Gastronomie in Esslingen: Getrennte Rechnungen: Nicht in allen Lokalen gern gesehen Bruno Eiwen, Inhaber der Esslinger Weinstube Eißele und des Biergartens Eissele’s RSK, lobt den Vorstoß seines Branchenkollegen Salvatore Marrazzo. Foto: Markus Brändli

Die Esslinger Gastronomen sind gespalten, was die neue Regelung fürs Bezahlen des örtlichen Wirts Salvatore Marrazzo angeht.

Von großer Zustimmung bis zu völligem Unverständnis reichen die Reaktionen der Esslinger Gastronomen auf den Vorstoß ihres Branchenkollegen Salvatore Marrazzo. Auch in den Sozialen Netzwerken wird kontrovers darüber diskutiert. Der Wirt des Restaurants „Accanto“ am Esslinger Rathausplatz hatte jüngst erklärt, dass in seinem Lokal keine Rechnungen mehr gesplittet werden – sofern dies nicht schon vor der Bestellung angekündigt wird. Während manche vollstes Verständnis äußern, können andere diese Regelung überhaupt nicht nachvollziehen.

Bruno Eiwen, Inhaber der Weinstube Eißele und des Biergartens Eissele’s RSK, ist voll des Lobes: „Ich stehe hinter Salvatore Marrazzo, ich finde die Entscheidung sehr gut.“ Das Splitten von Rechnungen sei hier ein großes Thema. Denn es könne sehr aufwendig sein, wenn an einem großen Tisch jeder einzeln zahlen wolle. Im Biergarten sei das zwar kein Problem, dort sei es Usus, dass die Gäste einzeln zahlen.

Esslinger Gastronom lobt Vorstoß von Wirt Marrazzo

Aber gerade in Lokalen mit gehobenem Service wie bei Marrazzo oder auch in seiner eigenen Weinstube fehle die Zeit der Servicekräfte im Zweifelsfall an anderer Stelle, sagt Eiwen. Denn dort sei es nicht damit getan, Essen zu bringen und abzukassieren, sondern die Gäste würden viel intensiver bedient und umsorgt. Da könne es schon störend sein, wenn 16 Leute getrennt zahlen und vielleicht noch über ihren Anteil an der Weinflasche diskutieren. „Salvatore Marrazzo ist ein toller Vorreiter – ich weiß nicht, ob ich den Mumm gehabt hätte, diesen Schritt zu gehen“, so Eiwen.

Ifigenia Circacopoulos, Inhaberin des griechischen Restaurants Galleria Zeus, hingegen sagt: „Wir sind in Deutschland, getrennte Rechnungen gehören zu unserer Dienstleistung dazu.“ Es sei üblich, dass in der Esslinger Gastronomie getrennt bezahlt werde – und bei ihrem Kassensystem sei das auch überhaupt kein Problem. Es wollten aber längst nicht alle Gäste getrennt zahlen, vielmehr gebe es die unterschiedlichsten Varianten: An manchen Tischen zahle einer alles, an anderen werde einfach halbiert, wieder andere sammelten den Gesamtbetrag selbstständig am Tisch ein. „Bei uns funktioniert das alles reibungslos“, sagt Circacopoulos.

Esslinger Wirtin sieht getrenntes Bezahlen gelassen

Im Café Emil sieht man das Thema ebenfalls gelassen. „Wir fragen vor dem Kassieren immer, ob getrennt oder zusammen und ob mit Karte oder bar bezahlt wird“, erklärt Inhaberin Corinna Deising. Damit spare man sich Wege und Unklarheiten – und im Kassensystem sei es kein Problem, getrennte Rechnungen zu erstellen. So ganz nachvollziehen könne sie den Vorstoß von Marrazzo daher nicht, zumal getrenntes Bezahlen hier schon immer üblich gewesen sei.

Natürlich sei es aufwendig, wenn bei einer Gruppe von zehn Leuten jeder einzeln zahlen wolle, so Deising. Aber das komme nicht so häufig vor. „Und ich habe ziemlich pfiffige Mitarbeiter, die bekommen das hin“, sagt die Wirtin. Falls das Kassieren etwas länger dauere, bringe in der Zeit eben eine andere Kollegin das Essen zu den Tischen.

An der Tür des Restaurants Accanto in Esslingen wird über die neuen Bezahlregeln informiert. Foto: oh

Auch in den Sozialen Medien wird das Thema heiß diskutiert. Auf Instagram äußern sich sowohl Befürworter als auch Kritiker der neuen Regelung von Marrazzo. So kommentiert etwa eine Nutzerin: „Ich finde es ok, wenn er es vorher sagt“. Ein anderer Bürger hingegen schreibt: „Da geh ich nicht mehr hin, ganz einfach.“ Eine weitere Userin findet: „Wo ist bitte das Problem? Einer zahlt die komplette Rechnung und später wird auseinander gerechnet, wer was bezahlen muss.“