Dresden. „Ihr Lieben alle“, begannen ihre Rundmails. Die Wahldresdnerin Friederike Kübler schrieb dann zum Beispiel: „Ich habe während der letzten 20 Jahre in Dresden ja gottlob einige ‚Kinder‘ bekommen, d.h. vier gemeinnützige Vereine, die mir alle sehr ans Herz gewachsen sind.“ Und lenkte den Blick dann sogleich auf ein aktuelles Projekt, das die Hilfe ihres großen Netzwerks benötigte. Sie brachte dann etwa während der Flüchtlingswelle 2015 Kleidung und – wichtig! – Musikinstrumente in ein Heim für Geflüchtete bei Meißen.
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Ja, Kunst und Musik lagen ihr besonders am Herzen. Friederike Kübler engagierte sich im Freundeskreis der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und bei den Freunden des Grünen Gewölbes; sie brachte Menschen zueinander, machte aufmerksam, regte an, suchte Wege und schlug Breschen. Maler, Geigerinnen, Fotografen gingen bei ihr ein und aus, der Schauspieler Christian Friedel und der Cellist Isang Enders hockten zusammen auf ihrer Wohnzimmercouch. Und immer entstand ein neues Projekt, wuchsen neue Ideen.
Die Seele der Schostakowitsch-Tage
Enders ist es auch zu verdanken, dass Friederike Kübler in die Gohrischer Schostakowitsch-Welt eintauchte. Das von dem damaligen Konzertdramaturgen der Sächsischen Staatskapelle Dresden, Tobias Niederschlag, mit Kapellmusikern ins Leben gerufene kleine Festival zu Ehren des russischen Komponisten brauchte ihre Unterstützung. Friederike Kübler ließ sich nicht lange bitten und wurde einige Monate nach Gründung des Festivals Vorsitzende des Vereins „Schostakowitsch in Gohrisch“.
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Über Jahre war sie die Seele der Schostakowitsch-Tage, sorgte sich um das Wohlergehen des Publikums wie der Künstler, lockte Unterstützer mit Benefizkonzerten (u.a. mit dem Pianisten Igor Levit) und teilte, wenn es kühl wurde, den Damen in der Konzertscheune wärmende Schals aus, die sie in ihrem Auto dabeihatte, „für alle Fälle“. Aus einer ihrer E-Mails muss ich da noch zitieren: „Wer einmal dort oben in der Sächsischen Schweiz drei Tage Musik erlebt und gehört hat“, schrieb Friederike Kübler berührt an ihre Freunde von nah und fern, „geht mit einer Sehnsucht nach Hause und möchte im nächsten Jahr wieder dort sein, in dieser herrlichen Landschaft, weit ab vom Trubel der Städte in Gesellschaft von interessierten Festivalbesuchern aus der ganzen Welt, den gastfreundlichen Gohrischern und jedes Jahr mit einem hochinteressanten Programm.“
2018 wurde sie neben der tjg-Intendantin Felicitas Loewe und dem Schach-Großmeister Wolfgang Uhlmann für ihr kulturelles und soziales Engagement (etwa für den Verein Aufwind, den sie im Jahr 2000 u.a. mit Martina de Maizière und Angelika Makolies gründete) mit dem Verdienstorden des Freistaates Sachsen ausgezeichnet. Ihre Freundinnen und Freunde, darunter Cornelia und Alexander von Ardenne, Harald Marx, Max Uhlig, Mira Wang und Jan Vogler, werden sie als eine der wichtigsten Dresdner Kulturnetzwerker im Gedächtnis behalten. Vor allem aber ihre empathische und humorvolle Art.
Der Musikjournalist Martin Morgenstern gründete 2007 die Kunstagentur Dresden. In seinem Verlag erschien – unterstützt durch Friederike Kübler – Boris Gruhls „Von Adam bis Zobel – Ein Wagnersänger-Alphabet“ als allererste Buchveröffentlichung.
DNN