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Das Frankfurter Kommissariat K13 hat alle Hände voll zu tun

Die Opfer häuslicher Gewalt sind überwiegend FrauenHäusliche Gewalt spielt sich meist im Verborgenen ab. © smarterpix

Häusliche Gewalt ist Alltag in Frankfurt. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Gewaltschutzkommissariat im Polizeipräsidium Frankfurt 2060 Fälle von häuslicher Gewalt und Stalking. Das sind rund 40 Fälle pro Woche. Eine Besserung ist eher nicht in Sicht. „Das Fallaufkommen im laufenden Jahr ist hoch und wird voraussichtlich mindestens das Niveau des Vorjahres erreichen“, sagt Verena Gerstendorff, die stellvertretende Leiterin des Gewaltschutzkommissariats.

Schon 2024 hatten die Fälle häuslicher Gewalt einen traurigen Rekord erreicht. Gerstendorff betont, dass sich die genannten Zahlen nur auf partnerschaftliche Gewalt unter Erwachsenen beziehen. Gewalt gegen Kinder oder andere Angehörige sind darunter noch nicht einmal erfasst.

Vertrauen in Polizei gewachsen

Inwieweit die nun schon seit sieben Jahren stetig ansteigenden Zahlen auch ein Ergebnis eines veränderten Anzeigeverhaltens sind, ist laut Gerstendorff schwer zu belegen, aber: „Es gibt mehr Frauen, die sich sagen, das muss ich mir nicht gefallen lassen.“ Zudem hat sich in den vergangenen Jahren auch die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Beratungsstellen verbessert. „Das Vertrauen in uns ist größer geworden“, glaubt Gerstendorff. Folglich würden mehr Frauen, die den ganz überwiegenden Teil der Opfer ausmachen, ermuntert, zur Polizei zu gehen.

Das 2023 ins Leben gerufene Gewaltschutzkommissariat ist dabei sicherlich ein wichtiger Baustein. Gerstendorff selbst leitet die dort angegliederte Koordinierungsstelle Gewaltschutz, die den Kontakt mit den Beratungsstellen und anderen Einrichtungen pflegt und ausbaut.

Oft kommt es aber auch vor, dass eine Anzeigeaufnahme im Rahmen eines Einsatzes erfolgt. „Nachbarn, die anrufen, nur weil es in der Wohnung nebenan laut ist, sind trotzdem willkommen“, ermuntert Gerstendorff Unbeteiligte, nicht wegzuhören oder wegzusehen. Schon eine gerötete Wange reiche aus, um eine Anzeige aufzunehmen. Auch, wenn das Opfer vielleicht gar nichts sagen will. Die Verurteilung eines Täters vor Gericht ist in solchen Fällen zwar vielleicht nicht möglich, eine polizeiliche Ermittlung aber schon. „Eine Intervention von außen ist wichtig, um einen Gewaltkreislauf zu durchbrechen“, so Gerstendorff. Zumindest Beratungsangebote kann die Polizei vermitteln und diese werden nach Gerstendorffs Erfahrung auch angenommen.

Opfer sprechen nicht gerne drüber

Die juristische Aufarbeitung von Fällen häuslicher Gewalt ist aber häufig schwierig. „Oft scheitert die Verurteilung eines Täters, weil die Opfer es nicht schaffen, konsequent und stringent am Strafverfahren mitzuarbeiten“, so Gerstendorff. Die Hauptkommissarin hat dafür Verständnis. Zunächst mal fällt es vielen Opfern schwer, Übergriffe im häuslichen Umfeld überhaupt zu schildern. „Da kommen Sachen auf den Tisch, die nicht mal mit der engsten Freundin besprochen werden“, sagt Gerstendorff.

Die Polizei muss zudem neutral ermitteln und sowohl be- als auch entlastende Beweise sammeln. „Wenn dann durch Nachfragen geprüft wird, wer die glaubwürdigere Aussage macht, ist das für Opfer nur schwer auszuhalten“, weiß Gerstendorff.

Viele Fälle partnerschaftlicher Gewalt ziehen sich auch über Jahre hin und zermürben die Opfer. Da werden dann zum Beispiel Verstöße wie Annäherungsverbote nicht mehr angezeigt. Aber, betont, Gerstendorff: „Jeder Verstoß gegen das Gewaltschutzgesetz ist eine Straftat.“ Die Anzeige eines Verstoßes sei daher wichtig für die Strafverfolgung.

Spanische Fußfessel wird häufiger eingesetzt

Auch Hilfsmittel, die zur Gefahrenabwehr eingesetzt werden, sind bei Opfern nicht durchweg beliebt. Justiz und Polizei in Hessen setzen mittlerweile etwa verstärkt das Modell der spanischen Fußfessel ein, um die erteilten Auflagen besser kontrollieren zu können. Bei dem aus Spanien bekannt gewordenen Modell trägt auch die Gefährdete einen Empfänger, um nicht nur den Aufenthaltsort des Aggressors, sondern auch den Abstand zur Gefährdeten kontrollieren zu können.

„Aber das Gerät muss fortwährend aufgeladen werden und erinnert immer an die Problematik“, gibt Gerstendorff zu bedenken. Die Belastung für die Opfer werde dadurch noch größer. In Anbetracht der großen psychischen Belastung für die Opfer wünscht sich die Leiterin der Koordinierungsstelle Gewaltschutz in der öffentlichen Meinung eine noch größere Sensibilität für das Thema Häusliche Gewalt. Die hohen Fallzahlen sind Anlass genug.

Scherben auf dem Fußboden sind noch das geringste ProblemScherben sind noch das geringste Problem bei häuslicher Gewalt © Roman BudnyiK13

Das Gewaltschutzkommissariat (K13) wurde 2023 eingerichtet und im Februar 2025 fest implementiert. Das Kommissariat kümmert sich um alle Fälle häuslicher Gewalt unter erwachsenen Partnern in Frankfurt, inklusive Stalking und Delikten der soziokulturellen Gewalt.

Das 41-köpfige Personal ist auf drei Ermittlungsgruppen aufgeteilt. Eine Ermittlungsgruppe kümmert sich um Sexualdelikte, die zweite Ermittlungsgruppe um die übrige häusliche Gewalt und Stalking. Ermittlungsgruppe 3 ist für das Gefährdungslagenmanagement zuständig.