Daniel Günther (52, CDU) hat Wichtigeres zu tun, als sich über einen Amtskollegen zu ärgern, der seinen Besuch heimlich an Schleswig-Holsteins Staatskanzlei vorbei organisieren ließ. Söder mangele es an guter Kinderstube, sagt man in Kieler Protokollkreisen; einen solchen Vorgang habe es in den vergangenen Jahrzehnten nicht gegeben. Umso stärker dürfte Günthers Machtmaschinerie dafür sorgen, dass die Helgolandbilder blass erscheinen: Günther erwartet an diesem Dienstag Kanadas neuen Premierminister Mark Carney (60, Liberale). Da geht es um Weltpolitik.

Der Regierungschef aus Ottawa war am Wochenende zu Besuch in der Ukraine (Foto) und am Montag in Polen. Am Dienstagmorgen trifft Carney in Berlin Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) und soll von dort aus an der Seite kanadischer Kabinettskollegen sowie von Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius (65, SPD) nach Kiel fliegen, um auf dem Areal des Marinearsenals zu landen und mit Vertretern der Marinewerft TKMS Gespräche zu führen.

Im Anschluss geht die Tour demnach weiter nach Lettland. Die Themen kreisen um Rüstung und die Verteidigungsfähigkeit der Nato, um Schleswig-Holstein als Drehkreuz im Ostseeraum, den weiteren Kurs in der Ukraine und darum, wie auf einen drohenden Einmarsch Russlands ins Baltikum schlagkräftig reagiert werden kann.