„Multifunktionale österreichische Landwirtschaft“ durch geplantes Agrarbudget „in Existenz“ bedroht – Totschnig will „Allianzen schmieden“
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hat neuerlich deutliche Kritik an der geplanten Form des EU-Landwirtschaftsbudgets 2028 bis 2034 geübt. Der Vorschlag der Europäischen Kommission sehe etwa „kein eigenes Budget für ländliche Entwicklung“ vor, was den „österreichischen Weg der Regionalentwicklung“ in Frage stelle und die heimische „multifunktionale Landwirtschaft“ in ihrer Existenz gefährde, sagte der Minister bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.
Um die „Qualitätsproduktion in der Landwirtschaft“ zu gewährleisten und den „österreichischen Weg der Nachhaltigkeit“ fortzuführen, müsse die EU „ausreichend und passende Mittel zur Verfügung stellen“, betonte Totschnig weiters bei dem Pressegespräch im Rahmen des 76. Annual Meeting der „European Federation of Animal Science (EAAP)“. Damit nahm Totschnig neuerlich – wie bereits im Juli – Bezug auf die geplanten Reformen der Agrarpolitik im EU-Mehrjahresbudget.
EU-Kommission will Förderregime neu aufsetzen
Die Europäische Kommission plante zunächst laut Beobachtern, die beiden Säulen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – Direktzahlungen und Entwicklung des ländlichen Raums – komplett in einem einzigen Fonds zusammenzulegen. Dieser Fonds für territorialen, sozialen, ländlichen und maritimen Wohlstand und Sicherheit soll kommen; die auch für Österreichs Bauern wichtigen Direktzahlungen aber offenbar daneben erhalten bleiben. Fast 540 Programme sollen durch 27 nationale Partnerschaftspläne ersetzt werden. Dies soll laut EU-Kommission Vereinfachungen bringen und Förderungen zielorientierter verteilen.
Noch habe man aber glücklicherweise zwei Jahre Zeit, um „Allianzen zu schmieden“, strich der Landwirtschaftsminister heraus. Es gehe um nichts weniger als die „ländliche Entwicklung“ in der bisher bekannten Form zu erhalten, verdeutlichte Totschnig die Dringlichkeit von Änderungen, die im kommenden EU-Budget vorgenommen werden müssten. Er zeigte sich über den offensichtlichen „Kurswechsel“ der EU verwundert: „Bisher war oft von Klimafreundlichkeit und Ökologie die Rede“. All das seien Werte, die in Österreich hochgehalten würden. Schließlich sei unsere Lebensmittelproduktion in Europa „eine der klimafreundlichsten überhaupt.“
„Stärken der Landwirtschaft“ sollen noch klarer kommuniziert werden
Die diesbezüglich besondere Verfasstheit und Qualität der österreichischen Landwirtschaft hob auch Matthias Gauly, Rektor der VetMed Uni Wien, hervor. „Die Umweltstandards in der Landwirtschaft sind sehr hoch“, erklärte er. Es gelte nunmehr, diese „Stärken der Landwirtschaft“ noch klarer zu kommunizieren und mit „universitärer Grundlagenforschung“ untermauern.
In eine ähnliche Kerbe schlug der Obmann von „Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ)“, Markus Lukas. Es gehe darum, „Forschung in die Praxis zu bringen“ und durch diese „Verständnis und Wertschätzung“ für die heimische Landwirtschaft bei der Bevölkerung zu generieren. „Eine solche Wertschätzung führt immer auch dazu, dass die Bereitschaft besteht, faire Preise zu bezahlen“, betonte Lukas. Dem schloss sich auch Sonja Wildauer, Bäuerin im Tiroler Zillertal, an: „Es geht um Perspektiven für die Bäuerinnen und Bauern sowie um eine weitere Erhöhung der gesellschaftlichen Wertschätzung.“