Er soll ein Wettbüro im Leipziger Norden überfallen und mehr als 19.000 Euro Beute gemacht haben: Mehr als sieben Monate später begann vor dem Landgericht am Mittwoch, dem 27. August, der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter. Der 26-jährige Lukas H. muss sich wegen schweren Raubes verantworten. Der Beginn der Verhandlung ergab dann aber einige Komplikationen, die es zu klären gilt.

Den jungen Mann, um den es in diesem Prozess gehen wird, bringen Justizwachtmeister am Nachmittag aus der Untersuchungshaft in der JVA Leipzig zum Landgericht. Lukas H. verzichtet ausdrücklich auf einen Gesichtsschutz vor den Pressefotografen, nimmt nach der Ankunft im Gerichtssaal scheinbar entspannt seinem Verteidiger Ingo Stolzenburg Platz.

Zwei Wochen nach dem Überfall klickten die Handschellen

Lukas H. ist mehrfach vorbestraft, wegen Eigentumsdelikten und räuberischen Diebstahls stand der 26-Jährige bereits vor Gericht, kassierte Jugend- und Freiheitsstrafen. Nun geht es um einen Vorfall am 21. Januar 2025: An jenem späten Dienstagabend soll der Arbeitslose gegen 23:00 Uhr ein Wettbüro in der Eutritzscher Straße überfallen haben, das schon mehrfach Ziel von Räubern war.

Unter Bedrohung durch einen schusswaffenähnlichen Gegenstands, so die Anklage, habe Lukas H. die 19 Jahre alte Kassiererin dazu gebracht, den Tresor zu öffnen. Dabei seien die Worte „Du Schlampe, gibt mir das ganze Geld, ich will das ganze Geld!“ gefallen.

2020 / 2021 war der Radweg an der Eutritzscher Straße monatelang gesperrt. Foto: Ralf JulkeEutritzscher Straße in Leipzig. Archivbild: Ralf Julke

Aus lauter Angst sei die Angestellte der Forderung nachgekommen, blieb vollkommen geschockt zurück, während Lukas H. mit 19.142 Euro Beute sowie einem Samsung-Mobiltelefon vom Tatort geflüchtet sei. Allerdings kamen Ermittler dem Mann relativ schnell auf die Schliche – Spezialkräfte des LKA Sachsen nahmen den Mittzwanziger am 5. Februar 2025 fest und stellten potenzielles Beweismaterial sicher. Am 6. Februar wurde Haftbefehl erlassen.

Überraschung: Geschädigte aktuell selbst in Untersuchungshaft

Zum Prozessauftakt am Mittwoch äußerte sich Lukas H. zunächst nicht über die schweren Vorwürfe. Nach Angaben seines Verteidigers Ingo Stolzenburg habe es der Angeklagte bisher auch ihm gegenüber strikt abgelehnt, sich zu möglicherweise weiteren beteiligten Personen einzulassen. Hinzu kommt, dass nach Angaben einer forensischen Gutachterin, die den Angeklagten einschätzen soll, noch wesentliche Details zu seiner angenommenen Suchtgeschichte fehlen.

Ein weiterer möglicher Zeuge gilt aktuell als untergetaucht, während am Mittwoch auch noch bekanntgegeben wurde, dass die am 21. Januar überfallene Mitarbeiterin des Wettbüros derzeit wegen einer anderen Angelegenheit selbst in Untersuchungshaft sitzt. Die eigentlich für kommende Woche vorgesehene Befragung der jungen Frau, die wegen ihres Schocks nach der Tat ärztlich behandelt werden musste, verschob die Strafkammer auf Ende September.

Der Geschädigten soll ein Rechtsanwalt als Zeugenbeistand bereitgestellt werden, damit sie die höchst belastende Vernehmungssituation im Gerichtssaal besser bewältigt. Für den Fall, dass der Angeklagte verurteilt werden sollte, steht dem Vernehmen nach auch dessen Unterbringung in einer Entziehungsanstalt zur Debatte. Die 6. Strafkammer hat vorsorglich Verhandlungstage bis Anfang Oktober anberaumt. Fortgesetzt wird der Prozess am nächsten Mittwoch, dem 3. September.