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Der interstellare Komet 3I/ATLAS durchquert unser Sonnensystem und offenbart dabei seine Geheimnisse. Eins ist klar: Er ist anders als „typische“ Kometen.

München – Seit Juli beobachten Astronominnen und Astronomen den interstellaren Kometen 3I/ATLAS. Er stammt von außerhalb des Sonnensystems, fliegt aber derzeit mitten hindurch – eine seltene Gelegenheit für die Forschung, einen Himmelskörper zu untersuchen, der sich die meiste Zeit außer Reichweite befindet. Jetzt kam das „James Webb“-Weltraumteleskop (JWST) erstmals zum Einsatz und hat den Asteroiden beobachtet. Die neu gesammelten Daten verraten einiges über den fremden Besucher.

Das „Hubble“-Weltraumteleskop hat am 21. Juli 2025 diese Aufnahme des interstellaren Objekts 3I/ATLAS gemacht.Das „Hubble“-Weltraumteleskop hat am 21. Juli 2025 diese Aufnahme des interstellaren Objekts 3I/ATLAS gemacht. © IMAGO/ZUMA Press Wire/Nasa/Esa

Dass 3I/ATLAS ungewöhnlich schnell unterwegs ist im Vergleich zu den vorherigen interstellaren Objekten im Sonnensystem, hat die Forschung gleich erkannt. Doch nun fallen weitere Dinge auf, die im Vergleich zu Kometen, die aus dem Sonnensystem stammen, anders sind. Die Forschungsergebnisse, die im Fachjournal The Astrophysical Journal Letters veröffentlicht werden sollen, sind bereits auf dem Preprint-Server ArXiv verfügbar. Sie zeigen, dass der interstellare Komet tatsächlich ungewöhnlich ist.

Interstellarer Komet 3I/ATLAS: Seine Koma besteht aus CO₂

Der größte Unterschied zwischen 3I/ATLAS und Kometen aus unserem Sonnensystem ist seine Koma. So wird die Gashülle genannt, die einen Kometen umgibt – und die im Fall des interstellaren Besuchers hauptsächlich aus Kohlendioxid besteht. Das Verhältnis von Kohlendioxid zu Wasser liegt bei 8:1 – das ist im Vergleich zu typischen Kometen ein extrem hoher Wert. Bei Sonnensystem-Kometen dominiert in der Regel Wasserdampf die Koma, CO₂ kommt zwar auch vor, aber deutlich weniger.

Dass die Kometenhülle von 3I/ATLAS anders zusammengesetzt ist, deutet darauf hin, dass auch der interstellare Komet selbst eine andere Zusammensetzung haben könnte als typische Kometen unseres Sonnensystems. Eine weitere Erkenntnis betrifft den Staub, der den Kometen 3I/ATLAS umgibt. Der ist nicht gleichmäßig verteilt, sondern zeigt eine deutliche Konzentration in Richtung Sonne. Die bei 3I/ATLAS beobachtete „überraschend starke sonnenwärts gerichtete Staubverstärkung“ ist den Studienautoren zufolge besonders ausgeprägt.

So sieht das „Hubble“-Weltraumteleskop das SonnensystemDas Weltraumteleskop „Hubble“ von Nasa und Esa befindet sich seit 1990 in der Erdumlaufbahn. In einer Höhe von etwa 500 Kilometern blickt es tief hinein ins Weltall – fotografiert gelegentlich aber auch die Planeten des Sonnensystems.Fotostrecke ansehen3I/ATLAS ist ein besonders schneller Komet

Besonders spannend ist die hohe Geschwindigkeit des interstellaren Kometen. Das Forschungsteam weist darauf hin, dass diese Rückschlüsse auf das Alter des Kometen zulässt – er ist 3 bis 11 Milliarden Jahre alt und damit einer der ältesten bekannten Kometen. Womöglich ist er sogar älter als unser Sonnensystem. Kombiniert man diese große Altersspanne mit seiner Flugbahn, könnte 3I/ATLAS „aus einem relativ alten Sternensystem mit niedriger Metallizität stammen“, schreiben die Forschenden. Möglicherweise komme der interstellare Komet aus der „dicken Scheibe“ der Milchstraße.

Das würde offenbar auch die Unterschiede zu typischen Sonnensystem-Kometen erklären. Immerhin schreiben die Studienautoren, dass „chemische Unterschiede zwischen dem Gehalt an flüchtigen Stoffen in 3I/ATLAS und den Kometen unseres Sonnensystems zu erwarten“ sind.

Interstellarer Komet ermöglicht Einblicke in ein fremdes Sternensystem

Fest steht: Der interstellare Komet wird von Forscherinnen und Forschern weiter untersucht werden – schließlich kann er beispielsweise durch seine Zusammensetzung Einblicke in fremde und weit entfernte Sternensysteme geben. Hinweise darauf, dass es sich bei 3I/ATLAS womöglich um ein außerirdisches Raumschiff handelt, hat das Forschungsteam jedoch keine gefunden. Mit dieser Ansicht steht der Harvard-Astronom Avi Loeb bisher relativ alleine da. Loeb schlägt auch vor, eine Nasa-Sonde umzuleiten, um den Kometen genauer zu erforschen. (tab)