Zur Person

Patrick Drewes (32)

kommt aus Delmenhorst und hat in der Jugend für den TuS Heidkrug gespielt. Von seinem Heimatverein wechselte der Torhüter in die Jugend des VfL Wolfsburg. Im Profibereich hat Drewes schon für den FC Wil, Preußen Münster, Würzburger Kickers, SV Sandhausen, Karlsruher SC sowie für den VfL Bochum gespielt. Ende Juni schloss sich Drewes dem Reviernachbarn Borussia Dortmund an.

Herr Drewes, sind Sie eigentlich ein Freund von Statistiken?

Patrick Drewes: (lacht) Kommt darauf an, ob sie gut sind oder nicht. Aber eigentlich eher nicht.

Es gibt da nämlich eine Statistik, in der Sie bei Ihrem neuen Verein Borussia Dortmund vor Ihren Torhüter-Konkurrenten Gregor Kobel und Alexander Meyer stehen. Sie sind der einzige der drei Keeper, der noch kein Gegentor kassiert hat, wenn man alle Spiele ab Vorbereitungsbeginn nimmt. Bei Ihrem BVB-Debüt im Testspiel gegen die Sportfreunde Siegen haben Sie 45 Minuten lang den Kasten sauber gehalten.

An sich ist das eine Aussage (lacht). Die hinkt aber natürlich, weil die Spielzeit miteinberechnet werden muss, auch die Qualität der Gegner. Deswegen ist das vielleicht eine Statistik, die zwar für mich spricht, aber am Ende nichts aussagt.

Wie sind denn Ihre ersten Wochen in Dortmund gelaufen?

Sehr gut. Ich fühle mich echt wohl und bin sehr gut aufgenommen worden von den Jungs. Es war einfach, in die Mannschaft reinzukommen. Das sind alles gute Jungs, mit denen ich zusammen sein kann. Grundsätzlich nimmt man eine kurze Vorbereitung als Fußballer gerne, weil es dann schnell wieder losgeht und um Punkte geht. Vom Training und allem Drumherum passt es gut.

Das Dortmunder Stadion durften Sie bereits als Gegner kennenlernen. Bei der Saisoneröffnung Anfang August waren Sie das erste Mal als BVB-Spieler im Signal Iduna Park. Was war das für ein Gefühl, vor über 80.000 Zuschauern dort einzulaufen?

Es war Wahnsinn, was an dem Tag los war. Wir hatten vorher schon im Trainingslager ein öffentliches Training. Da war ich auch schon beeindruckt, wie viele Fans den Weg nach Österreich auf sich genommen haben. Es ist schon beeindruckend, was um den Verein herum passiert. Was da an Zuspruch und an Fanaufkommen los ist, das ist enorm.

Es ist wahrscheinlich noch mal eine Nummer größer als bei Ihren vorherigen Vereinen, oder?

Ja, deutlich größer. Ich hatte in den letzten Jahren immer tolle Vereine, wo es einen großen Fanzuspruch gab. In Sandhausen war es vielleicht ein bisschen weniger. Das hat sich in Karlsruhe gesteigert und war vergleichbar mit dem, was ich in Bochum erlebt habe. Aber der Sprung nach Dortmund ist noch mal eine andere Hausnummer.

Für den BVB stand jetzt das erste Pflichtspiel mit der Erstrundenpartie im DFB-Pokal bei Rot-Weiß Essen an. Ihre Teamkollegen mühten sich lange und gewannen am Ende knapp mit 1:0. Sie selbst waren nicht im Kader. Wie haben Sie das Spiel von außen wahrgenommen?

Für ein erstes Pflichtspiel war es von unserer Seite aus ordentlich. Ich glaube, das Pokal-Wochenende hat allgemein gezeigt, dass es kein Selbstläufer ist, egal gegen wen es geht. Wir hatten mit Essen einen guten Gegner, gegen den du dann auch erst mal weiterkommen musst. Klar hört sich ein 1:0 am Ende nach wenig an, aber schlussendlich ist das Pokal-Motto ja auch „Gewinner bleibt“. Es geht darum weiterzukommen. Und unsere Kugel ist weiterhin im Topf.

Einer dieser Vereine, der es dem Favoriten sehr schwer gemacht hat, ist der SV Atlas Delmenhorst. Der Oberligist glich zweimal gegen den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach aus und unterlag am Ende nur knapp mit 2:3. Haben Sie als gebürtiger Delmenhorster die Partie des SV Atlas verfolgt?

Ich habe es zeitweise in der Konferenz verfolgt. Ich war da mit meiner Familie zusammen und habe immer wieder ein Auge drauf gehabt. Ich war zeitweise überrascht, weil ich ein paar Minuten verpasst hatte und es dann noch mal so knapp war. Von dem, was ich gesehen habe, hat sich Atlas sehr teuer verkauft und hat da ein sehr gutes Bild abgegeben. Wenn man so nah dran ist, ist es fast schon ärgerlich, dass es nicht noch weiter in die Verlängerung oder gar ins Elfmeterschießen ging.

Ihren Wechsel nach Dortmund hatte nicht unbedingt jeder auf dem Zettel. Mit Gregor Kobel als Nummer eins und Alexander Meyer als Stellvertreter ist der BVB auf der Torhüter-Position gut besetzt. Die Chancen auf Einsatzzeiten sind dementsprechend gering. Warum haben Sie sich trotzdem für einen Wechsel entschieden?

