Berlin – Die BSR kämpft gegen die Verwahrlosung, aber mit zu wenig Personal. Die Grünflächenämter kommen ihren Verpflichtungen weitgehend nicht nach. Wofür werden sie bezahlt?

Wenn man als Berliner aus dem Urlaub zurückkehrt, wenn man also ein paar Tage in anderen Gegenden unterwegs war, dann springt umso mehr ins Auge, was wir alle wissen: dass sich diese Stadt nicht sauber hält. Es sieht überall schmuddelig, ungepflegt, vernachlässigt aus. Das fängt bei den Gehwegen an.

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Aus jeder Ritze wuchert das Unkraut, in dem Gewucher bleibt Müll hängen, auch Staub und natürlich Reste von Hundehäufchen. Das schöne Bernburger Mosaik ist regelrecht zugewachsen, diese typische Berliner Pflasterung mit den kleinen Granitsteinen im sogenannten Unterstreifen – also zwischen Gehweg und Bordsteinkante. Wozu wurden die schönen Steine gesetzt, wenn man es gar nicht mehr sieht?

An einem Morgen im August taucht plötzlich ein BSR-Mann in unserer Straße auf und macht sich an den überwucherten Steinen zu schaffen, ganz allein mit einer elektrischen Sense und anderen Geräten. Eine echte Knochenarbeit. Warum er ganz allein schuftet, frage ich. Das weiß er auch nicht, Personalmangel wahrscheinlich.

Es gelingt ihm tatsächlich, die Steine auf mehreren hundert Metern wenigstens teilweise wieder freizulegen, sodass der Kollege mit der Kehrmaschine später den Unterstreifen kehren kann, was monatelang nicht mehr möglich war.

Für Baumscheiben ist das Bezirksamt zuständig

Die Baumscheiben aber, also die ungepflasterten Flächen am Fuße der Straßenbäume, werden von der BSR nicht bearbeitet. Da sieht es schlimm aus. Da stehen meterhohe wilde Hecken um die Bäume. Da hängen Plastiksäcke, mit denen die Bäume vor langer Zeit bewässert wurden, als Fetzen am Stamm. Da liegt jede Art von Müll.

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Für die Pflege der Baumscheiben ist das Bezirksamt zuständig. Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf aber, mit Bürgermeisterin Kirstin Bauch (Grüne) und dem zuständigen Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne), kümmert sich nicht und nimmt seine Verantwortung nicht wahr. Wenn man fragt, bekommt man zur schnoddrigen Antwort, dass kein Geld zur Verfügung stehe, um die Baumscheiben zu pflegen.

Mit dieser sinnlosen Feststellung soll man sich als Anwohner und Steuerzahler zufriedengeben. Wozu zahlen wir denn Steuern, wenn bisher nicht einmal die Gehwege sauber gehalten werden? Und wozu wurden diese beiden grünen Politiker überhaupt ins Amt gewählt, wenn sie ihrer elementaren Aufgaben nicht gerecht werden?

Berlin soll eigentlich die sauberste Stadt werden

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kündigte im Frühjahr an, er wolle Berlin in eine saubere Stadt verwandeln. Um herauszufinden, wo die Verschmutzung am schlimmsten ist, lud er alle Berliner vom 24. Juni bis zum 31. Juli zu einer Online-Befragung ein. Das Ergebnis soll Ende des Jahres vorliegen. Anfang August rief Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU) für 170.000 Euro die Plakat-Kampagne „Sauber geht nur gemeinsam“ ins Leben.

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Befragung und Kampagne sind nett gemeint, lenken aber davon ab, dass allein die Regierung für Sauberkeit und Ordnung verantwortlich ist. Dafür wurde sie gewählt.

Hans Wall, der bekannte Unternehmer und große Freund und Sponsor Berlins, sagte mir einmal: „Wenn ich Bürgermeister wäre, würde ich erst einmal sauber machen.“ Er wurde leider nicht zum Bürgermeister gewählt und verstarb 2019.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de

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