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Wiesbadener Kulturbeirat warnt vor existenziellen Kürzungen, sieht die freie Szene am Limit und fordert 1,2 Millionen Euro Nachschlag.

Der Kulturbeirat in Wiesbaden hat wegen der geplanten Kürzungen im Kulturetat ein Warnsignal gesendet: Der Anteil für Kulturausgaben sinkt demnach von 3,6 Prozent 2023 über 3,19 Prozent im vergangenen Jahr und aktuell 2,99 Prozent auf rund 2,8 Prozent im Haushaltsentwurf 2026.

Der Kulturentwicklungsplan soll nur noch mit 50 000 Euro ausgestattet werden, die freien Projektmittel schrumpfen von rund 240 000 Euro 2024 auf lediglich 80 000 Euro für 2026. Zugleich führe die fehlende Anpassung der institutionellen Zuschüsse – angesichts einer Preissteigerung von über 20 Prozent seit 2020 – zu faktischen Kürzungen, die besonders freigemeinnützige Träger existenziell gefährdeten, kritisiert der Kulturbeirat.  

Freie Szene droht einzubrechen

Er fordert deshalb die Umsetzung der „weiteren Bedarfe“ und sämtlicher Juryempfehlungen, eine dynamisierte Förderung nach Preisindex, gestärkte Projektförderung und die Fortführung des Kulturentwicklungsplans – kurz: mindestens 1,2 Millionen Euro zusätzlich. „Die freie Szene droht ohne aktives Eingreifen der Politik einzubrechen“, warnt der Vorsitzende des Gremiums und frühere Oberbürgermeister Helmut Müller, Vorsitzender des Gremiums. Der Verlust kultureller Vielfalt treffe den sozialen Zusammenhalt und den gesellschaftlichen Dialog.

Der Beirat hat sich mit einem Brief an die Fraktionen im Rathaus gewandt. Die Fraktion FWG/Pro Auto mahnte daraufhin, man dürfe in Anbetracht leerer Kassen nicht „nach dem Floriansprinzip“ handeln. Die Fraktion werde einzelne Förderungen prüfen und hinterfragen.

Musiker:innen der Kooperative New Jazz aus Wiesbaden protestieren auf dem Dern‘schen Gelände im Wortsinne mit Pauken und Trompeten gegen Kürzungen des Kulturetats. An einer Mauer hinter ihnen ist ein rotes Plakat angebracht, auf dem mit weißer Schrift geschrieben steht: „Die Kultur sieht rot“. Vor zwei Jahren bereits protestierten Kulturschaffende gegen geplante Etatkürzungen. © Renate Hoyer