakteur Frank Scheer.
Kiel/Neumünster. Ein auf eine Oberleitung gefallener Baum legt fast einen Tag lang die Bahnstrecke zwischen Neumünster und Kiel lahm. Das kann passieren. Und Reparaturen brauchen Zeit. An einer Stelle jedoch hört das Verständnis für die Deutsche Bahn auf.
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In Neumünster hat die Bahn am Montag ihre Kunden allein gelassen. Als sie den Bahnhof verließen, teils mit Koffern und Taschen beladen, waren die Menschen auf sich selbst gestellt. Das Motto schien zu lauten: Man geht, wohin die Massen gehen: zum ZOB. Der Herdentrieb wird es schon richten.
Am ZOB jedoch herrschte große Unwissenheit. Niemand wusste am Mittag, wann der nächste Bus kommt. Wenn einer kam, passten nur einige der Wartenden hinein. Von Schienenersatzverkehr kaum etwas zu sehen.
Reisende mit Zeitdruck nahmen sich ein Taxi nach Kiel. Kosten: 80 Euro. Wer 10,50 Euro investierte, konnte den Flughafenbus Kilius nach Kiel nehmen. Werbung für die Bahn war das nicht.
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Chaos nach Sperrung von Bahnstrecke Kiel-Neumünster: Warum reagierte die Bahn nicht?
Frust und Unmut der Kundschaft sind überaus verständlich. Warum setzt man in solchen Fällen nicht größere Busse ein? Das fragten sich nicht nur die Reisenden. Die Sperrung war seit vier Uhr morgens bekannt.
Und wäre es nicht auch sinnvoll gewesen, am ZOB einen Bahn-Beschäftigten zu postieren, um über Lage, Neuigkeiten und Ersatzbusse Auskunft zu geben? Online gab es jedenfalls keinerlei Informationen. Dies hätte die Situation vielleicht nicht verbessert. Aber man hätte den Menschen das Gefühl gegeben, mit dem Chaos nicht völlig allein zu sein.
Eigentlich ist ein Schienenersatzverkehr zwischen Neumünster nach Kiel nun wirklich nichts Neues für die Deutsche Bahn. Sie müsste doch einen Generalplan für solche Lagen zur Hand haben. Hat sie offenbar nicht.
Das Krisenmanagement am Bahnhof in Neumünster war ungenügend. Es zeigte sich ein weiteres Mal: Die Bahn befindet sich in einer Dauerkrise. Lust auf Zugfahren macht das nicht.
KN