Sechs Treffer in Kopf und Rumpf
Tankstellenräuber schoss, als Polizist bereits am Boden lag
26.08.2025, 00:43 Uhr
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Mit einem Besteckmesser überfällt ein 18-Jähriger vergangenen Donnerstag eine Tankstelle. Wenig später ist ein junger Polizist tot. Der 18-Jährige feuert mehrfach auf den 34-Jährigen. Auch, als dieser längst am Boden liegt.
Der im saarländischen Völklingen getötete Polizist wurde von sechs Schüssen getroffen und starb in Folge von Blutverlust. Das teilte die Staatsanwaltschaft gemeinsam mit weiteren Details zu der Tat vom vergangenen Donnerstag mit. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion seien bei dem 34-jährigen Polizisten Schussverletzungen unter anderem am Kopf und am Rumpf festgestellt worden.
Der 18 Jahre alte Beschuldigte, der zuvor eine Tankstelle überfallen hatte, schoss demnach auch noch auf den Polizisten, als dieser bereits am Boden lag. Dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion zufolge starb der Polizist Simon B. infolge von Blutverlust.
Raubüberfall mit Besteckmesser
Der 18-Jährige hatte am Donnerstag eine Tankstelle in Völklingen überfallen. Bewaffnet war er dabei laut Staatsanwaltschaft mit einem Besteckmesser mit abgerundeter Klinge. Er flüchtete zu Fuß und wurde von drei Polizisten, darunter ein Kommissaranwärter in Ausbildung, verfolgt.
Als die Beamten den Mann festhalten wollten, wurde laut Staatsanwaltschaft zunächst ein sogenannter Taser eingesetzt. Dazu liefen aktuell noch technische Untersuchungen. Wie der 18-Jährige anschließend an die Waffe eines Polizisten kommen konnte, sei ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen. Unklar ist auch, um die Waffe welches Polizisten es sich handelte.
Gesichert ist mittlerweile, dass der 18-Jährige mit der Polizeiwaffe mehrfach schoss – auf den 34-Jährigen und den Kommissaranwärter, die beide Schutzwesten trugen. Der Polizist in Ausbildung sei lediglich im Bereich der Schutzweste getroffen worden, auf den 34-jährigen Kollegen seien weitere Schüsse abgefeuert worden.
Wechselseitiger Beschuss
Anschließend kamen laut Staatsanwaltschaft drei weitere Polizisten dazu. Es habe sich ein Schusswechsel entwickelt, im Zuge dessen der Beschuldigte in Richtung des Finanzamts in Völklingen geflüchtet sei. Die Beamten hätten ihn „unter fortlaufendem wechselseitigen Beschuss“ verfolgt. Dabei wurde der 18-Jährige laut Staatsanwaltschaft von zwei Schüssen getroffen. Weitere hinzugekommene Polizisten hätten ihn festgenommen.
Der 18-Jährige befindet sich in kritischem Zustand. Er wird in einem Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt und hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ob er unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stand, wird noch untersucht: „Valide Erkenntnisse zu etwaigen psychischen Erkrankungen liegen noch nicht vor“, sagt die Staatsanwaltschaft. Vorsorglich werde ein psychiatrisches Sachverständigen-Gutachten unter anderem zur Frage der Schuldfähigkeit eingeholt. Auch zur Frage, ob Voraussetzungen für die Anwendung von Jugendstrafrecht vorliegen, werde ermittelt.
Hinweise von Zeugen gesucht
Die Ermittlungen in dem Fall leitet eine Mordkommission unter Leitung der Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Sie bittet „dringend“ um Hinweise – insbesondere von Zeugen, die am Donnerstag zwischen 17.45 Uhr und 19 Uhr in der Umgebung des Tatorts waren. Auch private Foto- oder Videoaufnahmen, zum Beispiel aus Dashcams oder Handys, können für die Ermittlungen von Bedeutung sein.
Es liege mittlerweile Videomaterial von mehreren Privatpersonen vor, erklärte die Staatsanwaltschaft am Abend. Das werde ausgewertet. Vernehmungen von Zeugen, auch von einigen eingesetzten Polizisten, stünden noch aus.
Die Saar-Landesregierung rief zu einer landesweiten Schweigeminute an diesem Mittwoch um 9 Uhr auf. Angelaufen ist eine Spendenkampagne der Polizeigewerkschaften im Saarland für die Familie des getöteten Beamten. Nach Angaben der Online-Spendensammlung-Plattform GoFundMe von Montag kamen bereits mehr als 246.000 Euro zusammen. Mit einem weiteren Spendenaufruf wurden GoFundMe zufolge über 212.000 Euro für die Hinterbliebenen gesammelt. Der getötete 34-jährige Polizist hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.