Erst Globus Idar-Oberstein, jetzt Lidl Kirn und demnächst vielleicht Aldi in Bad Sobernheim: Unbekannte Nachtgestalten verwandeln schnöde Supermarktparkplätze in geometrische Meisterwerke aus blankem Metall. Punkt Mitternacht, wenn andere Netflix schauen oder tief und fest schlafen, rollen sie mit stillem Ehrgeiz Einkaufswagen auf jeden Parkplatz. Motivation? Unklar. Kunst? Vielleicht. Ein Scherz? Bestimmt. Oder handelt es sich gar um eine subversive Kritik am konsumorientierten Kapitalismus? Fakt ist: Die Aktion schaffte es bis in die SWR-Nachrichten – ein sicheres Indiz dafür, dass die Nachrichtenlage derzeit ungefähr so aufregend ist wie ein abgelaufener Joghurt im Discounter-Regal. Sei’s drum, lockere Geschichten müssen auch mal sein.

Interessant ist auch die technische Seite: Früher musste man noch einen Euro in den Schlitz stecken, um einen Wagen zu bekommen – ein kleiner psychologischer Anker, der an Disziplin und Wertschätzung für Ordnung erinnern sollte. Heute? Die Verriegelungen sind mit speziellen Schlüsseln, die als Werbegeschenke im Umlauf sind, leicht zu umgehen. Einkaufswagen stehen frei, wie einst die Hippies der 70er – nur weniger bunt und mit mehr Metallanteil. Ob sich die „Einkaufswagen-Avantgarde“ nun als Bewegung etabliert, bleibt abzuwarten. Vielleicht gibt es bald auch Workshops: „Land Art für Anfänger – Einkaufswagen richtig drapieren.“