Denkmalschutz
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Brandenburg will DDR-Bauten erhalten und weiternutzen
rbb
Audio: rbb24 Brandenburg aktuell | 25.08.2025 | Jördis Götz | Bild: rbb
Die Landesregierung hat sich für den Erhalt von Bauwerken der sogenannten Ostmoderne ausgesprochen. Frankfurt (Oder) bekommt dafür drei Millionen Euro – der Denkmalschutz bereitet aber auch Bauchschmerzen.
Die Brandenburgische Landesregierung will verstärkt Bauten aus der DDR pflegen, erhalten und weiter nutzen. Das bekräftigten Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und Infrastrukturminister Detlef Tabbert (BSW) am Montag bei einer Pressefahrt in Frankfurt (Oder). „Seit einigen Jahren tragen wir zunehmend bedeutsame DDR-Bauten in die Denkmalliste unseres Landes ein“, sagte Ministerin Schüle dem rbb. Dabei gehe es auch um „Wertschätzung, wo lange die Geringschätzung die einzige Perspektive war“.
Mit der Pflege und dem Erhalt der sogenannten Ostmoderne wolle die Landesregierung Impulse für den Umgang mit Identität, Erinnerungskultur und Nachhaltigkeit geben. Unter „Ostmoderne“ werden Bauten verstanden, die in der Nachkriegszeit auf dem Gebiet der ehemaligen diktatorischen DDR entstanden waren.
3 Millionen Euro für Frankfurt (Oder)
In Frankfurt überreichte Minister Tabbert zum Erhalt städtebaulicher Projekte und deren Umbau eine Förderung des Landes in Höhe von drei Millionen Euro. Davon könnten in der Oderstadt zum Beispiel das Gemeindehaus der Katholischen Kirche mit ihren Betonglasfenster oder auch die Große Scharrnstraße mit ihren Kunstobjekten an den Plattenbau-Fassaden profitieren. Beide Bauten wurden von den Ministern auf ihrer Pressefahrt besucht.
Betonglasfenster des Gemeindezentrums der Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz in Frankfurt (Oder). | Bild: rbb
„Diese Bauten erzählen über ganze Generationen, über die Frage, wie man gelebt hat, wie der Alltag organisert worden ist“, sagte dabei Ministerin Schüle.
Denkmalschutz bedeute Mehraufwand
Der Erhalt mit einer Aufnahme in die Denkmalliste bedeute aber auch einen erheblichen Mehraufwand, sagte die Katholische Kirchengemeinde. Die Kirche plant für das Gemeindehaus einen Ausbau sowie den Anbau einer Kita, erklärt Wolfgang Hoffmann vom Gemeindevorstand. „Das ist ein Bau aus den 70er Jahren – der steht noch nicht so lange unter Denkmalschutz“, sagte Hoffmann. Der Anbau müsse nun aber ebenfalls unter dem Geischtspunkten des Denkmalschutzes erfolgen. Auch dafür gäbe es finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten des Landes wie der Fördertopf „Kleine Denkmalpflege“, betonte Ministerin Schüle.
Dem pflichtete auch Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg bei, der die Minister begleitete. „Dieser Bau zeigt, dass die Moderne in der DDR vielfältig ist“, so Drachenberg mit Verweis auf das Relief der Fassade. Denn es seien nicht nur die Kunst und die Bauten, die in Staatsauftrag enstanden waren, sondern auch Nischenbauwerke wie das Kirchengebäude.
Ein weiteres solcher Nischenbauwerke sei die Große Scharrnstraße. Die Fußgängerzone mit Plattenbauten, Geschäften und überdachten Gehwegen verläuft parallel zur breiten Magistrale mit dem Boulevard und Aufmarschplatz Frankfurts. „Diese kleine Straße kennzeichnet auch den Wechsel der Stadtraum-Politik in der DDR – weg von den großen Magistralen, weg von den großen Blöcken“, so Thomas Drachenberg. Die Große Scharrnstraße stehe für eine neue Epoche in der Baukultur der DDR.
Relief an Gebäude in der Großen Scharrnstraße in Frankfurt (Oder).
Infrastrukturminister Tabbert verwies dabei auch auf die Rolle des Denkmalschutzes für die Stadtentwicklung: „Die Förderung von Denkmalschutz und Stadtentwicklung haben das gleiche Ziel: lebenswerte Orte in Brandenburg zu erhalten und weiterzuentwickeln.“ Als Beispiele dafür nannte er unter anderem das ehemalige Lichtspielt-Theater Frankfurts, dass zu einem Kunstmuseum umgebaut wird, und die frühere Polytechnische Oberschule Stadtmitte, in die künftig das technische Rathaus einziehen soll.
Das alte Kino in Frankfurt (Oder).
Insgesamt sind in Brandenburg nach Ministeriumsangaben rund 14.000 Baudenkmale eingetragen. Das Kulturministerium habe die Sanierung von Denkmalen im vergangenen Jahr mit insgesamt rund 38 Millionen Euro aus Landesmittel unterstützt.
Sendung:Brandenburg aktuell, 25.08.2025, 19:30 Uhr
Mit Material von Elke Bader und Jördis Götz