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Sportvorstand von Mainz 05 stoppt weitere Eskalation durch Gespräche mit U21-Nationalspieler und dessen Berater. Stürmer wird nach Verletzung von Hollerbach dringend gebraucht.
Mainz – Es kommt nur noch selten vor, dass Christian Heidel sich in den Medienbereich der Mainzer Fußballarena begibt, um Stellung zu beziehen. Der Sportvorstand von Mainz 05 hat das nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen den 1. FC Köln am frühen Sonntagabend klugerweise getan. Man nennt das Krisenkommunikation.
Im Spiel gegen den 1. FC Köln muss Mainz wechseln: Weiper rein, Hollerbach verletzt raus. © Torsten Silz/dpa
In diesem Fall droht nach dem 1:2 in der Qualifikation zur Conference League bei Rosenborg Trondheim und dem 0:1 gegen Aufsteiger Köln zum Rückspiel am Donnerstag gegen Rosenborg (21 Uhr/SWR) eine veritable sportliche Krise. Eine komplette Eskalation einer personellen und atmosphärischen Krise hat Heidel in höchster Not noch auskehren können.
Weiper bleibt Mainzer – Heidel findet Lösung im Vieraugengespräch
Der bestens vernetzten Manager hatte natürlich gespürt, dass Mainz 05 drohte, aus dem öffentlich ausgetragenen Zwist mit U21-Nationalspieler Nelson Weiper als Verlierer herauszugehen. Denn dass die Nullfünfer den Mittelstürmer kaltgestellt hatten, nachdem dieser nicht bereit gewesen war, seinen im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern, war der Konkurrenz selbstverständlich nicht entgangen.
Allen voran Eintracht Frankfurt mit dem findigen Sportvorstand Markus Krösche an der Spitze hatte einen konkreten Plan: Die Hessen wollten Weiper holen (er hätte wohl rund zehn Million Euro gekostet) und im Paket mit Verteidiger Elias Baum direkt an Werder Bremen verleihen. Dort wäre Weiper zur Stammkraft geworden. Heidel wusste: Ein Abgang von Eigengewächs Weiper so kurz nach dem Verkauf von Identifikationsfigur Jonathan Burkardt nach Frankfurt wäre zu viel des sportlichen Aderlasses und zudem zu viel für die Mainzer Fanseele geworden.
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Also nutzte der Sportchef einen Infekt, der ihn vergangene Woche vor der Reise nach Norwegen abhielt, um mit Weiper ein Vieraugengespräch zu führen und sich sodann mit dessen Berater zu einigen. „Der Vertrag“, gab Heidel am Sonntag bekannt, „wird verlängert.“ Über Laufzeit und etwaige Ausstiegsklausel machte er keine Angaben. Die krisenhafte Entwicklung wurde auch ohne trockene Tinte schon mal gestoppt und in eine mögliche Win-Win-Situation umgekehrt. Zumal Weiper direkt gebraucht wird, um den am linken Oberschenkel verletzten Benedict Hollerbach zu ersetzen.
Ob die Mainzer jedoch mit ihrem anhaltenden Lamento an den ihrer Meinung nach zu eng getakteten Spielansetzungen gut beraten sind, darf getrost bezweifelt werden. Nach zuvor Trainer Henriksen und Boss Heidel gesellte sich Chefscout Bernd Legien nach der Partie gegen Köln angesichts einer Muskelzerrung von Hollerbach in der Mixed Zone zu den DFB-Kritikern.
Legien regte sich im Gespräch mit den 05-Medienverantwortlichen sichtlich und hörbar auf. Insgesamt ist so der Mainzer Klangteppich einer etwas zu weinerlich anmutenden Nörgelattitude entstanden. Der vermeintlichen Überbelastung könnten sich die Nullfünfer durch ein Ausscheiden gegen Trondheim entziehen. Dann entstünde allerdings für Heidel wieder Anlass für Krisenkommunikation.