Unmittelbar nach Saisonende kam der Kontakt mit Dortmund zustande. Bei den ersten Gesprächen hat mir der Verein gesagt, wie sie sich die Rollenverteilungen in Zukunft vorstellen. Ich habe das dann für mich mitgenommen und überlegt, ob das was für mich sein kann. Im ersten Moment war ich recht positiv angetan, weil der BVB ein riesengroßer Verein ist, der nicht jeden Tag anruft. Ich kann dort noch mal Erfahrungen sammeln, die ich so bisher in meiner Karriere noch nicht hatte. Ich habe dann weitere Gespräche mit den Verantwortlichen geführt und das hat mich dazu bewogen, den Schritt zu machen. Es war ein inneres Gefühl, wo ich gesagt habe: Das kann etwas Gutes werden, da habe ich Bock drauf.

Trotzdem werden Sie als Nummer drei vermutlich nicht oft spielen. Juckt es nicht automatisch in den Fingern, wenn man vorher regelmäßig gespielt hat?

Klar, das waren natürlich Gedanken, die ich in der Zeit hatte, als ich entscheiden musste, wie es weitergeht. Ich habe mich dann gefragt: Was gebe ich dafür ein Stück weit auf und was bekomme ich? Das war so die Abwägung. Der Verein und die Erfahrung, die ich dort sammeln kann auf einem Trainingsniveau, was ich bisher nicht hatte, waren die ausschlaggebenden Punkte, dass ich mich dafür entschieden habe.

Wie ist denn das Verhältnis zu Ihren Torhüter-Kontrahenten Gregor Kobel und Alexander Meyer?

Sehr gut. Wir gehen im Torwartteam gut miteinander um und sind alle positiv zueinander. Die Rollen sind klar verteilt. Von daher geht es darum, uns gegenseitig zu pushen und darüber dann der Mannschaft zu helfen.

Und wie erleben Sie Niko Kovac als Trainer?

Er ist für mich ein sehr, sehr guter Trainer, der seine Prinzipien vorlebt, die er hat. Die dreieinhalb Wochen, die ich jetzt mit ihm arbeiten darf, sind durchweg positiv.

Sie haben es schon angerissen. Neben Bochum haben Sie für andere Vereine im Profifußball gespielt. Sie haben für die Würzburger Kickers, den SV Sandhausen, den Karlsruher SC und den VfL Bochum regelmäßig gespielt. Wie blicken Sie auf Ihre bisherige Zeit im Profifußball zurück?

Das ist eine gute Frage, weil sie viel umfasst. Wenn ich jetzt mal mit Wolfsburg anfange aus der vierten Liga über Würzburg in der dritten Liga, dann Sandhausen und Karlsruhe zweite Liga und schließlich Bochum und jetzt Dortmund in der ersten Liga: Ich glaube, dass ich einen echt coolen Weg genommen habe, den ich mir über Jahre erarbeitet habe und auf den ich auch ein Stück weit stolz bin.

Beim BVB haben Sie für zwei Jahre unterschrieben. Was möchten Sie in der Zeit sowohl persönlich als auch mit der Mannschaft erreichen?

Ich glaube, dass vom Verein immer der Anspruch ist, ganz oben mitzuspielen und sich auch mal den einen oder anderen Titel zu holen. Inwieweit das möglich ist, wird die Saison zeigen. Aber ich finde den Anspruch gut und dass die Ambitionen da sind, Titel einzufahren. Das ist ja ein Stück weit auch noch mal ein anderes Mindset, als ich es in den vergangenen Jahren in den anderen Vereinen erlebt habe. Dieses Streben nach Erfolg einfach. Ich persönlich habe mir im Sommer Gedanken gemacht, wie ich die Rolle als Nummer drei ausfüllen möchte.

Wie wollen Sie diese Rolle denn ausfüllen?

Ich möchte das so gut wie möglich angehen, mich im Training zeigen und für mich und die Mannschaft das Trainingsniveau hochhalten, um im Zweifel bereit zu sein, wieder spielen zu können. Ansonsten möchte ich für die Truppe da sein und sie so gut es geht unterstützen und wenn man gebraucht wird, einfach da zu sein. Man weiß ja nie, wie so eine Saison verläuft.

Nach Vertragsende beim BVB wären Sie 34 Jahre alt. Denken Sie schon über ein Karriereende nach oder wollen Sie danach noch weiterspielen?

Wenn Körper und Geist mitmachen, ist es für mich noch kein Alter, in dem ich schon aufhören möchte. Mein Ziel ist es schon noch, ein paar Jahre dann weiterzuspielen. Ich arbeite tagtäglich dafür, dass ich gesund und fit bleibe. Auch wenn ich jetzt keine 20 mehr bin, glaube ich, dass ich mich gerade bei so einem Verein wie Borussia Dortmund über das tägliche Training sehr, sehr gut weiterentwickeln kann, sodass es in zwei Jahren noch weitergeht.

Wäre denn irgendwann noch mal eine Rückkehr zu Ihrem Jugendverein TuS Heidkrug, in was für einer Rolle auch immer, eine Option zum Ende der Karriere oder nach der Karriere?

Gute Frage. Ich würde es nicht ausschließen, habe mir darüber jetzt aber noch nicht wirklich große Gedanken gemacht. Ich verfolge nach wie vor, wie es dem Verein geht und was da so passiert. Ob es irgendwann mal eine Rückkehr geben wird oder nicht, das weiß ich aber jetzt noch nicht.

Soll es denn irgendwann wieder in Ihre Heimatstadt Delmenhorst zurückgehen?

Ob es genau nach Delmenhorst zurückgeht, das weiß ich noch nicht. Aber in die Region zurück ist schon gut möglich.

Das Interview führte Maurice Reding.

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