Kommentar
Altkleidersammlung: Das System ist gescheitert
Die Stadt Hannover lässt bis Ende Oktober alle 520 Altkleidercontainer im Stadtgebiet abbauen. Für NP-Redakteur Harald Thiel ist dieser Schritt nachvollziehbar, denn das derzeitige System der Kleidersammlung ist für ihn schon lange am Ende.
Hannover. Die Nachricht kommt überraschend – und ist es eigentlich doch nicht. Auch andere Städte verzichten bereits auf eine Altkleidersammlung, jetzt baut auch Hannover seine Container im öffentlichen Raum ab, hat die Verträge mit privaten Anbietern gekündigt.
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Die Gründe sind ebenso vielfältig wie offensichtlich – denn das System funktioniert schon seit Jahren nicht mehr. Das hängt in erster Linie mit der Unmenge an Kleidung zusammen, die tagtäglich produziert und verkauft wird. Mode ist zu einem Fast-Fashion-Artikel mit immer kürzerer Halbwertszeit geworden. Der Markt wird überschwemmt mit Ware, die nach wenigen Wochen häufig nicht nur out, sondern auch verschlissen ist. Manches landet in Outlet-Läden, das Meiste im Container oder muss sogar als Sondermüll vernichtet werden.
Markt mit Billigmode überschwemmt
Hilfsorganisationen, die sich auch über den Verkauf von recycelter Kleidung finanzieren, sind überfordert. Sie werden überschwemmt mit zerschlissenen Klamotten, die sie selbst wieder loswerden müssen. Beigetragen zu dem Problem hat aber auch die EU mit ihrer neuen, nicht gerade überschaubaren Richtlinie zur Textilentsorgung. Oder wissen Sie ganz genau, welche Kleidung im Sammelcontainer, und welche im Restmüll landen soll?
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Was hilft? Weniger Konsum und weniger Wegwerfware, klar. Vielleicht aber auch eine Art Pfandsystem. Wer die von ihm gefertigte Ware zurücknehmen muss, produziert vielleicht auch nachhaltiger. Und wer für sein neues Shirt einen Aufschlag bezahlt hat, bringt es wieder dort hin, wo er es herhat – und stopft es nicht in den nächstbesten Container.
NP