In atemlosem Tempo wird beispielsweise das kurze Leben von Prinzessin Diana beschrieben, die als „Königin der Herzen“ in die Geschichtsbücher einging. Nach ihrem Autounfall in Paris war die Welt geschockt. Chauffiert vom alkoholisierten Sicherheitschef des Hotels Ritz kam im Pariser Alma-Tunnel jede Hilfe zu spät. Die Popularität der Monarchie ist in Großbritannien dennoch ungebrochen. Es gelingt der Autorin gerade in diesem Kapitel deutlich zu machen, welch tiefen Eindruck Prinzessin Diana bei den Menschen hinterließ. 

Und auch die anderen Porträts dieses Bandes vermögen die Leser hier zu fesseln. Der Bogen reicht dabei von Sophie Dorothea von Braunschweig über Lola Montez bis hin zu Franziska von Reventlow und Coco Chanel. Über Lola Montez, die Geliebte des Königs Ludwig I. von Bayern, erfährt man, dass man sie für eine Hochstaplerin hielt, deren Selbstbewusstsein, Temperament und Vitalität trotzdem nicht für ein langes Leben reichte. 

Auch das recht kurze Leben von Franziska Gräfin zu Reventlow wird hier sehr plastisch beschrieben. Sie rebellierte nicht nur gegen ihre Eltern, sondern später gegen die gesamte Gesellschaft und musste aufgrund ihrer Geldnot sogar als Gelegenheitsprostituierte arbeiten. Knapp und komprimiert schildert die Autorin hier die dramatischen Stationen dieses ereignisreichen Lebens, wobei Franziska Gräfin zu Reventlow vor allem als Schriftstellerin zeitweilig erfolgreich war. Sie befand sich in der Gesellschaft von Autoren wie Bruno Frank, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Erich Kästner, Rainer Maria Rilke, Arthur Schnitzler sowie Thomas und Heinrich Mann. Mit dem später von den Nazis ermordeten Erich Mühsam hatte sie ebenfalls eine Beziehung. Sie starb 1918 mit 47 Jahren aufgrund eines Fahrradunfalls. 

Auch das Leben der Modezarin Coco Chanel läuft hier wie ein Film ab. Sie starb 1971 im Alter von 87 Jahren im „Ritz“- ohne Mann, ohne Kinder, ohne Enkel. Der Umsatz des Unternehmens Chanel betrug 2017 9,6 Milliarden. Unangepasst und „skandalös“ war natürlich auch die zigarrenrauchende französische Schriftstellerin George Sand, die auf Mallorca mit dem Komponisten Frederic Chopin zusammenlebte und die meiste Zeit ihres Lebens auf Schloss Nohant verbrachte. Zu Recht betont Marie-Luise von der Leyen, dass George Sand in eine adelige Schicht hineingeboren wurde, deren Privilegien von der neuen Politik heftig bekämpft wurden. 

Neue Erkenntnisse gewinnt man in diesem Band ebenso über Lou Andreas-Salome, die die einen laut von der Leyen als Hexe, die anderen jedoch als unmoralische Frau oder als Geliebte ansahen. Sie lehnte den Heiratsantrag des Philosophen Friedrich Nietzsche ab. Bei der Beschäftigung mit den Schriften Sigmund Freuds ging es ihr um die seelische Entwicklung des Einzelnen. Der schmale Grad zwischen Akzeptanz und Ablehnung dieser „skandalösen“ Frauen wird in diesem lesenswerten Band minuziös ausgelotet. So auch bei Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, die tragische Hauptperson in einem Drama war, das sich über 32 Jahre hinzog.