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Am Samstag war der letzte Verkaufstag bei der Metzgerei Ziaja in Frankfurt. Nach 20 Jahren ist Schluss für das Traditionsgeschäft in Niederrad.
Frankfurt – Schon in den 1940er Jahren bot in der Schwarzwaldstraße 37a eine Metzgerei ihre Waren an. „Das Geschäft war schon da, als ich ein siebenjähriger Bub war“, sagt ein 84 Jahre alter Stammkunde der Zjajas, der noch einen letzten Wurstvorrat einkauft. Sogar 1902 gab es hier bereits eine Metzgerei, weiß der Chef Volker Zjaja: Gass und Kunz hieß sie. Teile der alten Wurstküche gingen in den Besitz des Metzgermeisters ein, als er selbst 2005 hier vom Vorgänger, der Metzgerei Huwer, übernahm.
Gut besuchter Mittagstisch bei Metzgerei Ziaja in Frankfurt-Niederrad
Ob er die Gerätschaften aus der Küche und den großen Fleischwolf, der in einem gekühlten Fach im Verkaufsraum frisches Hackfleisch dreht, nochmals verkaufen kann, bezweifelt Ziaja. „Das braucht ja heute keiner mehr“, meint er. Echte Fach-Metzgereien sterben aus, viele kauften das billigste Fleisch im Discounter.
Doch längst nicht alle, wie an der zahlreichen Kundschaft gestern Mittag zu sehen ist. Hausgemachte Fränkische Bratwurst, Ahle Worscht, Salsiccia, Pollo Fino und andere Köstlichkeiten gehen über die noch immer prall gefüllte Verkaufstheke. „Wo geh ich denn ab jetzt hin?“ fragt ein Handwerker, der regelmäßig bei Ziajas seine Lieblingswurst einkauft. „Jetzt muss man eben woanders ausprobieren, was einem schmeckt“, rät Sabine Ziaja.
Die vergangenen Wochen seien wie zu Zeiten des Weihnachtsgeschäfts gewesen, berichtet sie. „Viele unserer treuen Kunden haben ihre Vorräte aufgefüllt, haben sich Würste und Fleisch für die Tiefkühltruhe einschweißen lassen.“ Das Regal mit den Einweckgläsern ist leergefegt. Auch der Mittagstisch war – wie auch gestern – gut besucht.
Tränen bei Stammkunden der Frankfurter Metzgerei
Stammkunden, darunter ältere Damen aus der Nachbarschaft, hätten an der Theke gestanden und geweint, erzählt Volker Ziaja. Auch am vorletzten Tag verabschieden sich viele mit Handschlag und guten Wünschen (“Alles Gute!“, „Bleibt gesund!“) beim Chef, mit dem man stets auch einen ausführlichen Plausch über die Eintracht halten konnte.
Er selbst geht mit einem weinenden und einem lachenden Auge in den Ruhestand. Der neue Hausbesitzer habe ihn warten lassen, eine Einigung über die Verlängerung des auslaufenden Mietvertrags sei nicht zustande gekommen. Er entschloss sich, die Reißleine zu ziehen. Ende des Jahres werde er 65 Jahre alt, da sei es Zeit, kürzer zu treten. „Wir haben bis zuletzt sieben Tage die Woche gearbeitet.“ 16 Mitarbeiter hatte die Metzgerei zu den guten Zeiten, zuletzt waren es neun. Die Kosten insgesamt seien gestiegen, vor allem für Energie und zuletzt auch die Miete.
Volker und Sabine Ziaja (vorne im Bild) gehen in den Ruhestand. Die Mitarbeiter Stefanie Berbert und Daniel Walton haben am letzten Tag noch einmal alle Hände voll zu tun. © Michael Faust
Gelernt hatte Zjaja in den 1970er Jahren bei seinem Vater in dessen gleichnamiger Metzgerei in Eckenheim. Die zog Mitte der 1990er um nach Eschborn. Dort musste wegen Umbauten am Haus die Wurstküche geschlossen werden. Als er hörte, dass in Niederrad Nachfolger gesucht werden, zögerte Ziaja nicht lange und zog den Betrieb um.