Nordhausen (Thüringen) – Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 bot das Autohaus Peter (900 Mitarbeiter) Flüchtlingen aus Syrien, dem Irak und Eritrea eine Berufsausbildung als Kfz-Mechatroniker an. Das Ziel: aus möglichst vielen von ihnen Fachkräfte zu machen. Jetzt zieht Senior-Chef Helmut Peter (67) eine ernüchternde Bilanz.
„Von insgesamt 20 Flüchtlingen ist keiner mehr da! Wir haben uns mehr erhofft, weil wir sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt haben“, sagt Peter.
Von 30 Bewerbern bekamen 20 die Chance auf eine Lehrstelle. Fünf davon schmissen bereits in den ersten Wochen hin. Weitere neun brachen im ersten oder zweiten Lehrjahr ab. Nur sechs haben ihren Abschluss gemacht.
Herbst 2015: Servicetechniker Markus Beck mit Flüchtling Michael Telcom aus Eritrea in der Werkstatt
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Macht eine Abbrecherquote von 70 Prozent! Zum Vergleich: Insgesamt liegt der Anteil in dem Unternehmen, das jährlich 50 Azubis hat, durchschnittlich bei 20 Prozent.
Ein Flop-Grund: das deutsche Ausbildungssystem
Peter, der auch Präsident des Thüringer KfZ-Verbandes ist, erklärt: „Viele wollen nicht drei Jahre lang für 700 oder 800 Euro Lehrlingsgeld arbeiten und noch für Prüfungen lernen. Die verzichten lieber auf den Abschluss und wechseln irgendwohin ans Fließband, wo Ungelernte 1200 Euro bekommen.“ Einige seiner Flüchtlinge seien von einer Großbäckerei abgeworben worden.
Auch die sechs Absolventen sind weg
Um wenigstens den Rest durch die Prüfungen zu kriegen, habe er extra eine Deutschlehrerin engagiert, die dreimal pro Woche abends zwei Stunden Unterricht gegeben habe. Zudem habe er die Flüchtlinge zu Veranstaltungen mitgenommen und in Sportvereinen integriert.
Dennoch haben inzwischen auch die sechs Absolventen das Unternehmen verlassen. Der Unternehmer enttäuscht zu BILD: „Das Kernproblem ist, dass viele Flüchtlinge irgendwann zu ihren Clans in die Großstädte ziehen, weil sie ihre Kultur in Duisburg oder Bochum besser ausleben können als bei uns im kleinen Nordhausen.“
„Ich würde die Flüchtlinge härter anfassen“
Merkels Ansage „Wir schaffen das!“ fand Peter richtig. „Ich würde es wieder tun, obwohl ich damals bei Mitarbeitern und Kunden nicht nur auf Nächstenliebe gestoßen bin. Aber ich würde die Flüchtlinge härter anfassen.“ Heißt: Er würde sie zu mehr Pünktlichkeit erziehen und mehr Durchhaltevermögen einfordern. Peter: „Wer hier arbeiten will, muss unsere Kultur annehmen.“
So sieht die bundesweite Statistik aus
Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hatten 64 Prozent der 2015 angekommenen Flüchtlinge im vergangenen Jahr einen bezahlten Job. In der Gesamtbevölkerung liegt die Quote bei 70 Prozent.
Die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) ergibt jedoch ein anderes Bild. Stand Mai 2025 sind nur 41 Prozent der Menschen aus den acht Hauptasylherkunftsländern in Beschäftigung. Inklusive geringfügig Beschäftigter sind es 47,6 Prozent. Fast die Hälfte der mehr als fünf Millionen Bürgergeld-Empfänger hat keinen deutschen Pass.